Mein großer Stöpsel wünscht sich schon ganz lange einen neuen Einteiler zum Schlafen. Der letzte war eine verlängerte Größe 122, die er trug, bis es knirschte. Der kleine Stöpsel mag Einteiler nicht, also warten sie jetzt auf das Stöpselchen.
Vor neuen Schlafanzügen habe ich mich ewig gedrückt, weil der große Stöpsel jetzt ja schon Größe 146 braucht und das einfach riesige Teile sind. Beim Zusammenkleben, beim Abpausen, beim Ausschneiden von Schnittmuster und Stoff, und nachher beim Nähen auch. Außerdem nähe ich so ungern Reißverschlüsse in sehr weiche Stoffe, weil das fast nie gutgeht.
Jetzt, in meiner Auszeit, habe ich mir einen Ruck gegeben. Ich habe Haalari von Näähglück ausgedruckt, Größe 146 abgepaust und ein kolossales Stück Sanetta-Nicki aus dem Schrank gezogen, das mir mal meine Mutter aus dem Werksverkauf mitgebracht hat. Es waren bestimmt zweieinhalb Meter, also nicht besonders gut zu handhaben, aber so schön gemütlich.

Angegangen bin ich dieses Projekt bei grauem Nieselwetter mit dämmerigem Licht im Zimmer. Zu dem mattblauen Nicki mit den schwarzen Streifen habe ich schwarzes Bündchen gewählt und auch schwarzen Jersey für den Untertritt. Super, und als das dann alles unter der LED-Lampe meiner Nähmaschine lag, ist mir ins Auge gesprungen, dass die Streifen auf dem Nicki dunkelblau sind. Na ja, das sind kleine Unperfektheiten, mit denen ich inzwischen ganz entspannt umgehen kann.

Die Reihenfolge der Arbeitsschritte aus der Anleitung habe ich nicht eingehalten. Darin werden zuerst alle Raglannähte geschlossen und dann die Reißverschlüsse angenäht. Ich wollte aber kein Monstrum von aneinanderhängenden Stoffstücken unter der Nähmaschine durchquälen, die ellenlangen Vorderteile reichten mir schon. Ich habe also zuerst die Reißverschlüsse aufgenäht. Während der Suche nach passendem Endlos-Reißverschluss ist mir die Erleuchtung gekommen: Ich habe irgendwann irgendwo Wondertape bestellt, solches Doppelklebeband für Textilien. Das habe ich rausgekramt und seinem ersten Test zugeführt.
Was für ein erhellendes Erlebnis! Ich habe mich beim Aufkleben gefragt, warum ich das nicht schon viel früher gekauft und benutzt habe. Der Länge nach habe ich einen Streifen Wondertape auf die Stoffkante geklebt und war echt skeptisch, ob das auf dem fusseligen Nicki überhaupt hält. Tut es – bombig sogar. Dann habe ich das Trägerpapier abgezogen und den Reißverschluss draufgelegt. Das ist echt der Knaller; der Reißverschluss hält kompromisslos mit diesem Klebeband.


Ich habe noch nie so optimistisch und unbefangen einen Reißverschluss angenäht. Ohne Stecken, Zurechtschieben und Faltenbildung ist die gesamte Länge des Schlafanzugvorderteils unter der Nähmaschine durchgelaufen, und dabei kann der Reißverschlussfuß nicht mal mit dem Obertransport arbeiten. Hach, was war das schön!

Anschließend habe ich entspannt die Raglannähte geschlossen und dann das Halsbündchen angenäht. Auch das hat durch die akkurat angenähten Reißverschlüsse einwandfrei geklappt. Ich habe die ganze Zeit gewartet, dass woanders eine Panne auftaucht. Als ich bei den Beinbündchen war, habe ich mich getraut, erleichtert aufzuatmen.

Ich konnte dem großen Stöpsel nun also einen einteiligen Schlafanzug nähen – erstmals bei diesem Schnittmuster pannenfrei, frustfrei und ohne Auftrennen. Und ich habe beim Nähen darüber nachgedacht, ob ich wohl einfach inzwischen so viel Übung und Routine habe oder ob ich einfach aus dem Wondertape-Glückserlebnis mitnehme, dass ganz vieles an den richtigen Hilfs- und Arbeitsmitteln hängt.
Das Kind ist damit unglaublich glücklich, es hat sich riesig gefreut und selig diesen Anzug angezogen. Dass die Bündchen unpassend schwarz sind, stört dabei keine Menschenseele.

Der kleine Stöpsel wollte lieber einen „normalen“ Schlafanzug aus Hose und Oberteil. Ich hatte ja unendlich viel Stoff, konnte den Wunsch prima erfüllen und hatte immer noch genug für zwei weitere Kinderkleidungsstücke. An denen habe ich aber nichts gelernt, die tauchen auf dem Blog also nicht auf.

Verlinkt zu The Creative Lover, Menschen(s)kinder, Handmade on Tuesday, Dings vom Dienstag und creadienstag