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Partnerlook aus Slub-Jersey

Ich hab mir im April, in einer ambitionierten Stoff-Online-Großbestellung, unter anderem einen Meter Slub-Jersey gekauft. Der war und ist so schön neutral und gut kombinierbar, in einer Art Sandfarbe. Als es im Juli noch mal heiß wurde, wollte ich ihn zu einem T-Shirt vernähen. Bei der Gelegenheit habe ich erst mal nachgelesen, was „Slub-Jersey“ eigentlich heißt. Ich kannte die Vokabel „slub“ nicht und konnte lernen, dass sie mit „Fadenverdickung“ übersetzt wird. Das kann ich mir merken – sieht man sofort am Stoff.

Ich wollte ein schlichtes Oberteil und habe den Näähglück-Schnitt Taru gewählt. Der ist unten leicht ausgestellt, und da hatte ich Hoffnung, ihn mit minimaler Anpassung sowohl in den letzten Schwangerschaftswochen als auch noch danach tragen zu können. Eine maximale Anpassung brauchte ich aber in den Schultern. Taru in Größe 42 hat eine Schulterweite von 34 Zentimetern, ich brauche aber 41. Also habe ich die Schnittteile an der Schulter um je 3,5 Zentimeter im Bruch erweitert; dafür musste ich am Bruch Papierstreifen ankleben, damit das überhaupt geht.DSC_0072Für den aktuellen Stoff-Mehrbedarf am Bauch habe ich vorsichtige drei Zentimeter Länge am Vorderteil zugegeben. Das ist wenig, aber ich habe gehofft, dass die ausgestellte Form des Oberteils noch ein bisschen was auffängt. Sonst laufe ich ja nach der Schwangerschaft mit einer Stoffbeule am Bauch rum. Diese drei Zentimeter habe ich auch nicht gerafft, sondern auf einer Länge von etwa zehn Zentimetern auf Bauchhöhe durch Dehnung am Rückenteil ausgeglichen. Dadurch kräuselt es sich ja auch ein bisschen, aber so, dass man es kaum sieht. Mehr als drei Zentimeter wären da auch gar nicht gegangen; der Jersey dehnt sich kaum im Fadenlauf.DSC_0094Den Rest des Shirts habe ich absolut schlicht gelassen: beigefarbene Säume, ein Halsbündchen aus dem gleichen Stoff, fertig. Manchmal sind schlichte Stücke auch gut.DSC_0092Die Erweiterung der Schultern findet ja im Bruch statt, also mittig auf dem Stoffteil, dabei bleiben aber die Schulternähte gleich breit. Dadurch habe ich die Mehrweite auch im Halsausschnitt. Das gefällt mir echt gut, dass er damit etwas weiter wird. Für die breiten Schultern ist das gar nicht schlecht.DSC_0096In der Gesamtbetrachtung war das Shirt im achten Monat schon nur noch knapp passend, und bis zur Geburt wird es wohl nicht bauchbedeckend bleiben, aber ganz sicher kann ich es dafür auch noch danach anziehen. Damit ist ja mein Plan aufgegangen, und das freut mich.DSC_0095Der Rest des Slub-Jerseys reichte exakt noch für einen Wickelbody in Größe 56. Vielleicht wäre 62 auch noch gegangen, 68 aber schon ganz sicher nicht mehr. Das nenne ich mal ökonomische Stoffverwertung! Der Stoff ist so weich, dass ich Bündchenware zum Einfassen nicht günstig fand. Allerdings habe ich mich wirklich schwergetan, den passenden Jersey in ausreichender Breite zu finden. Fast alle Reststücke waren zu kurz, die breiten haben meist farblich nicht gepasst. Gelandet bin ich beim Lillestoff „Teo the Turtle“, der eigentlich eine beknackte Wahl ist, weil man auf der schmalen Einfassung nachher keine einzige Schildkröte mehr erkennt. Aber ich fand ihn farblich gut, und manchmal muss man wohl Kompromisse machen.

