Kindersachen

Ein Fall für die Kunden-Hotline

Im letzten und vorletzten Herbst hat der kleine Stöpsel eine Kuscheljacke getragen, die er heiß und innig geliebt hat. Das war mindestens die zweite Jacke nach dem rosarosa-Schnitt „Mia“ mit Teddyfutter und Cord-Außenseite. Die erste hatte schon dem großen Bruder gehört. Die zweite (oder war es die dritte?) Cordjacke (siehe hier) war nun zu klein und hatte einen kaputten Reißverschluss. Deshalb hatte der kleine Stöpsel im Frühling eine neue geordert.

Nachdem das Kind seine Kuscheljacke so geliebt hatte, habe ich im September irgendwie, irgendwann, irgendwo die Zeit gesucht und gefunden, eine neue zu nähen. Für das Innenleben hatte ich Bio-Baumwoll-Teddyplüsch gekauft, für die Außenseite Swafing-Jacquard, beides mit Grün (der neuen Lieblingsfarbe, weil es die des großen Bruders ist), keine Babystoffe, eher schlicht.

Am Entstehungsprozess habe ich meinen Lernfortschritt gemerkt. Die allererste Kinderjacke Mia hatte zu meinen Einsteigerprojekten gehört. Die habe ich noch im Nähcafé an einer gemieteten Overlockmaschine genäht, dabei aus Unwissenheit ein riesiges Dreieck in die Achselhöhle geschnitten, das mühsam repariert werden musste, und der Reißverschluss war falschrum drin (also mit dem Zipper nach innen) und dadurch für das Kind nicht zu handhaben. Aber ich hatte dermaßen mit dem Reißverschluss gekämpft, dass Auftrennen keine Option war. Das muss 2013 gewesen sein.

Reißverschluss einnähen macht mir immer noch keinen Spaß, und in den seltensten Fällen bin ich am Ende glücklich mit dem oberen Ende, wenn ich ihn kürzen musste, aber er ist immerhin richtigrum drin… Abgesehen von meinem Unmut beim Einnähen bin ich bei dieser Jacke auf keine Hindernisse gestoßen. Die größte Herausforderung war die Wahl des Zierstichs für die Taschenbeutel. Dachte ich. Bis ich die fertige, neue, herrliche Kuscheljacke am nächsten Morgen dem kleinen Stöpsel gezeigt habe. „Mhmm“, sagte der nur.

„Willst du sie nicht mal anprobieren, um zu sehen, ob sie passt?“ „Nein, ich will die nicht anziehen.“ Ich war echt perplex. Die Jacke ist genau wie bestellt! Er konnte mir nicht mal einen Reklamationsgrund nennen. Da würde jede Kundenhotline scheitern, wenn der Artikel einfach grundlos abgelehnt wird.

Der große Stöpsel schaltete sich sofort ein: „Kann ich die dann haben?“ Also bei aller Liebe, die da hochkam, dass wenigstens ein Kind sich freut – die Jacke ist Größe 122, die Bohnenstange trägt 134. Ich habe sie ihn halt mal anziehen lassen, damit er sieht, dass da nichts zu machen ist.

Siehe da: Die Jacke passt als Pullover-Ersatz super! Wahrscheinlich macht was aus, dass das Kind so dünn ist, da lässt das Rumpfteil oben schon Platz für die langen Arme. Ich hätte nie gedacht, dass noch die Handgelenke bedeckt sind. Der große Stöpsel ist ganz glücklich, vor allem, weil er so eine Frostbeule ist und den Baumwollplüsch innen total cool findet.

