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Ein Schnitt, drei Versionen

Vor ziemlich genau einem Jahr, im Januar 2019, ging es im Menschen(s)kinder-Monats-Post bei Grüner Nähen – Bunter Leben um den „Mini-Me-Trend„. An den musste ich Weihnachten 2019 wieder denken, als ich in der Verwandtschaft ein fünf Monate altes Kind in Cargohosen und kariertem Flanellhemd erblickt habe. Ich finde das nicht niedlich, mir tun solche Babys in total unbequemen Sachen jedes Mal ein bisschen leid.

Für das Stöpselchen nähe ich immer noch Babyanzüge, auch wenn es jetzt 16 Monate alt ist und schon Größe 92 trägt. Das ist übrigens bei den meisten Schnitten die letzte Größe für Babysachen, und zugegebenermaßen passt das den meisten Kindern auch am zweiten Geburtstag noch. Ich habe mal in den alten Fotos gesucht, und die großen Brüder hatten mit eineinhalb auch noch Strampelhosen und Einteiler an. Ich finde das einfach kuschelig und praktisch, auch wenn es beim Wickeln vielleicht zehn Sekunden schneller geht, eine klassische Hose runter- und wieder hochzuziehen. Aber kommt es wirklich auf die zehn Sekunden an?

Im Dezember habe ich für das Stöpselchen gleich dreimal den Babyanzug Anton von Klimperklein zugeschnitten, aus Gründen des Stoffmangels aber in drei verschiedenen Varianten. Der Schnitt hat eigentlich, wenn man ihn anleitungsgerecht näht, lange Ärmel und eine Wickelleiste. Das habe ich bei der ersten Version auch gemacht, aus einem wunderschönen Biojersey von Stoff & Stil, den ich extra für einen solchen Anton-Anzug gekauft hatte.

Bei diesem Anzug hat einfach alles geklappt, das hat mich total gefreut, weil ich dem herrlichen Stoff möglichst gerecht werden wollte. Es wäre aber auch noch genug übrig für eine Leggings und/oder ein Langarmshirt.

Größe 92 hat noch ziemlich viel Platz, aber eine knappe Größe 86 zu nähen, ist einfach unlogisch.

Exakt passende Druckknöpfe hatte ich nicht, aber Grau ist ja nicht so eigen in der Kombination mit anderen Grautönen. Damit konnte ich leben.

Der zweite Anzug ist fast anleitungsgerecht, nur war der Stoff um acht Zentimeter zu kurz für das Schnittmuster. Ich hatte von Karin von Grüner Nähen – Bunter Leben ein Stück Lillestoff „Waterkant“ geschenkt bekommen, dem ich auch eine besonders würdige Existenz im Kleiderschrank bescheren wollte. Der hat nun einfach längere Bündchen und damit eine kürzere Wickelleiste bekommen, aber das funktioniert trotzdem sehr gut.

Und ja, an den Armen und Beinen hat der Anzug noch extrem viel Luft in die Länge, aber durch die Bündchen ist es trotzdem schon gut tragbar.

Richtig improvisieren musste ich beim dritten Anzug, für den ich einen Coupon der kleinen Raupe Nimmersatt verwerten wollte. Blöde Coupons, immer wieder lasse ich mich zum Kauf hinreißen und ärgere mich später, dass man sie so schlecht schneiden und vernähen kann.

Dadurch, dass der Anzug so bunt ist, sieht man das Puzzle gar nicht auf den ersten Blick. Es fing schon damit an, dass der Coupon viel zu klein war für einen ganzen Anzug. Zu kurz und zu schmal. Das konnte nichts werden, aber ich wollte eben unbedingt. Die Länge reichte bis kurz unter dem Schritt, also habe ich den Anzug dort gestückelt.

Das war keine besonders angenehm zu verarbeitende Stelle, weil der Zwickel damit fast auf die Teilungsnaht traf, und er ist schon ohne Teilung eine elende Fummelei. Aber gut, es hat ja geklappt.

Die rückwärtigen Hosenbeine habe ich nicht mehr ganz auf das Punktemuster bekommen, das linke Bein ist hinten einfarbig gelb. Das finde ich aber eigentlich egal, weil bunt auch unregelmäßig sein darf.

Von der Seite sieht man die Stelle gut, an der die vier Teile am Oberschenkel aufeinandertreffen. Der Anzug sitzt nicht hauteng, deshalb war mir das egal, dass da innen lauter Overlockwürstchen zusammenkommen.

Im Gesamtbild bleibt es bei „bunt“, und das soll der Anzug ja bitteschön auch sein.

Weil es für Ärmel beim allerbesten Willen nicht mehr gereicht hätte und der Stoff außerdem nur mit Kompromisslösung kombinierbar gewesen wäre, habe ich entschieden, den Anzug ärmellos zu nähen und die Armlöcher auch einfach einzufassen. Das habe ich schon mal gemacht, mein Bandeinfasser rattert anstandslos über diese Überlappungen.

