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Seltene Freude: Eine perfekte Kuschelhose

Im Oktober bin ich bei einem Lustkauf von meinem Stoff-Einkaufsschema abgewichen: Ich habe Stoff mit Polyesteranteil gekauft! Seit Jahren zum ersten Mal. Ich hatte bei Tigerlilly Breitcordjersey entdeckt und fand das eine dermaßen gemütliche Vorstellung, das Stöpselchen in ein Mittelding aus Cord und Nicki zu stecken, dass ich davon unbedingt ein Probierstück haben musste. Das war, bevor Albstoffe solches Material herausgebracht hat, sonst hätte ich vielleicht auf Bio-Baumwoll-und-Recyclingpolyester-Qualität gewartet. Ich habe 70 Zentimeter gekauft, ohne konkret zu wissen, was daraus werden soll.

Ein bisschen überrascht war ich beim Anfassen, wie dünn das Material ist, aber es stimmt schon, Cord ist eigentlich auch sehr dünn. Deshalb reißen die Cordhosen der kleinen Stöpsel auch so schnell. Das Wühlen durch meine Schnittmustermappen hat mich bei der Klimperklein-Strampelhose landen lassen, die ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr genäht hatte. Zuletzt im Winter 2014/2015, als der kleine Stöpsel ein Baby war.

Ich habe sicherheitshalber noch mal die Anleitung überflogen und mich ans Werk gemacht. Entgegen dem ersten Impuls sollte die hellgraue Hose auch „nur“ hellgraue Bündchen bekommen, damit sie wirklich mal kombinierbar und nicht auch wieder zu bunt ist.

Hach, was ist der Stoff schön! Er fusselt zwar beim Verarbeiten ähnlich gemein wie Nicki, aber sobald die Kanten unter der Overlockmaschine durchgelaufen sind, hört das ja auf. Für die Belege im oberen Bereich habe ich einfach Stoffreste mit Babymuster verbraucht, und ich habe natürlich vergessen, die Träger im Druckknopfbereich zu verstärken, weil ich es ja für die Anleitung zu eilig hatte.

Für die Druckknopfleiste habe ich einen Bündchenstreifen zugeschnitten, sechs Zentimeter breit und so lang wie die Beininnenkante. Den habe ich gefaltet an die Hinterkante genäht. Für vorn habe ich einen Beleg aus Bündchenware ausgeschnitten, drei Zentimeter breit und an der Außenkante versäubert. Den habe ich nach dem Annähen knappkantig festgesteppt und Druckknöpfe eingesetzt; im Schritt enger als an der Beinlinie.

Ich war echt stolz auf mich, als ich im Lauf des Nähens gemerkt habe, dass ich die Hose problemlos ohne Anleitung und ohne Schweißausbrüche erledigen kann. Vor vier Jahren, beim ersten Mal, fand ich das ein enorm anspruchsvolles, schwieriges Projekt, habe tierisch mit dem Absteppen der Oberkante gekämpft und war stolz wie Bolle, als ich fertig war. Ein Anfängerprojekt finde ich die Hose immer noch nicht, aber ich merke an ihr, dass ich in den letzten vier Jahren mit dem Hobby Nähen eine Menge Routine und Selbstvertrauen gewonnen habe.

Ich habe übrigens bei künstlichem Licht gearbeitet und dachte ehrlich, dass die Druckknöpfe etwa das gleiche Hellblau hätten wie die Wölkchen im Futterstoff. Na ja. Auch nicht schlimm.

An der Wickelleiste freue ich mich mal so richtig, weil ich selbst mit meinem kritischen Auge keinen Makel entdecken kann. Das ist immer noch eine Rarität in meinem Nähzimmer.

Die Knöpfe für die Träger habe ich nach Augenmaß eingesetzt und noch etwa sieben Zentimeter Platz bis zum Ende. Ich kann also, wenn das Stöpselchen genug gewachsen ist, noch mal neue Knöpfe setzen und die Hose damit wieder passend (länger) machen. Bei den Knöpfen hat mich übrigens das Eigenlob eingeholt. Beim allerletzten Druckknopf denke ich: „Ha, ich hab alle neun Druckknöpfe geschafft, ohne einen falschrum einzusetzen. Was bin ich gut!“ Lasse die Druckknopfzange los, löse sie vom Ring und sehe, dass der letzte Druckknopf prompt nach außen guckt. Mann!

Die fertige Hose ist genauso kuschelig wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich liebe sie sehr. In dieser Hose könnte ich das Stöpselchen ständig knuddeln und drücken wie einen Teddybären. Dafür fehlt es ihm aber noch an Speck und Körperspannung, um solche überschwänglichen Zärtlichkeiten auszuhalten. Na ja, ist ja noch Platz zum Wachsen in der Hose…

Verlinkt zu Menschen(s)kinder und Nähzeit am Wochenende

8 Kommentare zu „Seltene Freude: Eine perfekte Kuschelhose

  1. Der Strampler sieht wirklich toll aus 🙂 Den Schnitt kenne ich ja und ja, ich finde ihn anspruchsvoll. ^^ Mir fehlen wohl noch vier Jahre Routine 😆 deine Knopfleiste sieht wirklich toll aus! Ich habe in der Zwischenzeit auch nochmal zwei Strampler (Lenis Strampler von JoMina – kann ich nur empfehlen) mit Knopfleiste genäht und die sind mir auch schon ganz gut gelungen. Leider aber noch kein Vergleich zu deiner. Na, in vier Jahren dann ^^ Ich finde es immer wieder erstaunlich wie unterschiedlich Babys wachsen. Eurer Stöpselzwerg war bei der Geburt schon fast so groß wie unsere vier Monate alte Tochter* jetzt ist… Der generelle Vorteil für mich ist, dass ich mir unglaublich viel Inspiration bei dir holen kann. Es ist schon toll, dass ausgerechnet auf einem meiner Lieblings-Nähblogs gerade so viele Babysachen zu sehen sind 🙂
    Liebe Grüße und habt ein schönes Wochenende! Wir verarbeiten gerade die Nebenwirkungen der Impfung gestern 😦 Mal sehen, wie der Tag da so wird…

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    1. Liebe Noelana, also erst mal ehrt mich das Prädikat „Lieblingsblog“ ja sehr. Freut mich!
      Ja, ich staune auf deinem Blog auch immer, was ihr für ein zartes Persönchen habt. Wir sind jetzt mit 12 Wochen bei 66 Zentimetern. Und dabei liegen vermutlich beide Babys noch im Normalbereich. Faszinierend, wie viele Varianten die Natur bietet, oder?
      Lenis Strampler habe ich einmal genäht, bevor das Stöpselchen da war, und mochte den nicht. Aber das ist ja das Schöne am Nähen, dass jede/r den eigenen Geschmack bedienen kann.
      Euch dreien wünsche ich auch einen gemütlichen zweiten Advent!

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