Wenige Wochen, bevor das neue Stöpselchen auf die Welt kommen sollte, ist mir aufgefallen, dass ich zwar haufenweise Babykleidung genäht hatte, aber nichts für mich. Und so ein paar Still-Oberteile sind ja doch von Vorteil. Meine Schnittmustersuche mit diesem Schlagwort hat mich ziemlich schnell bei Annas Country landen lassen, dort habe ich einen Schnitt gekauft.
Schön am Schnitt finde ich, dass er Umstandsshirt, Stillshirt und beides auf einmal sein kann, mit langen und kurzen Ärmeln. Zwei dicke, fette Haken hat er aber. Haken 1: Der Name. Was denkt man sich heutzutage dabei, einen Schnitt „Mutti-Shirt“ zu nennen?! Ich bin keine „Mutti“, ich kenne in meinem Alter auch keine „Mutti“, und ich will niemals „Mutti“ sein! Haken 2: Das Schnittmuster ergibt keinen gesamten Schnittbogen, sondern alle Teile sind separat ausdruckbar. Das mag seine Vorteile haben, führt aber meiner Meinung nach zu einer völlig utopischen Papierverschwendung, weil da eben manchmal nur noch eine Ecke vom Ärmelansatz auf der ansonsten leeren DIN A4-Seite ist. Ich habe also alle Seiten, die ich nicht brauchte, wieder in den Drucker gelegt und benutze die Rückseiten beim nächsten Schnittmuster. Doof finde ich das trotzdem.
Im ersten Versuch wollte ich ein Umstands-Stillshirt nähen, das ich bis zur Geburt und kurz danach anziehen kann. Da ich mit Oberteilen schon fiese Misserfolge in Sachen Passform hatte, wollte ich nicht den allerliebsten behüteten Stoff zerschneiden und habe den Sommerjersey „Granada“ von Lillestoff gewählt. Der war eigentlich mal ein Kauf-Unfall; ich wusste gar nicht, dass Lillestoff so dünnen Stoff herstellt, und fand ihn frustrierend wabbelig. „Granada“ wiegt 135 g/m², die „normalen“ Lillestoff-Jerseys zwischen 186 und 195. Aber ich mochte die Farbe und habe hier schlicht mit Weiß kombiniert.Das Stillshirt hat oben ein inneres Vorderteil, das unten versäubert wird, und zwei äußere Vorderteile, die überlappend mit dem unteren Teil verbunden werden. Klingt etwas umständlich, aber ich fand es im Ebook sehr gut bebildert und erklärt.
Dieses Stillshirt war ein Schnitt, bei dem ich mich enorm darüber gefreut habe, nähen zu können. Bei allen gekauften Stillshirts mit den ersten beiden Kindern saßen die Nähte aufgrund meiner Körperlänge mitten auf der Brust statt darunter, wo sie hingehören, und immer musste ich daran ziehen und zerren. Hier habe ich nach dem Messen drei Zentimeter Länge zum Schnittteil gegeben (vorn/oben und hinten) und erreicht, dass es jetzt perfekt sitzt. Ha!
Am unteren Vorderteil habe ich zehn Zentimeter zugegeben und klassisch mit langem Stich gerafft. Im Ebook werden eingelegte Falten empfohlen, aber ich fand Raffen unkomplizierter. Da eigentlich ein Hüftbündchen vorgesehen ist und ich gesäumte Oberteile mehr mag, habe ich dem Shirt drei Zentimeter Saumzugabe gegönnt.
In diesem unteren Bereich habe ich vorausschauend genäht. Falls es gut sitzen und gefallen sollte, wäre ja gut, wenn ich es später auch ohne Babybauch noch zum Stillen tragen könnte. Dann müsste aber die Mehrlänge verschwinden, und ich trenne so ungern Overlocknähte auf. Also habe ich bis zum Beginn der Raffung mit der Overlockmaschine genäht und von dort an mit einem Geradstich den Rest. Bei Bedarf kann ich also den Saum aufmachen, die Seitennaht bis zur Raffung, die Mehrlänge abschneiden und neu säumen.