Weil der Stoff so dünn ist, habe ich außerdem Bindebänder geschnitten, damit ich mir die Druckknöpfe in den Vorderteilen spare. Da wäre ich nicht mal sicher gewesen, dass eine Jersey-Verstärkung reicht, und ich mag Vlieseline in Babykleidung nicht.DSC_0077Der Lillestoff ist ebenfalls eher dünn. Ich habe alle eingerollten Kanten abgeschnitten und dann Einfassstreifen zugeschnitten. Boah, war das ein frustrierendes Erlebnis bei der Verarbeitung! Der Jersey hat sich beim Einfassen die ganze Zeit im Einfasser eingerollt, obwohl ich ihn kein bisschen gedehnt und ganz liebevoll zugeführt habe. Ich habe noch immer wieder versucht, mit der Pinzette im Einfasser rumzupopeln, um die Röllchen wieder auszurollen, aber da war nichts mehr zu machen. Auftrennen wäre aber auch nicht gegangen, weil der Stoff zu dünn ist und ich ziemlich sicher war, dass die Kante das Trennen nicht überlebt.DSC_0078 (2)Im Ergebnis hat der Body eine der hässlichsten Einfassungen, die mir je unter den Nähnadeln vorgekrochen sind. Sie ist krumpelig, an vielen Stellen offen, völlig unterschiedlich breit, und am Halsausschnitt steht sie ab, weil ich ja nicht gedehnt hatte. DSC_0079Aus Trotz habe ich dem Stück die unattraktivsten kackbraunen Druckknöpfe verpasst, die ich im Fundus hatte. Und da habe ich mich offensichtlich auch noch tierisch vertan, was die Abstände im Schritt angeht, die habe ich nämlich angezeichnet und nicht kontrolliert.DSC_0080Der Body ist irgendwie trotzdem brauchbar, weil er ja wärmt, nun mal aus Bio-Baumwolle ist und zum Wegwerfen zu schade wäre. Aber ich glaube, den ziehe ich dem Baby nur unter Strampler, damit ich die hässliche Einfassung nicht immer sehen muss. Die an den Ärmeln geht nämlich noch…

Schade, dass dem schönen neutralen Stoff jetzt beim Body so ein elendes Schicksal widerfahren ist. Aber ich habe immerhin daraus gelernt, dass Einfassen mit Jersey noch mal ganz anders herausfordernd ist als mit Bündchen und dass ich viel besser wählen muss, welcher Jersey dabei geeignet ist. Also hatte das Nähstück dann am Ende doch sein Gutes…

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8 Kommentare zu „Partnerlook aus Slub-Jersey

  1. Ach, ich glaube, dass fällt nur dir auf weil du es weißt.
    Wäre doch schade so einen schönen body nur drunter zu tragen.
    Deins gefällt mir auch gut.
    LG Iris

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  2. Dein Shirt finde ich richtig toll! Und beim Body gefällt mir die Einfassung farblich sehr gut. Da ich keine Cover habe fasse ich fast nichts ein und wenn dann nähe ich erst den Streifen rechts auf rechts an der Kante mit der Ovi an, klappe dann um und fixiere mit der Nähmaschine. Habe so bisher ein Top für mich eingefasst und das hat erstaunlich gut funktioniert. Mach dir nichts aus dem- in deinen Augen – misslungenen Body, das fällt nur dir auf und die Größe wird wohl auch nicht ewig passen. Kann also bald guten Gewissens aussortiert werden 😉
    LG Petra

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  3. Liebe Meike, ich finde beide Teile – Shirt und Body – klasse. Klar, das immer kritische Nähauge ist mit der Einfassung nicht zufrieden. Aber ich wette viel, dass es niemanden auffallen wird! Und das Septemberbaby wird sich enfach nur darin wohlfühlen!
    Danke übrigens für das Bild, auf dem Du zeigst, wie Du die Schulterbreite anpasst. Da muss ich auch mal ran…habe ich mir gleich mal ausgedruckt!
    Den Wert, den du vom Kleidungsstück angibst: Ist das der Wert, der im Schnittmuster beim fertigen Kleidungsstück angegeben ist? Oder in der „normalen“ Maßtabelle?
    Danke Dir auf alle Fälle, auch für die Verlinkung!! Karin

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    1. Hallo Karin! Ja, das noch relativ neue Wissen über Schulterweiten-Anpassung gebe ich doch gerne weiter: Gemessen wird von der Stoffbruch-Kante, gegebenenfalls gedanklich nach oben verlängert, im rechten Winkel bis zum äußersten Ende der Schulternaht. Du misst also nicht am fertigen Kleidungsstück, sondern auf dem Schnittmuster.
      Wenn du deine eigene Schulterweite korrekt messen willst, hebst du einmal den Arm, und etwa auf der Waagerechten entsteht auf der Schulter ein Grübchen. Dieses Grübchen ist der Punkt, an dem die Schulternaht enden soll. Deine Schulterweite ist also von Grübchen zu Grübchen. 😁
      Konntest du das verstehen? Oder habe ich es doof erklärt?

      Liebe Grüße!

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