Ich hatte dem großen Stöpsel bei einem Probenähen im Frühling drei T-Shirts mit Brusttasche genäht, und seit er sie benutzt hat, um darin irgendwelche Sammelkarten zu bunkern, war für den kleinen Bruder klar, dass man ohne T-Shirts mit Brusttasche nicht wirklich glücklich sein kann. Er hat also drei bestellt, weil er drei Jahre alt ist, und noch drei für seinen Bruder, damit der altersgerecht sechs hat. Das habe ich verweigert, aber für ein T-Shirt habe ich ihm Stoffe zur Auswahl vorgelegt. Gewählt hat er einen Stenzo-Jersey mit Dinosaurier-Zeichnungen, weil da „Dinosaurus Rex“ drauf ist. Manchmal erinnert er sich an „Trannosaurus Rex“, aber meist eben nicht.
Diesen Brusttaschen-Wunsch fand ich eine super Gelegenheit, wieder mal ein ungenutzt schlummerndes Ebook von der Festplatte zu wecken. In diesem Fall traf es das „Vintage V Neck“ von Blank Slate Patterns. Von dem Label habe ich schon mehrere Schnitte für die Kinder und mich und mochte den „Hipster Henley“ für die Jungs extrem gern (siehe hier und hier). Das Vintage V Neck ist ein ziemlich schlichtes Shirt mit V-Ausschnitt und sehr groß angelegter Brusttasche; für meine Zwecke hier also perfekt.
Den Dino-Jersey mag ich nicht so, weil ich ihn ziemlich schlafanzugartig finde, aber ich muss ihn ja auch nicht anziehen. Kombiniert habe ich ihn einfach mit weißem Bündchen und weißem Jersey für die Tasche. Ich habe Größe „4T“ genäht – das „T“ steht für Toddler, also Kleinkind, die 4 für das Alter. Ich würde anhand der Passform am kleinen Stöpsel sagen, dass das etwa der Größe 110 entspricht.Der Bündchenstreifen für den Halsausschnitt wird am Ende aufeinandergelegt und bildet dann einen 90-Grad-Winkel. Der findet sich im Front-Schnittteil wieder. An diesem V im Jersey, also in die Nahtzugabe des Halsausschnittes, soll man einen „stay stitch“ nähen, etwa 15 mm lang, dessen Sinn sich mir überhaupt nicht erschließt. Jersey dehnt sich auch noch um einen Geradstich herum, und der Stoff kann sich auch mit einer Naht verziehen. Was soll also dieser stay stitch? Ich hab ihn genäht, aber im Verlauf des Verarbeitens keinen Mehrwert gefunden.
Anfangen zu stecken (und auch zu nähen) soll man an der Spitze des Ausschnitts, und die Bilder dazu finde ich zwar klar, aber ich habe mich gefragt, warum man das so kompliziert machen muss. Allein das Stecken des Ausschnitts hatte drei Bilder und drei lange Textabschnitte. Ich habe mich exakt an die Anleitung gehalten. Viel plausibler fänd ich aber, kurz vor der Doppellagigkeit des Bündchens mit dem Nähen anzufangen und sich um die Spitze herumzuarbeiten, damit man die zuerst fixiert hat, bevor man den „einfachen“ Rest des Halsbündchens näht.
Ich habe sehr genau genäht, hatte weiches Bündchen und normalen Jersey, und schön finde ich das Ergebnis nicht. Die untere Lage des Halsausschnitt-Bündchens zieht den Jersey nach innen, und das bildet Falten. Daraufhin hab ich mir noch mal die Beispielbilder zum Schnittmuster angesehen. Dort ist der Halsausschnitt entweder noch mal abgesteppt oder zeigt auch den Zug nach innen. Absteppen war mir aber zu heikel, weil die Riesenbirne des kleinen Stöpsels nur knapp durch den Halsausschnitt geht. Wenn ich mit dem Absteppen ein Stück Dehnbarkeit einbüße, wird es eng.
Immerhin: Die Passform des Shirts finde ich ansonsten super. Es sitzt perfekt an den Schultern, ich mag die Ärmellänge, die Rumpflänge und die Weite, und das Ausschnittbündchen könnte ich ja beim nächsten Mal eigenmächtig etwas schmaler machen. Dann hat es weniger Zugkraft und der Ausschnitt ist etwas größer.
Wichtig für den kleinen Stöpsel war ja ohnehin vor allem die Brusttasche, und die sitzt einwandfrei und nimmt eine ganze Kinderhand auf. Insofern finde ich den Schnitt für meine Bedürfnisse etwas korrekturbedürftig und würde das nächste Mal mehr auf Erfahrung als auf die Anleitung setzen, aber er darf auf jeden Fall in der Schnittmustermappe bleiben. Und der kleine Stöpsel ist glücklich.
Verlinkt zu made for boys
Bei uns hieß der lange Zeit „Daunosaurus Rex“. ;o)
Liebe Grüße!
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