Kindersachen

Frühlingsanzug zu Winterbeginn

Ich stelle fest, dass mich das Stöpselchen mit seinen Maßen wie auch seinem Wachstum immer wieder überfordert. Es braucht so kontinuierlich neue Kleidung, dass mir schon das Planen oft zu viel ist (schaffe ich das zu nähen oder muss ich etwas kaufen, und wenn ja, was am dringendsten?). Gelegentlich stehe ich dann nachts auf, wenn es endlich mal nicht im Tragetuch schläft, sondern den Großteil meiner Betthälfte einnimmt, und schneide im Akkord Sachen zu. Bei einer dieser Nacht-Sitzungen habe ich unter anderem einen Klimperklein-Babyanzug und einen Regenbogenbody nach dem Freebook von Schnabelina ausgeschnitten. Den hatte ich auch vor Jahren zuletzt genäht, als ich noch Welten entfernt war von einer Covermaschine mit Bandeinfasser.

Meine Stoffwahl für diese beiden Teile war eine sehr genüssliche. In der Mitte der Schwangerschaft war ich bei der Stoffonkel-Plantagenparty gewesen, einer Art Lagerverkauf, und hatte dort je einen halben Meter Frühlingsblumen und passende Streifen gekauft. Zu dieser Zeit wurde die Schwangerschaft gerade unübersehbar, und ich war superpenetrant konfrontiert mit „Na das muss doch jetzt aber mal ein Mädchen werden!“ Nee, muss nicht! Wir wollten das Geschlecht gar nicht wissen, aber mich hat so wütend gemacht, wieviele Leute mir anscheinend vermitteln wollten, dass das Leben mit „nur“ Söhnen nicht perfekt ist. Mit diesem Brass habe ich den Frühlingsblumenstoff ausgesucht. Vollständig rosafrei mit blauen Streifen, falls es ein Mädchen wird, und mit Blümchen, falls es ein Junge wird. Ich fand ihn für beide Geschlechter ausreichend trotzig.

So, und da nun das Stöpselchen da ist und mich diese beiden Stoffe so anlachten, habe ich sowohl den Body als auch den Anzug aus beiden Stoffen geschnitten und jeweils die Ärmel kombiniert. Passendes Bündchen hatte ich tatsächlich durch Zufall, das hatte ich nicht extra gekauft.

Bei den ersten ungefähr zehn Regenbogenbodys, die ich früher genäht habe, hatte ich die Schultermarkierungen überhaupt nicht verstanden und mich immer gewundert, warum die Ärmel nicht an das Hauptteil passen… Jetzt habe ich es gelernt, die Ärmel passen, und außerdem konnte ich jetzt alle Kanten entspannt durch den Bandeinfasser laufen lassen. Was ist das eine Erleichterung!

Den Halsausschnitt finde ich ziemlich klein, aber es ist beim Anziehen noch machbar. Für die Druckknöpfe gibt es keine Markierungen, die habe ich nach Gefühl und eher eng gesetzt.

Beim Babyanzug hatte ich einen Frustmoment: Ich hatte ja etliche Kleidungsstücke auf einmal geschnitten, habe aber in Etappen über viele Tage verteilt genäht, weil das mit dem Stöpselchen so selten geht. Da wusste ich nicht mehr sicher, was ich wie geplant hatte.

Am Ende stand ich mit Ärmelbündchen in der Hand da und einem Anzug, dessen Ärmel eingefasst waren. An den Ärmeln fehlten ja aber die Nahtzugaben. Also habe ich schließlich einfach die Bündchen in die Einfassungen genäht und behaupte im Zweifel, das sei eine total spezielle Ärmellösung und soll so.

Die Knopfleiste habe ich einen Zentimeter über der Schrittnaht verriegelt. Bei den Anzügen, die wir schon nutzen, ist die Schrittnaht durch das permanente An- und Ausziehen ganz schön belastet, und diese Last wollte ich an eine andere Stelle versetzen.

Zu den beiden Stücken habe ich, weil die Stoffe einfach so schön sind, noch schnell eine Klimperklein-Bündchenmütze genäht. Der Kopf des Stöpselchens wächst nämlich ähnlich ehrgeizig wie der Körper. Die passt mal richtig gut. Ich hatte schon drei Mützenschnitte ausprobiert, aber durch den ausgeprägten Hinterkopf lassen die meisten die Stirn frei.

So, und jetzt werde ich diesen Anzug so oft wie möglich nutzen, wenn ich mit dem Stöpselchen im Büro bin, wo mir die Mitarbeiterinnen am allerpenetrantesten ein Mädchen gewünscht haben. Ha!

