Kindersachen

Schwieriges Handmaß beim Pulli Henry

Auf meiner to-sew-Liste für dieses Jahr stand ziemlich weit oben ein Pullover für den großen Stöpsel nach dem rosarosa-Schnitt Henry. Für den hatte ich ein Reststück Bio-Sweat „Trianglar“ von Tidöblomma vorgesehen, das der große Stöpsel zu meiner Freude genauso schön fand wie ich. Henry ist ein Pullover mit diagonal von der Kapuzenmitte zur Achsel verlaufender Knopfleiste, und ich mag solche asymmetrischen Schnitte.

Als Futterstoff habe ich dunkelblaue Stoffonkel-Kuller rausgelegt, die Bündchen sollten auch dunkelblau werden. Der Pullover wird mit Beleg gearbeitet; er ist durchgehend so lang wie die Knopfleiste. Beim Nähen des Pullovers werden erst Rumpfteile und Kapuze aus Außenstoff zusammengesetzt, dann das Ganze noch mal aus dem Futterstoff, und anschließend wird beides an der Vorderkante verbunden. Laut Anleitung soll die Vorderkante verstärkt werden, damit die Druckknöpfe nachher nicht ausreißen. Das verstehe ich, aber ich mag Vlieseline in Kinderkleidung nicht. Ich finde sie hart. Deshalb habe ich an den Vorderkanten einen Streifen Bündchen aus der Restekiste mitgefasst und nicht die Overlock benutzt, damit ich die Nahtzugaben dann besser zurückschneiden kann.

In der Anleitung wird empfohlen, die Belege mit der Hand mit ein paar Stichen an Vorder- und Rückenteil festzunähen. Das habe ich erst mal nicht gemacht. Bei der ersten Anprobe durch den großen Stöpsel habe ich aber gemerkt, dass ich es nachholen muss. Er verheddert sich völlig zwischen den Belegen und findet dann auch nicht den Ärmel auf der Knopfleisten-Seite.

Die Verarbeitung der Knopfleiste finde ich im Ebook sehr zufriedenstellend beschrieben, auch im Hinblick auf Stolperfallen. Seitlich wird sie vor dem Schließen der Seitennaht mit einem Rechteck fixiert, damit sie korrekt sitzt und sich nicht verschiebt. Das gefällt mir gut.

Durch die sehr gute Bebilderung für das Nähen der Kapuze und der Vorderkante habe selbst ich als flüchtige Anleitungen-Leserin und ungeduldige Handarbeiterin eine saubere Knopfleistenkante erreicht und mich darüber echt gefreut.

Der Pullover passt dem großen Stöpsel sehr gut. Ich habe die Weite nicht verändert, und dadurch ist noch reichlich Platz. Zurzeit braucht er Länge 134 und Weite 116, ich will solche Spargelklamotten aber obenrum nicht nähen. So lange das Bauchbündchen abschließt, bleibt die Wärme ja auch bei mehr Stoff drinnen.

Für uns ist außerdem günstig, dass die Kapuze eine ordentliche Größe hat. Alle kleinen Stöpsel haben deutlich über dem Durchschnitt liegende Kopfumfänge, und bei manchen Schnitten sitzt die Kapuze so straff, dass die Schulternaht in der Luft schwebt. Hier nicht.

Echt ärgerlich finde ich die Steppnaht, mit der ich die Kapuze abgesteppt habe. Hier residiert zurzeit eine Leih-Nähmaschine des Händlers, der seit Mitte November meine Maschine zur Reparatur hat und eine Fertigstellung erst für Mitte Februar in Aussicht stellen konnte. Das Mistding steppt nur gleiche Stofflagen fehlerfrei aufeinander, also Jersey auf Jersey oder Sweat auf Sweat, und das auch nur bis Stichlänge 3. Alles darüber und alle verschiedenen Stoffqualitäten aufeinander verursacht Bögen beim Unterfaden. Das kommt in der Anleitung nicht als möglicher Fehler vor, und bei einer Maschine mit automatischer Fadenspannung erwarte ich auch etwas anderes. Ich bin regelmäßig tierisch genervt von dem Gerät und sehne meine eigene Maschine zurück.

Ganz seltsam an dem Schnitt finde ich nur die Diskrepanz zwischen Ärmelbündchen und Bauchtasche, die scheinen für vollkommen unterschiedlich große Hände zu sein. Ich habe extra noch mal nachgesehen, und es steht nirgends, dass die Eingriffe der Bauchtasche keine Nahtzugabe bekommen sollen. Die sind aber total klein; der kleine Stöpsel kriegt die Hände nur mit Mühe und Not durch, und das auch nur, weil der Stoff sich dehnt.

Die Ärmelbündchen dagegen sind extrem weit, finde ich. Ich rechne bei Feinbündchen meist den Umfang des Hauptstoffs mal 0,7 für das Bündchenmaß, habe hier aber bewusst entschieden, nach Tabelle zuzuschneiden. Das vorgesehene Bündchen muss man kaum dehnen, es ist vielleicht einen Zentimeter schmaler als der Ärmel. Optisch finde ich das nicht dramatisch, aber es ist im Alltag unpraktisch. Die Ärmel rutschen oft übers Handgelenk, und die Ärmel beim Essen hochschieben kann der große Stöpsel auch nicht, weil sie dort nicht halten. Das würde ich also beim nächsten Mal ändern.

Insgesamt finde ich den Schnitt aber einen Erfolg, weil ich an der Anleitung nichts zu meckern finde, das Ergebnis sehr mag und der große Stöpsel den Pullover total schick findet. Also werde ich beim nächsten Tascheneingriffe und Ärmel anders schneiden und dann hoffentlich einen subjektiv makellosen Pullover ernten.

Verlinkt zu Menschen(s)kinder, Selbermachen macht glücklich, Freutag und
Nähzeit am Wochenende

4 Kommentare zu „Schwieriges Handmaß beim Pulli Henry

  1. Toller Pulli! Die Knopfleiste geht bei dem Stoffmuster fast ein bißchen unter.
    Und zur Nähmaschine: Mitte Februar ist ja bald, hoffentlich wird der Termin eingehalten und du kannst wieder mit deiner Maschine nähen.
    Liebe Grüße!

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  2. Ein toller Pullover! Und ein toller Beitrag, liebe Meike, ich finde es super, wie du alles beschrieben und von deinen Erfahrungen mit der Anleitung berichtet hast. Der Stoff/die Farben sehen super aus. Ein bisschen schade mit den Eingriffen an der Bauchtasche, aber nun denn, ärgere dich nicht darüber, und wenn der Stöpsel damit klar kommt, ist es doch gut wie es ist.

    Viele Grüße
    Anni

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  3. Liebe Meike, ich liebe diesen Pullover! Der Stoff ist der Hammer – und es gibt ihn, wie ich dank deiner „Quellenangabe“ weiß, noch in blau-gelb 🙂 Ich hoffe, der Stöpsel hat viel Freude an diesem tollen Teil, auch wenn die Tascheneingriffe nicht optimal sind…der Pulli selbst ist es auf alle Fälle! Liebe Grüße! Karin
    PS: Ich drücke Dir die Daumen, dass Du bald Dein Maschinchen wieder zu Hause hast…was für ein Mist.

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