Dieser Anzug hat keine Wickelleiste bekommen, weil sich das Oberteil gut genug einfach über die Schultern ziehen lässt – und ich beim dritten dann auch zu faul war. Der Stöpsel-Papa findet es lästig, das Stöpselchen und ich finden es okay.

Und ich freu mich total über drei niedliche, kleinkindgerechte, bequeme Babyanzüge für mein nicht-mehr-Baby. Cargohosen werden uns noch früh genug ereilen!

Verlinkt zu Menschen(s)kinder, The Creative Lover und Nähzeit am Wochenende

9 Kommentare zu „Ein Schnitt, drei Versionen

  1. Hallo Du Liebe, Du sprichst mir so aus der Seele… Ich mag es auch nur bedingt leiden, wenn so kleine Menschlein in viel zu großen Style gepackt werden, sie können sich ja nicht wehren und müssen es dann ertragen. Die neuen Einteiler vom Stöpselchen sind toll geworden, ich musste ja schmunzeln über Deine Bemerkung zum Kauf von Panelen 😊 So lange, wie es bei mir immer dauert überhaupt mal Kleidung zu nähen, ist jeder aus dem Alter ausgewachsen 🙈
    Hab einen schönen Sonntag mit Deinen Lieben, Katrin

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  2. Hallo Maike,
    ich bewundere wie fleißig du in der letzten Zeit genäht hast und freue mich über jeden neuen Blog Beitrag und das genähte 🙂
    Ich überlege gerade, was meine Tochter mit 16 Monaten so getragen hat. Einteiler nicht mehr wirklich. Sie konnte Druckknöpfe aufmachen und hat sich dann immer selbst ausgezogen o.O
    Also gab es gemütliche Hosen und Pullis. Irgendwann in der Zeit habe ich mal ne „geerbte“ Jeans mit Knöpfen ausprobiert. Fand ich doof. Viel zu eng am Bauch und vom Schnitt her auch zu tief. So auf Hüfte, bei einem Kleinkind… … …
    Ich habe bis heute keine gekauften Hosen aus Jeans im Schrank. Mag die Kleine auch mit 2,5 nicht, immer noch ungemütlich. Und da kann ich nicht glauben, dass ein Baby das angenehmer finden soll.
    Schönen Sonntag noch und viel Glück für die KSW!

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  3. Wir hatten in dem Alter auch keine Einteiler mehr. Dadurch, dass wir windelfrei mit back up machten, musste alles immer schnell gehen. Also hatte er immer Hosen mit Bündchen oder Gummizug an. Zum Schlafen gibt es jetzt mit 3 immer noch Einteiler, damit alle warm bleibt. Deine Einteiler sind aber herzallerliebst, ich mag die Farben sehr! LG ina

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  4. Ach die sehen alles so gemütlich und hübsch aus und ja – ich finde auch die Kinder sollen es vor allem bequem und kuschelig haben, alles andere ist egal. Da ich noch nicht nähen konnte und es meinem immer zu heiß war, gab es hier einfach Bodys und ne Kuschelhose drüber und gut. Ich mag hier besonders den zweiten Anzu un diesem hinreißenden Blau und dem tollen Motiv – vor dem Christbaum macht sich das herrlich aus! Ich bewundere wie du diese schwierigen Anzüge immer so gut hinbekommst, einfach prima! Liebe Grüße Ingrid

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  5. Liebe Meike,
    ich mag den blauen Anzug am liebsten. Unsere drei waren meist „zweiteilig“ unterwegs, aber dann auch mit gemütlicher Kleidung, die alle Bewegungen erlaubt. Und eine Cargohose haben wir bisher auch noch nicht gehabt. ;o)
    Liebe Grüße! Tina

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  6. Das sind alles drei richtig kuschelig bewegungsfreudige Teile! Und auch der gestückelte ist so richtig fröhlich!
    Und am meisten freue ich mich immer, wenn ich entdecke, dass es doch noch weitere Familien gibt die echte Kerzen am Baum haben;)
    Liebe Grüße Iggy

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    1. Ha! Das sind jedes Jahr wieder harte Kämpfe mit meinem lichterketten-sozialisierten Mann, aber in unserer Verwandtschaft haben alle Familien echte Kerzen und noch niemand je einen Unfall damit gehabt. Und es riecht und wirkt einfach anders!
      Liebe Grüße

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  7. Das ist bei uns zum Glück kein Diskussionsthema. Und Sorgen um die Sicherheit mach ich mir kaum. Es ist doch ein viel bewussterer Umgang mit dem Baum und den Kerzen, als wenn man einfach mit einem Tritt auf die Fußleiste den Baum einschaltet…

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