Kindersachen

Zeigt her, eure Füße!

Manchmal überlege ich, ob ich weniger tolerant für Kompromisse bin, weil ich nähen kann. Neulich, an einem Wochenende im Januar, hat das Stöpselchen ein Stück gut gelutschten Käse ausgespuckt und ist (versehentlich) draufgetreten. Diesen Käse-Schleim-Schmierfleck auf der Krabbelschuhsohle fand ich so ekelhaft, dass ich mich gezwungen gefühlt habe, dem Kind noch an diesem Abend neue Krabbelschuhe zu nähen. Ist das zwanghaft oder fürsorglich…?

Irgendwann hatte ich mal im Internet eine Kiste mit Lederresten aus einer Möbelsattlerei bestellt. Das Messen der Stöpselchen-Füße ergab Größe 23, und wenn man keine Clownsschuhe will, ist das mit Lederresten schon eine ehrgeizige Schuhgröße. Ich habe so lange gewühlt, bis ich zumindest für die Oberseiten gleiche Lederstücke hatte. Mein Schnitt der Wahl war das Freebook „Theo“ von Kunterbunte Baggerwelt, das ich nicht verlinken kann, weil ich dieses Label nirgends mehr finde.

Ich wollte ausnahmsweise mal „schlicht“ und habe den hellbraunen Schuhen nur je einen Fisch aufgenäht. Wenn die Fische sich angucken, sind die Schuhe richtigrum. Für die aktuelle Jahreszeit habe ich überlegt, wie ich die Schuhe ein bisschen wärmer kriege, und mich dann für eine Merinowalk-Sohle entschieden. Damit die beim Tragen keine Falten schlägt, habe ich sie über die gesamte Sohlenlänge zweimal mit einem Zickzack-Stich fixiert. Das sieht man kaum.

Von innen ist es aber total gemütlich, und das Stöpselchen hat immer warme Füße. Grundsätzlich finde ich die Idee also gut.

Allerdings sind die Schuhe wirklich, wirklich eng. Mit Wollsocken haben wir keine Chance, den Kinderfuß reinzukriegen. Und dabei hat das Stöpselchen nicht mal Speckfüße mit Polster auf dem Spann.

Im ersten Anlauf habe ich die Gummis noch mal rausgeschnitten und längere eingezogen. Das hat das Anziehen schon mal etwas leichter gemacht, aber relativ eng fand ich sie immer noch.

An diesem Punkt setzte der Ehrgeiz ein. Wenn ich mich schon mal mit fummeligen Gummis und haftendem Leder unter dem Nähfuß quäle, dann soll es doch bitteschön auch super werden!

Ich habe mir also als Vergleichsvariante den Krabbelpuschen-Schnitt von Klimperklein gekauft, der im Gegensatz zu „Theo“ nicht seitengleich ist. Das finde ich doch besser; der große Zeh braucht nun mal mehr Platz. Damit das dann aber auch bei allen anziehenden Menschen klappt, habe ich auf die Kappen gestickt, welcher Schuh welcher ist. Das freut mich jedes Mal, wenn ich es sehe.

Bei der Klimperklein-Anleitung ist mir aufgefallen, dass – übrigens auch bei der zu den „Theo“-Puschen“ – freigestellt wird, ob man den Streifen am oberen Rand der Kappe innen oder außen aufnäht. Mensch, und das macht ja auch noch mal einen Unterschied in der Weite, wenn die Kappe innen einige Millimeter kleiner wird, weil ich einen Streifen einnähe. Bei dem zweiten Paar Puschen habe ich also den Streifen von außen aufgesetzt.

Außerdem habe ich mir da die Wollsohlen gespart. Einmal warme Schuhe reicht ja, die neuen können dann Hausschuhe sein, und bei uns zu Hause ist es nicht so kalt, dass das Kind ohne Wollsohlen friert.

Bei diesem zweiten Paar habe ich außerdem sehr viel Zeit auf die Gummis verwendet. Ich habe sie tatsächlich anleitungsgemäß erst mit Handstichen fixiert, bevor ich sie zusammengenäht habe. Den finde ich ausgesprochen fluchenswert, diesen Fertigungsschritt, schlimmer als das Leder-Nähen.

