Für Erwachsene

Tulip Top mit Tulpen: ungewohnt…

In Sachen Umstandsmode bin und war ich immer ein bisschen im Zwiespalt mit mir selbst. Einerseits finde ich vollkommen unökonomisch, sich für ein paar wenige Monate eine umfassende Garderobe zuzulegen. Andererseits passt mir nichts mehr von meiner „normalen“ Kleidung, alles ist bauchfrei, und mehrere Monate mit nur fünf offiziellen Umstands-Oberteilen und ein paar Kleidern durchzukommen, ist im Sommer eine Herausforderung. Deshalb war meine Idee, Oberteile zu nähen, die nicht ausgewiesen „Umstandskleidung“ sind, die aber in der Schwangerschaft und auch noch danach passen.

In diese Kategorie habe ich das „Tulip Top“ von Blank Slate Patterns einsortiert; ein lose geschnittenes Raglanshirt mit überlappenden abgerundeten Vorderteilen. Das hatte ich vor geraumer Zeit mal gekauft, aber völlig entgeistert zur Seite gelegt, als ich auf den ersten Blick gesehen habe, dass man die Seiten 15-62 als Schnittmuster ausdrucken sollte. Mit noch mal Nachdenken habe ich überlegt, dass das für ein normales Oberteil ja gar nicht sein kann. Und siehe da – stimmt auch nicht. Man kann entweder die Vorder- oder die Rückenteile überlappen lassen, und deshalb gibt es Vorder- und Rückenteile für mehrere Varianten im Schnittmuster. Ausdrucken muss man aber nur die Teile seiner Wahl, bei mir also ein normales Rückenteil und ein abgerundetes Vorderteil.

Meine Stoffwahl für dieses Oberteil war eine für mich total seltene: Hellblau und Rosa mit Blumen. Das zieh ich sonst NIE an. Aber ich hatte den Stoff mal in Kombination mit Punkten gesehen und fand das dann wieder ganz nett. Außerdem schadet ja auch nicht, mal was Neues auszuprobieren. Und dazu kommt noch, dass ich den Stoffonkel-Biojersey „Tulips“ wie die Faust aufs Auge passend zu dem „Tulip Top“ fand. Der Kombi-Stoff, auch Stoffonkel, heißt „Dotties stillwater“.DSC_0088Bei Blank Slate Patterns ist die Nahtzugabe im Schnitt enthalten, und zwar 12 mm. Das finde ich jedes Mal wieder ungewohnt viel. Außerdem tue ich mich immer schwer mit den Illustrationen; die rechte Stoffseite ist in der Anleitung grau, die linke weiß. Andersrum fänd ich das viel plausibler. Und nicht zuletzt spreche (und lese) ich zwar gut Englisch, aber die Anleitung dieses Ebooks fand ich echt schwergängig. Ich habe mich am Ende einfach an die Zeichnungen gehalten.

Und die waren nötig: Zum allerersten Mal habe ich bei einem Raglan-Shirt nicht zuerst die Raglannähte und dann die Seitennähte geschlossen. Hier werden zuerst die untersten zehn Zentimeter der Seitennähte geschlossen. Es hängen dann also die gebogenen Vorderteile am Rückenteil, und dadurch entsteht eine sehr lange, gewölbte Unterkante. Die soll eingefasst werden. Für die Einfassung gibt es extra Schnittteile, und die Anleitung dazu ist kompliziert und seltsam illustriert, aber ich habe einfach auf den Einfasser meiner Maschine gebaut. Dafür habe ich 160 cm Bündchenstreifen zugeschnitten. Das kam mir üppig vor.DSC_0078So kann man sich täuschen. Der Streifen hat nicht gereicht. Eigentlich wollte ich ja das Tulpen-Vorderteil oben haben und die Pünktchen unten. Angesichts des abgebrochenen Streifens war das nun keine Option mehr; die olle Strecke ohne Einfassung musste unten verschwinden.DSC_0087Das finde ich am Ende gar nicht so schlecht, dadurch ist das Shirt im Gesamteindruck heller. Und mit dem rosa Einfassstreifen kann ich überraschend gut leben, weil er schlüssig zum Hauptstoff passt.

