Kindersachen

Pro und Contra zum Overall Oskar

Zur Geburt des Stöpselchens habe ich von mehreren Menschen Stoff geschenkt bekommen. Einige wenige Stoffe habe ich schon vernäht, die meisten wollte ich aber aufheben, bis das Stöpselchen eine Kleidergröße erreicht hat, die es eine Weile länger trägt. Größe 74, die es aktuell braucht, fiel für mich in diese Kategorie. Deshalb habe ich nun den rosarosa-Overall „Oskar“ gedruckt und geschnitten, den ich schon eine Weile vorhatte. Auf den habe ich mich schon gefreut, weil er asymmetrisch geöffnet wird, ich das mag und den Schnitt mal etwas anderes fand als die ganz schlichten Babyanzüge.

Um das vorwegzunehmen: Das Ergebnis weckt in mir gemischte Gefühle, und ich kann den Anzug auch nach einem ganzen Tag Tragen, Wickeln, An- und Ausziehen nicht klar unter „Hopp“ oder „Topp“ einsortieren. Deshalb sortiere ich meine Eindrücke mal unter Pro und Contra, und das Schöne kommt zuerst:

PRO Oskar

Das Ebook für den Overall Oskar finde ich ganz hervorragend. Gleich am Anfang werden die verschiedenen Varianten gezeigt, die das Ebook bietet, und zwar mit der Seitenzahl, auf der ich die gewünschte Variante finden kann. Die Anleitung selbst ist sehr kleinschrittig, dadurch gibt es auch mal ein Foto oder einen Satz mehr als unbedingt nötig, und das erleichtert an manchen Stellen deutlich das Verständnis für den Entstehungsprozess.

Ich habe viele kleine Verschönerungen nicht genutzt, weil meine Variante offiziell unter „Schlafanzug-Oskar“ läuft – nicht, dass ich ihn nicht tagestauglich fände, aber gut… -, aber mich hat gefreut, dass so viele angeboten werden. Immer wieder finde ich den Anzug sehr liebevoll geplant, zum Beispiel mit dem Rechteck am Ende der Druckknopfleiste, durch die der Anzug angezogen wird.

Anfangs fand ich den Beleg zu lang. Er reicht bis zum Ende der Knopfleiste, das ist etwa auf Höhe der Windeloberkante, und das fand ich Quatsch. Außerdem vernähte es sich umständlich. Beim Tragen fand ich das dann aber doch gut, weil das Baby dadurch schön warm ist. Ich habe den Beleg auf der Rückseite im Nahtschatten und auf der Vorderseite an einer unauffälligen Stelle im Muster sowie mit dem Label fixiert. Daran erkennt man ganz gut die Länge von außen; das Label ist am unteren Rand des Belegs.

In Sachen Passform finde ich die Weite des Kleidungsstücks sehr gut; nicht abwegig weit, aber auch nirgends zu knapp. Außerdem mag ich die Kragenweite, die ich auch genau richtig finde.

Das sind auch schon die Freu-Aspekte an dem Anzug, und damit komme ich zu

CONTRA Oskar

Der Anzug ist vorrangig als Outdoor-Anzug gedacht. Er wird laut Ebook idealerweise aus Kuschelsweat, anderen Kuschelstoffen oder sogar als Draußenanzug aus Walk und Konsorten genäht. Das finde ich für uns vollkommen abwegig und bin froh, dass ich „nur“ die Schlafanzug-Variante aus Jersey ausprobiert habe. Für einen Outdoor-Anzug sind die Ärmel viel zu eng. Mit unserem dünnen Body drunter ging das gut, aber Arme mit Pullover hätte ich nie durch den schmalen Ärmel bekommen, wenn der auch noch aus dickerem Stoff wäre. Mag ja sein, dass das Stöpselchen Hände und Füße hat wie ein Bernhardinerwelpe, aber für Outdoor bräuchte der Anzug trotzdem viel mehr Platz.

Diese Öffnung, durch die der Anzug angezogen wird, finde ich nach wie vor total schön. Aber sie ist erstens unheimlich aufwendig zu nähen und zweitens weniger praktisch als sie aussieht. Das untere, kleine Teil wird an der Seite so schmal, dass man wirklich zirkeln und genau arbeiten muss, damit noch genug Platz für Druckknöpfe bleibt. Dadurch, dass die große Klappe dann so weit über den Oberkörper reicht, geht der linke Arm nur unter Protest in den Ärmel.

Ich hatte alle Markierungen übernommen, habe die gesamte Ober- und Vorderkante sicherheitshalber mit der Nähmaschine statt der Overlockmaschine gearbeitet, um besser zu treffen, und habe sehr penibel gearbeitet, aber am Ende konnte ich trotzdem nicht erkennen, wie die Knopfleisten am Halsausschnitt auf- und aneinandertreffen sollen. Ich habe mich für einen Mittelweg entschieden und dadurch einen irgendwie verzogenen Halsausschnitt. Gut, der Anzug ist eigentlich mit Kapuze geplant, und der Kragen verschwindet im Alltag komplett unter dem Doppelkinn des Stöpselchens, aber komisch fand ich das trotzdem.

Die Wickelknopfleiste wird im Ebook sehr gut erklärt. Normalerweise versehe ich eine Seite mit einem Bündchenbeleg und nähe an die andere einen gefalteten geraden Bündchenstreifen an, zum Beispiel so:

Hier wollte die Ebook-Erstellerin, dass man drei Belege schneidet, zwei davon zusammennäht und den dritten hinter die Gegenseite steppt. Habe ich brav gemacht, finde ich aber hässlich. Dieser Doppelbeleg passt kein bisschen besser an die Kante als mein gefalteter Streifen, stattdessen sieht die gewendete Wölbung ziemlich krumpelig aus, und ewig lange hat es auch noch gedauert. Da kann ich wirklich so gar keinen Mehrwert erkennen.

Alles in allem halten sich Pro und Contra damit die Waage, würde ich sagen. Vielleicht war ich nur deshalb frustriert, weil ich mich auf den Anzug so gefreut habe. Beim nächsten Mal fällt mir vielleicht die obere Knopfleiste leichter, weil ich es dann schon mal gemacht habe, und ich würde auf jeden Fall die Wickelleiste anders arbeiten. Über den Kragen muss ich noch mal nachdenken. Insgesamt finde ich aber diesen Anzug sehr niedlich und freu mich, dass ich den Stoff jetzt angeschnitten habe. Er hat damit eine würdige Verwendung gefunden.

Verlinkt zu Menschen(s)kinder und The Creative Lover

Ein Kommentar zu „Pro und Contra zum Overall Oskar

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