Kindersachen

Mit Merino in den Herbst

Ziemlich früh in der Schwangerschaft, als ich den Vorsatz gefasst habe, das neue Baby ausschließlich zu benähen und nichts zu kaufen (dabei ist es übrigens nicht geblieben…), habe ich in einer Luxus-Bestellung bei Tigerlilly einen halben Meter Feinwalk mit Merino in Senfgelb gekauft. Das fand ich eine passende Farbe für das Herbstkind.

Nachdem das Stöpselchen so viel größer auf die Welt kam als erwartet, habe ich das bereitliegende Freebook in Größe 62 wieder weggelegt und den Jolly Jumper von Lybstes als Vollversion gekauft. Lybstes stellt alle Kinder-Ebooks in der kleinsten Größe als Freebook bereit, aber das wäre mit dem kleinen Specki und dem teuren Stoff wirklich Quatsch gewesen. Nicht so gern mag ich, dass die Lybstes-Schnitte immer in Doppelgrößen angeboten werden. Bei 122/128 mag das nicht viel ausmachen, aber zwischen 68 und 74 liegen Welten.

Da ich den Anzug aus wenig dehnbarem Merinowalk nähen und auch noch füttern wollte, habe ich ihn in 68/74 zugeschnitten, die Beine aber ein paar Zentimeter kürzer gelassen. Das hätte ich aus der Not heraus ohnehin machen müssen, weil mein halber Meter für eine reguläre Größe 68/74 nicht reichte.DSC_0446Für den Kombistoff hatte ich mich auch schnell entschieden; ich hatte im Frühling einen halben Meter Stoffonkel-Zootiere gekauft, die ich einfach zu niedlich fand. Das stellte mich dann aber vor eine Herausforderung für Bündchen und Reißverschluss. Ich glaube, ich hätte das Senfgelb sonst mit Dunkelblau kombiniert. Das passte nun aber überhaupt nicht zum Futter. Gelandet bin ich bei Sonnengelb, und im Nachhinein finde ich das auch ganz schön, weil es den Merinowalk etwas aufhellt. Ich bin eigentlich kein Fan von Senfgelb…DSC_0449Man näht für einen gefütterten Jolly Jumper erst zwei fertige Anzüge ohne Arm- und Beinbündchen und verbindet die beiden dann an der Reißverschlussnaht. Der Außenanzug bekommt schon vor dem Verbinden das Kapuzenbündchen und den Reißverschluss.

Passenden Reißverschluss hatte ich nur in endlos, und weil ich es hasse, am Ende ewig und drei Tage die Enden auf die richtige Länge in den Zipper einzufädeln, habe ich am unteren Ende ein zusammengefaltetes Stoff-Rechteck aufgenäht. Das sollte den Reißverschluss nach unten fixieren. Nicht bedacht habe ich allerdings, dass es das Nähen des unteren Endes auch relativ kompliziert macht, wenn man den Zipper nicht mehr beliebig schieben kann.DSC_0447Ich gebe zu: Ich hasse es, Reißverschlüsse einzunähen. Irgendwas geht immer schief. So auch hier. Ich habe die Reißverschlussenden oben umgebogen, festgenäht und habe mich drauf verlassen, dass der Kinnschutz den Reißverschluss nach oben hin ausreichend stoppt. Das hat er beim ersten Test nicht getan. Der Zipper war also ab, und unten, von wo man ihn plausiblerweise einfädelt, war ja mein Stoffstück festgenäht. Ich habe also fluchend und schwitzend den Zipper von oben auf den Reißverschluss gezerrt und war heilfroh, dass das am Ende irgendwie ging.

Das Futter auf Oberstoff und Reißverschluss zu nähen, hat mal überhaupt nicht geklappt. Es hat überall Falten geschlagen, und das Futter war am Ende fünf Zentimeter zu lang. Als ich das Projekt schon in die Ecke schmeißen wollte, ist mir aufgefallen, dass der Obertransport nicht eingeschaltet war. Damit hatte ich immerhin eine Erklärung für das Problem. Ich habe also mit mühsam beherrschter Geduld die Naht aufgetrennt und mit Obertransport noch mal genäht. Damit ist es jetzt nicht perfekt, aber besser.

Als ich das geschafft hatte, ist mir aufgefallen, dass ich die Wendeöffnung im Futter vergessen hatte. Da ich absolut keine Lust hatte, die Overlock-Naht aufzutrennen, habe ich eine Wendeöffnung in der Kapuze gelassen, zwischen Futter und Oberstoff. Das hat gut funktioniert, da war ich erleichtert.