Diese zweiten Puschen passen perfekt. An dem Klimperklein-Schnitt gefällt mir besser, dass nicht die Nahtzugabe enthalten ist. Ich habe mit Kugelschreiber auf das Leder gezeichnet und konnte dadurch exakt auf der Linie nähen. Der „Theo“-Schnitt enthält zwei Millimeter Nahtzugabe, das finde ich grenzwertig mühsam einzuhalten

Alles in allem hatte mein zwanghafter Näh-Perfektionismus doch sein Gutes: Das Stöpselchen hat nun zwei Paar passende Puschen, freut sich immer mit „Bububu“ (Blubb, blubb“) über die Fische darauf und kommt mit dieser Schuhgröße hoffentlich über den Winter, bis wir im Frühling die ersten Schuhe kaufen.

Verlinkt zu Menschen(s)kinder, The Creative Lover

11 Kommentare zu „Zeigt her, eure Füße!

  1. Optisch mag ich beide Paare sehr – die zugewandten Fische sind so hübsch, aber man sieht, dass sie wirklich sehr schmal sind. Das Fischewebband habe ich hier auch noch und auf grau ist es total hübsch. Auch ich habe damals geflucht mit den Gummis und fand das Leder nicht so schlimm. Ach ist das lange her … die Puschen waren mit eines meiner ersten Nähprojekte. LG Ingrid

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    1. Tja, jedes Mal, wenn ich Puschen nähe, fluche ich dabei wie ein Kesselflicker und schwöre mir, dass ich das nie wieder mache. Aber kein genähtes Kleidungsstück wird so viel getragen wie Puschen, insofern ist der Aufwand dann doch ziemlich lohnenswert. Und wahrscheinlich werde ich es auch noch mal mal wieder machen. Irgendwann…

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  2. Oh, so schöne Fische Schuhe!
    Ich mache die Schuhe für die Kids mittlerweile gerne aus Ledersohle und oben rum Moleskin oder Canvas. Lässt sich etwas leichter nähen und die Füße haben im reinen Leder immer so geschwitzt. Für den Sport im Kindergarten ist die Sohle auch aus Moleskin und unten dran ganz dünner Baumwollstoff mit kleinen Noppen. Funktioniert super!
    LG Petra

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    1. Hallo Petra,
      meine Kurzen haben nur mit Baumwollsocken Schweißfüße, und die haben sie selten an. Wir haben deshalb mit den Lederschuhen gute Erfahrungen, zumal es bei uns wirklich gemein fußkalt ist und ich die dicke „Hülle“ um den Fuß ganz gut finde.
      Aber Moleskine gucke ich mir trotzdem mal genauer an, die Idee gefällt mir.
      Liebe Grüße

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    1. ;-))) Ja, das war wirklich eklig. Inzwischen ist es aber steinhart und ausgetrocknet.
      Vielleicht probierst du es noch mal mit Puschen für dich selbst, das ist nicht so fummelig. Ich glaube, den Klimperklein-Schnitt gibt es auch für Erwachsene…

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  3. Liebe Meike!
    Ob Zwang oder Führsorge sei mal dahin gestellt. Die Tatsache, dass es manchmal auf der Stelle etwas geben muss, was man selbst machen kann, kennt vermutlich jeder kreative Mensch, oder? Ich habe gestern in gefühlten drei und (vermutlich) echten 10 Minuten dem Buben eine weiße Mütze aus Vaters altem T-Shirt genäht. Für Fasching musste da schnell was her. Ich kann es also voll nachvollziehen!
    Die Idee mit der fixierten Einlage ist klasse. Unsere verrutscht ständig oder fliegt irgendwo in der Bude rum!
    Ich bin mit der Klimperklein Anleitung eigentlich sehr zufrieden, aber du hast recht, es macht einen Unterschied vom Platz, in welche Richtung man den Tunnel faltet. Das sollte man besser vorher überlegen!
    Liebe Grüße Iggy

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    1. Ein schöner Kommentar! 😉 „Wir brauchen mal schnell“ kennen wir alle, glaube ich.
      Ja, die Klimperklein-Anleitung finde ich auch gut, vor allem sehr präzise fotografiert. Das macht ja schon viel aus. Und der Rest ist sicher Übungs- und Erfahrungssache.
      Liebe Grüße!

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