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Wir machen den Virus sichtbar

Ich glaube, das ist mein allererster Blogbeitrag, der nichts mit Nähen zu tun hat, aber er ist mir wichtig und hat deshalb trotzdem seinen Platz hier.

In den letzten Tagen haben wir mit den kleinen Stöpseln ständig über Händewaschen, Virusübertragung und Hygiene gesprochen – wie vermutlich/hoffentlich die meisten Eltern in Deutschland. Sie machen das schon super, aber es ist einfach abstrakt, weil sie nichts daran sehen können. Deshalb habe ich heute ein Experiment mit den beiden Großen gemacht.

Ich habe bei Tigerlilly biologisch abbaubaren Glitzer aus Zellulose bestellt, sehr fein und grün. Mit richtig fettiger Creme habe ich mir die Hände eingecremt, etwas Glitzer in die Handfläche geschüttet und ordentlich verrieben.

Dann habe ich so getan, als ob ich mir beim Husten die Hand vor den Mund halte, und den Kindern gezeigt, dass die grünen Glitzerpünktchen nun die Viren darstellen sollen, die mir beim Husten in die Hand geflogen sind.

Anschließend habe ich dem großen Stöpsel die Hand gegeben – ohne besonderen Druck, ganz normal.

Mit der Hand, die er mir gegeben hatte, sollte er sich dann mal selbst anfassen, als wenn die Nase juckt, etwas am Mund klebt oder das Auge juckt.

Der kleine Stöpsel stand fasziniert daneben und hat gestaunt, wie schnell wie viel Glitzer im Gesicht gelandet war.

Ich habe das gleiche bei mir gemacht – mal die Nase gekratzt, mal den Mund gerieben, mal die Augenbraue gerubbelt.

Die Kinder haben mich beeindruckt angestarrt, weil sie sofort sehen konnten, wie großflächig man mit nur einem oder zwei Fingern etwas verteilen kann, obwohl man das Gefühl hat, dass man nur an einer kleinen Stelle kratzt.

In Teil zwei des Experiments bin ich mit dem großen Stöpsel Hände waschen gegangen. Er sollte mal „gut“ Hände waschen und dann gucken, wie vollständig alle Glitzerpünktchen weg sind. An der Stelle habe ich mich übrigens wirklich über den Bio-Glitzer gefreut. Er hat sich in warmem Wasser und Seife schon fast komplett aufgelöst und das Wasser grün gefärbt. Ich hätte doof gefunden, für ein zehn-Minuten-Experiment eine Ladung Metallflöckchen in die Wasserleitung zu spülen.

Ich hatte den Eindruck, dass der große Stöpsel sich richtig Mühe gegeben hat, ordentlich Seife benutzt und seine Hände engagiert gerubbelt hat. Als er sie abgetrocknet hatte und wieder im Garten war, habe ich eine Kontrolle angeordnet. Und siehe da: Es gab einen Bereich, den er überhaupt nicht effektiv gewaschen hatte:

Das ist nun aber genau der Teil der Hand, den er überall ablegt, mit dem er also auch wieder Viren übertragen würde. Das hat ihn schon beschäftigt.

Für mich selbst war es aber auch eine gute Selbstkontrolle. Ich hätte vorher gesagt, dass ich bewusst und gut meine Hände wasche, auch wenn mir bewusst ist, dass Fingerschmuck dabei immer ein Problem ist. So war es auch; unter dem Ring saßen noch haufenweise Glitzerflecke:

Ich hatte tatsächlich aber auch andere Stellen, an denen ich nicht optimal gewaschen hatte, und war unangenehm überrascht davon.

Nun habe ich keine Ahnung, ob Corona-Viren sich auf der Haut genauso verhalten wie mein Bio-Glitzer, aber darum ging es im Endeffekt auch nicht. Es ging mir mehr darum, den Kindern sichtbar zu machen, wie schnell und wie großflächig man innerhalb von Minuten winzige Teilchen weitergeben kann. Und dafür war das Experiment Gold wert.

Wie gesagt: Das ist faktisch kein Näh-Blogbeitrag, aber ich verlinke ihn mit gutem Gewissen trotzdem so viel wie möglich, weil ich glaube, dass viele Kinder von „einmal sehen können“ profitieren würden. Vielleicht will ja jemand die Idee nachmachen – es geht bestimmt auch mit anderem Material.

Bleibt also zu Hause, bleibt gesund, macht das Beste aus der Zwangs-Familienpause und wascht immer schön die Hände!

Verlinkt zu Menschen(s)kinder, dem Freutag, Nähzeit am WE, The Creative Lover, Öko?-Logisch! – undiversell und einfach.nachhaltig.besser.leben

13 Kommentare zu „Wir machen den Virus sichtbar

    1. Ich hatte auch schon alles Mögliche durchprobiert und verworfen. Am ehesten Butter und Zuckerstreusel, aber das wäscht sich eigentlich zu gut ab. Wenn du die zündende Idee hast, sag Bescheid!

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  1. Liebe Meike, das ist eine großartige Idee! Denn gerade diese Unsichtbarkeit finde ich so schwierig und so ist es nicht nur für Kinder interessant!
    Danke fürs Teilen und Alles Liebe
    Katrin

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  2. Eine richtig gute Idee! Und sehr anschaulich, auch für mich als ausgewachsenes Exemplar 🙂
    Meine Tochter ist mit 2 3/4 noch zu klein um so ein Experiment langfristig zu verinnerlichen, aber wie gesagt, auch für Erdachse eine anschauliche Erinnerung daran, dass „gründlich“ nicht immer „gründlich“ ist!
    Vielleicht ist Vaseline mit Lebensmittelfarbe noch eine Idee? Wenn man dann mit kaltem Wasser wäscht, sollte das doch auch schwer abgehen, oder?
    LG, Verena

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  3. Eine tolle Idee. Ich versuche es bei meinem 3 Jährigen noch nicht, da er auch noch nicht viel spricht. Er ist eh grad erkältet und wir bleiben viel drinnen, jetzt regnet es auch…. Aber für Ältere, eine super Art die Übertragung von Grippeviren zu erklären.

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  4. Ich bin begeistert und hoffe das so wie du viele Eltern ihren Kinder klar machen können wie toll Naturwissenschaften sind (auch wenn die Lage nicht erfreulich ist). LG Ingrid

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    1. Mensch Ingrid, ich musste wirklich grinsen, als ich deinen Kommentar gelesen habe. Beim Glitzer-Verschmieren habe ich nämlich tatsächlich an dich gedacht, ob das für dich als Herzblut-Naturwissenschaftlerin akzeptabel wäre. Deshalb freu ich mich gerade total über dein „Ja!“
      Liebe Grüße!

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