Mitte Oktober war es kühl genug, dass ich das Kind in den Anzug stopfen konnte, ohne einen Hitzeschaden befürchten zu müssen. Die Bündchen konnte ich da, mit vier Wochen, eher als Handschuhe und Füßlinge nutzen. Ich bin ein bisschen skeptisch, wie gut sich diese engen Bündchen anziehen lassen, wenn das Kind ja schon eine Menge drunter hat und die Bündchen später an den Gelenken sitzen sollen. Aber gut, das wird sich zeigen.

Auch die Kapuze finde ich riiiesig und hoffe, ehrlich gesagt, dass das Stöpselchen sie nie ausfüllen wird.Anzug3Abgesehen davon finde ich ihn wunderschön und bin ganz froh, dass ich mich an den Merinowalk getraut habe. Jetzt hoffe ich nur noch, dass das Stöpselchen nicht weiter so schnell zunimmt und wächst, damit der Anzug eine Weile passt.Anzug1

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10 Kommentare zu „Mit Merino in den Herbst

  1. Was für ein wunderschöner Anzug. Beim Lesen musste ich gleich mehrmals lachen. 1. finde ich den Zoostoff von Stoffonkel auch einfach toll und schleiche da im Moment drum rum. 2. Habe ich ja auch eine JollyJumper genäht und auch Endlos-Reißverschluss verwendet. Ich habe mich auch darauf verlassen, dass der Stopper oben reicht und in meinem Versuch hat er das auch getan. Als ich dann aber kurz darauf mit der Hummel im Anzug unterwegs war, hat sie den Reißverschluss mit einer ruckartigen Handbewegung nach draußen befördert. Ich hatte unten auch ein Stück Stoff angenäht und deshalb lange versucht den Reißverschluss von oben wieder einzufädeln. Ich habs leider nicht geschafft und musste von unten wieder alles auftrennen -.-. Leider ist das alles nach dem Blogeintrag passiert. Sonst hätte ich es bestimmt erzählt. 3. Finde ich die Kapuze auch viel zu groß. Das ist wohl eine Eigenart der Lybstesschnitte. Ich finde es auch doof. So ist die Kapuze wirklich nur noch Zierde und ich hatte eigentlich gehofft, die als zusätzlichen Kälteschutz nutzen zu können.
    Naja, sein Anzug gefällt mir trotzdem sehr sehr gut. Das senfgelb ist eine wunderschöne Farbe und wirklich sehr herbstlich! Inzwischen kannst du ihn ja auch gut gebrauchen, bei dem Wetter…
    Liebe Grüße!

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    1. Danke, Noelana!
      Ich finde die Kapuze nicht mal Zierde, sondern eher lästig. Da ist immer zu viel Stoff, ob in der Autoschale oder beim Liegen. Beim nächsten Mal würde ich die Kapuze deutlich verkleinern.
      Schön zu lesen, dass ich nicht die einzige Optimistin mit Reißverschluss und Stopper war… 😉

      Liebe Grüße!

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    2. Ich finde den Overall super gelungen auch mit den Farben. Klasse wie du auch deine Fehlerchen beschreibst. Das erinnert mich an mich. Bin blutiger Anfänger und versuche mich auch immer wieder an solchen Projekten. Meiner Meinung nach muss Handmade nicht perfekt sein. Man darf auf das vollendete Projekt wirklich stolz sein. Denn auch gekaufte Markenkleidung ist nicht perfekt genäht 😉

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      1. Vielen Dank, Ingrid! Ich habe ein paar Jahre gebraucht, bis ich mit „nicht perfekt“ zufrieden war. Mein Anspruch war lange höher als die Realität. Aber das ist auf Dauer einfach Quatsch. Kleine Fehler machen den Charakter aus…

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  2. Die Bündchenfarbe finde ich ganz toll zum Senf dazu.
    Das mit dem RV ist mir auch schon passiert. So was ist echt…….
    Dann drück ich mal die Daumen, dass der Anzug den ganzen Winter passen wird.
    Lg Iris

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  3. Ein toller Anzug! Ich habe auch gerade einen Walk-JollyJumper für meinen Kleinen genäht.
    und habe mich in deiner Nähbeschreibung wiedergefunden. Mein Futter hat sich auch so doof gedehnt.
    Mit dem Senfgelb geht es mir genauso: auf Fotos von anderen sieht es immer so toll aus, aber in großen Mengen an mir oder meinen Kindern finde ich es schwierig.

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