Ob ich das dann auch mache, wird sich zeigen, aber ich finde schon mal gut, dass ich mir die Möglichkeit gedanklich leichter gemacht habe.
Das Oberteil hat mich sehr positiv überrascht, als ich es dann anprobiert habe. Erstens hatte ich den dünnen Lillestoff für unschöner gehalten und fand nun gar nicht, dass er sich so sehr anders zeigt als die dickeren Jerseys. Zweitens finde ich Länge und Weite des Schnittmusters gut; ich habe nur einen Zentimeter Schulterweite zugegeben, könnte zwar noch einen gebrauchen, bin aber insgesamt sehr zufrieden.Und drittens fühle ich mich in dem Blümchenstoff gar nicht so albern wie befürchtet, sondern mag die Farbe immer noch und finde das Muster eher sommerlich als mutti-mäßig.
Deshalb habe ich mir direkt vorgenommen, im nächsten freien Zeitfenster noch zwei Stillshirts ohne Bauch-Verlängerung zu nähen, damit ich mich besser gerüstet fühle. Und den Schnitt finde ich trotz des beknackten Namens eine echte Bereicherung in meiner Schnittmustermappe!
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Liebe Meike,
über das „Mutti“-Shirt bin ich auch schon gestolpert. Wir sind keine „Muttis“ und werden wohl auch keine mehr. ;o) Aber ich kenne tatsächlich auch „Mutti und Vati“ in unserem Alter…
Klasse Idee, den möglichen Shirtumbau so gut vorzubereiten.
Liebe Grüße! Tina
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Vielleicht ist das ja auch regional unterschiedlich verbreitet, aber hier in Westberlin gibt es keine „Muttis“ unter Mitte/Ende vierzig.
Liebe Grüße!
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Üblich ist hier Mama/Papa, vielleicht auch Mami/Papi oder (seltener) der Vorname. Mutti und Vati sind eine absolute Ausnahme.
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Lustig, das mit dem Namen dachte ich mir auch schon. Meine Mutti nenne ich aber „Mutti“, selbst will ich aber auch keine sein. Ist das albern?
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Hallo Ina! Nee, das ist nicht albern, das ist eine andere Generation. Viele Frauen über fünfzig werden Mutti genannt; in der Zeit war das doch normal. Aber die Zielgruppe für das Ebook ist eindeutig eine andere, und deshalb finde ich die Namenwahl da so seltsam.
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Liebe Meike, das Shrit ist total schön geworden, gerade auch die Stilloption sieht super verarbeitet aus – echt spitze! Und der Stoff steht Dir ausgezeichnet. Und was lustig ist: mir ging es mit einem Lillestoff total ähnlich. Ich fand ihn mega-dünn (er hieß „Sommerjersey“), aber ich habe ihn vernäht und liebe ihn jetzt. Das macht mich dann auch gleichzeitig verrückt, dass man das scheinbar vorher wirklich nicht immer gut einschätzen kann, wie sich ein Stoff am Ende verhält… Liebe Grüße! Karin
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Oh, vielen Dank! Lob für die Verarbeitung gönne ich mir selbst ja selten… Aber ich mag das Shirt wirklich, es wandert immer nur zwischen Waschmaschine und Alltag hin und her. Sonst passt auch kaum noch etwas…
Liebe Grüße!
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Oh ja, Mutti mag ich auch gar nicht.
Das Shirt ist wirklich schön und man sieht auf den ersten Blick gar nicht, dass es ein Stillshirt sein sollte. Das find ich besonders gut.
LG IRis
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und was ich ganz vergessen habe, Granada ist wirklich sehr schön 🙂
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Ach nee! Warst du schon mal in Granada?
Nee, Iris, dich hätte ich auch nicht als „Mutti“ eingeordnet 😁
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Sehr raffiniert und sehr schick finde ich das Shirt. Es wirkt auch noch dazu praktisch! Liebe Grüße Ingrid
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Vielen lieben Dank, Ingrid! Ich hoffe auch, dass ich mich nach der Bauch-Zeit aufraffen kann, es umzuarbeiten. Es trägt sich toll.
Liebe Grüße!
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