Anschließend werden die Seitennähte fertig geschlossen, dann die Raglanärmel, und am Ende näht man die Ärmel in das Hauptteil ein. Ich kenne das von „normalen“ Ärmeln, aber da hat man eine Schulternaht und ein Armloch, in das man den Ärmel setzt. Dadurch, dass der Raglanärmel oben im Halsausschnitt mündet, näht man ihn hier U-förmig in die Armausschnitte. Sehr seltsam. Hat aber geklappt, und dann fehlte nur noch das Halsbündchen, das ich aus dem Dotties-Stoff geschnitten habe. Am Hals war mir rosa Bündchen zu viel.

Was mir überhaupt gar nicht gefällt und mich ziemlich ärgert, ist der Sitz des Shirts obenrum. Ich hatte noch überlegt, ob ich mir im Raglan-Bereich, also oben, ein paar Zusatz-Zentimeter gönne, aber nach Maßtabelle war mein Brustumfang perfekt im Größenbereich. Und ich war schon beim Zuschneiden ein bisschen skeptisch angesichts der riesigen Ärmel-Schnittteile, aber manchmal gibt es ja auch positive Überraschungen.DSC_0081Hier nicht. Die Ärmel finde ich viel zu weit, dafür sitzt das Shirt eindeutig an den Schultern zu eng. Und das ist bei Raglanteilen ja schon eine Kunst. Ich habe einen eher großen Oberarm-Umfang, immer wieder klemmen mir Ärmel an den Armen. Hier könnte ich eineinhalb Arme in einem Ärmel unterbringen, und letztere stehen auch noch doof ab.DSC_0085Gerade von hinten schlägt das Oberteil richtig Falten. Das soll ganz bestimmt nicht so sein, und an den Schultern habe ich in der Schwangerschaft ziemlich sicher kein Gewicht zugelegt. Vermutlich ist die Größenangabe also wirklich auf Brust ausgelegt und nicht auf Brustkorb.DSC_0082In der Bewegung fallen die Falten vielleicht nicht so stark auf, und es kann noch sein, dass das Shirt nach der Schwangerschaft insgesamt lockerer fällt und sich die Lage dann auch hinten entspannt.DSC_0084Man soll ja die Hoffnung nicht aufgeben.

Insgesamt ist mein Plan mit diesem T-Shirt aber echt in die Hose gegangen. Es sitzt doof, und obwohl die Vorderteile wirklich weit überlappen, bedecken sie nicht mehr komplett den Bauch. Vielleicht hatte ich unterschätzt, wie groß er im achten Monat schon ist. So hatte ich es nach dem Nähen noch einmal schnell im Büro an und habe es dann auf Halde gelegt, für nach der Geburt. Schade!DSC_0075Immerhin fand ich aber einen Freu-Aspekt, dass ich mich mit Blümchen und Rosa ganz überraschend nicht albern und verkleidet gefühlt habe, sondern das Oberteil an mir farblich ganz gern mochte. Blumenstoffe werden auch künftig nicht meine Regale dominieren, aber schön zu wissen, dass sie darin vorkommen dürfen.

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6 Kommentare zu „Tulip Top mit Tulpen: ungewohnt…

  1. Die Farbe kenne ich doch 😁! Die Tulpen stehen dir wirklich ganz gut, finde ich.
    Meine Tochter hat auch ein Shirt mit diesen Tulpen – hihi.
    Bei der Passform kann ich dir nur zustimmen – so richtig gut sitzt es nicht. Aber auch kein kompletter Reinfall, vielleicht sitzt es mit weniger Bauch tatsächlich besser. Die Überlappung finde ich schon spannend, das sieht man nicht so häufig.
    LG Petra

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  2. Liebe Meike, ich mag Dein Oberteil voll – die hellen Farben stehen Dir sehr gut! Ja, ok, für die schöne Kugel ist es ein bisschen knapp, aber ich denke, es wird Dir, wenn das 3. Stöpselchen da ist, noch gute Dienste leisten. Liebe Grüße und danke auch für die Verlinkung! Karin

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    1. Danke, Karin! Ich hab auch schon gedacht, dass ich mir mal mehr helle Sachen nähen sollte. Für den nächsten Me Made Mittwoch habe ich den Vorsatz auch schon umgesetzt. Fortsetzung folgt…
      Liebe Grüße
      Meike

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  3. Liebe Meike, ich finde die Überlappung beim Tulip Top echt interessant und würde ihm daher auch eine zweite Chance geben. Die Stoffe würde ich an mir auch ungewohnt finden, aber sie stehen dir!
    Liebe Grüße! Tina

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