Wenn irgendwann Ende des Jahres noch mal Freizeit aufkommt, nähe ich dem großen Stöpsel eine eigene Kuscheljacke für obendrüber. Diese hebe ich dann auf für das Stöpselchen. Und dem kleinen Stöpsel kaufe ich nun wohl seine Sachen. Muss ja nicht jeder genähte Sachen mögen…

Verlinkt zu Menschen(s)kinder, The Creative Lover, Handmade on Tuesday, Dings vom Dienstag und creadienstag

11 Kommentare zu „Ein Fall für die Kunden-Hotline

  1. Den kleinen Stöpsel kannst du mal losschicken, wenn du jemanden vom Kunden-Service ärgern möchtest…
    Gut, dass die Jacke trotzdem einen glücklichen Besitzer gefunden hat und ich kann bestätigen, dass bei unserer „Bohnenstange“ auch zu kleine Größen durchaus noch einigermaßen passen, bei der „Nicht-Bohnenstange“ klappt das nicht. 😉
    Liebe Grüße!

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    1. Ja, als ich noch mal überlegt habe, ist mir auch aufgefallen, dass er obenrum ziemlich gut noch in Größe 128 passt, obwohl er die Körperlänge längst überschritten hat. Geht dir selbst das eigentlich auch so?

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  2. Och wie schade für den einen und wie schön für den anderen – was für ein GLück, dass sich für die Jacke ein Abnehmer gefunden hat, denn sie ist total hübsch finde ich. Wobei … ich hätte sie dir sonst abgekauft, Emil hätte sie sicher gefallen. LG Ingrid

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    1. 😉 Na das ist doch mal ein Lob!
      Ich mag die Jacke selbst auch und war entsprechend frustriert über die Ablehnung. Das Happy End macht mir jetzt Hoffnung, dass man bei drei Kindern doch immer irgendwann einen Abnehmer findet.
      Liebe Grüße!

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  3. Liebe Meike!
    Wie schön, dass du noch einen Abnehmer für die Jacke gefunden hast! Ich find das spannend, dass dein kleiner Stöpsel da so genaue Vorstellungen hat! Jeder ist halt anders.
    Und schön, dass du noch Zeit gefunden hast, für den Blogpost!
    Liebe Grüße Iggy

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    1. Ja, du hast schon recht. Aber ich habe gemerkt, dass ich mich wirklich erst mal darauf einstellen muss, dass man dem Kind nicht mehr einfach schöne bunte Sachen vorlegt und es sich freut, sondern man erst sehr dezidiert den Rahmen besprechen muss. Ich dachte, dafür bleibt mir noch ein bisschen Zeit…
      Liebe Grüße!

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  4. Ein Fall für die Kundenhotline, ganz klar! Zum Glück gefällt die Jacke dem Großen und passt auch noch. Alles andere wäre auch sehr schade um das schöne Teil!
    Und ich bin immer noch der Meinung, dass das Wolkenshirt einfach nur toll aussieht und nicht in eine Geschlechterschublade passt!
    LG, Verena

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    1. Danke für den lieben Kommentar, Verena! Ich mag das Wolkenshirt auch sehr und freue mich immer, wenn der Große es anzieht.
      Und bei der Jacke hoffe ich, dass sie irgendwann auch noch Gnade vor des Stöpselchens Augen findet. Dann hätte sie sich richtig gelohnt.
      Liebe Grüße

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  5. Liebe Meike, was bin ich froh, dass es für die Jacke noch ein Happyend gab… Das ist wahrlich kein Nähprojekt für zwischendurch…das wäre jammerschade gewesen. Ein Hoch auf die Bohnenstangen-Figur! 🙂 Ja, und vielleicht ist der mittlere Stöpsel gerade eher in einer Kaufklamotten-Phase, soll es geben…das hat Vor- und Nachteile 🙂 Liebe Grüße und bleib zuversichtlich! Karin

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    1. Ich auch, das sag ich dir! Ich wäre sie bestimmt irgendwo losgeworden, aber mich freut mehr, sie im Alltag in Benutzung zu sehen.
      Ich seh das mit den Kaufklamotten auch entspannt. Ich habe zurzeit sowieso keine Zeit zum Nähen. Das entlastet mich also eher.
      Liebe Grüße!

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