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15 Kommentare zu „Frühlingsanzug zu Winterbeginn

  1. Das sind zwei wunderschöne Kleidungsstücke für den Riesen geworden! Ich bin ganz begeistert! Wobei – inzwischen nähe ich auch schon in 68 XD Sie werden eben doch alle groß. Ein Stoffonkel-Ausverkauf? Das klingt traumhaft! Dieses doofe Geschlechterding und dann auch noch kombiniert mit dieser Unsitte von anderen Menschen es immer besser zu wissen… Ich finde den Blumenstoff einfach schön bunt und wirklich sehr frühlingshaft. Bis zum Frühlingsanfang passt er aber wahrscheinlich nicht mehr ^^ Ich weiß nicht, ob ich es schon geschrieben habe, aber ich wünsche dir ein tolles Jahr 2019 und endlich wieder entspanntere Nähzeit! Liebe Grüße!

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    1. Vielen Dank, das wünsche ich dir auch! Wobei sich deine Alltagsschilderungen schon so lesen, als ob du die verfügbaren Zeitfenster relativ ökonomisch nutzt.
      68 ist bei uns schon wieder vorbei. Da habe ich nur fünf, sechs Stücke genäht, und jetzt lohnt es sich nicht mehr.
      Ein Ausverkauf ist das bei Stoffonkel nicht, eher ein Lagerverkauf mit einem Event-Rabatt.
      Den Blumenanzug ziehe ich noch schnell ein paarmal an, dann ist er zu klein.
      Viele Grüße!

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    1. Vielen lieben Dank, Tina! Ich freu mich auch immer, wenn er nach der täglichen Kackplosion mal wieder frischgewaschen in der Kommode liegt und den nächsten halben Tag angezogen werden kann. ;-(
      Liebe Grüße!

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  2. Hallo,
    oh, ist das süüüß! Ich denke, Jungs brauche mehr Farbe und mehr Blumen! Solange bei mir Kind 3 &4 noch so klein sind, ziehe ich sie auch schön bunt an. Die langweiligen Farben kommen früh genug 😉
    Ich finde den Halsausschnitt beim Regenbogenbody genau richtig. Durch die sich überlappenden Teile geht es ja noch schön auseinander, finde ich.
    Die Klimperkleinanzüge haben wir als Schlafanzüge.
    Viele Grüße,
    Mandy

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    1. Hallo Mandy,
      ich habe für die Schlafanzüge auch das Babyanzug-Schnittmuster genutzt. Das finde ich so schön neutral, dass man nicht viele verschiedene Strampler-Schnitte braucht.
      Im Alltagsgebrauch finde ich den Ausschnitt nun auch besser als erwartet. Das Doppelkinn arrangiert sich damit 😉
      Viele Grüße,
      Meike

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  3. Also diese Stoffkombi ist toll! Und dieser Blumenstoff auch! Ich stehe ja sonst eher auf schichte Sachen, aber dieser Stoff ist ein Traum! Da könnte ich glatt schwach werden und doch mal wieder neuen Stoff kaufen, aber gibts den überhaupt noch?
    Ich mag es ja gerne, wenn die Kleidung dicht am Hals schließt. Das tuen bei mir die Babyanzüge leider nicht so gut. Aber neu genähte amerikanische Ausschnitte find ich gut, so wie beim Rebobo. Nervig sind gebrauchte dünne aus Baumwolle. Die sind oft so instabil, das die halbe Brust frei liegt.

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  4. Was für ein traumhafter Stoff! Der Body und der Anzug sehen wunderschön aus. Und ich finde es so schön, wenn Jungs auch bunte Farben und Blumen zum Anziehen bekommen. Zumal diese hier auch echt richtig toll neutral sind. Ich wollte ja erstmal vernähen, bevor ich neuen Stoff kaufe, aber da könnte ich gerade schon wieder schwach werden 😀

    Über die Geschlechter“wünsche“ hab ich mich auch aufgeregt. Bei uns hatte ich das Gefühl, dass viele geradezu auf einen Jungen fixiert waren, besonders beim zweiten Kind. Über das „Na, da bin ich ja gespannt, ob du diesmal einen Jungen zur Welt bringst“ meiner Schwiegermutter (im Beisein unserer Tochter!) hab ich mich so geärgert, dass ich bis zur Geburt das Geschlecht nicht verraten habe, obwohl wir es diesmal schon vorher wussten.
    Oh Mensch, ich muss mich gerade richtig bremsen. Zu dem Thema könnte ich ganze Romane schreiben.

    Auf all unsere wunderbaren Kinder – Jungs und Mädels!
    Liebe Grüße
    Victoria

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