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Babydecke nach Lybstes-Anleitung

Als ich mal auf der Seite von Lybstes gestöbert habe, bin ich über die Blumen-Krabbeldecke gestolpert, für die es dort eine kostenlose Anleitung gibt. Die fand ich unbeschreiblich schön, hatte aber keinen Anlass, sie zu nähen. Jetzt schon. Das neue Stöpselchen sollte so eine Decke bekommen. Und das musste ich ja noch angehen, so lange ich zum Zuschneiden auf dem Boden rumkrauchen konnte. Also nicht ganz kurz vor der Geburt…

Ich habe bei Tigerlilly fast genau die Stoffe bestellt, die in der Lybstes-Anleitung verwendet sind: Graziela-Motive mit Blockstreifen und Kritzelstreifen der gleichen Designerin. Einziger Unterschied: Ich wollte lieber die Bauernhofmotive als die Eisenbahnmotive, die auf der Vorlage prangen. Aber die Stoffe sind so fröhlich leuchtend bunt, dass ich gar nicht motiviert war, andere auszusuchen. Und ich habe nicht alles aus Jersey bestellt, sondern für die Unterseite Bauernhof-Webware genommen. Eine stabile Lage beim Verarbeiten fand ich nicht doof.

Für die Decke schneidet man je einen großen Kreis mit 47 cm Radius aus Oberstoff, Unterstoff und Futter, für die Blütenblätter acht Kreise mit 18,5 cm Radius. Ich hatte als Futter noch ein riesiges Stück Schafwollvlies von einem früheren Deckenprojekt, das kam mir für eine Babydecke, die ja immer direkt auf dem Boden liegt, perfekt vor.

Der Vorschlag fürs Zuschneiden ist in der Anleitung, den Radius an einem Maßband abzumessen, Letzteres mit einem Wonderclip auf den Stoff zu stecken und dann mit einem am Maßband festgeklebten Textilmarker den Kreis zu ziehen. Mir war dieser Wonderclip nichts. Da hab ich doch eine Falte im Stoff und nachher einen krumpeligen Kreis, oder? Ich habe eine Schnur an einer Nadel festgebunden, nach 47 Zentimetern einen Textilmarker ans andere Ende geknotet und die Nadel durch den Stoff in eine Ritze des Holzfußbodens gesteckt. Da saß sie schön tief, konnte nicht verrutschen, und der Faden hat sich mitgedreht.DSC_0072Das Zuschneiden ist reine Fleißarbeit, und es ist so viel übrig geblieben, dass das Stöpselchen aus den tollen bunten Jersey-Stoffen noch ein komplettes Outfit bekommen kann.

Eine zweite Abweichung zur Vorlage-Decke habe ich mir bei den Blütenblättern gegönnt. Bei der Lybstes-Decke sind alle Blütenblätter (halbierte, unten abgerundete Kreise, die man füllt und schließt) so platziert, dass die Streifen einigermaßen parallel zum Innenkreis verlaufen. Ich steh nicht so auf Symmetrie und fand das etwas langweilig. Deshalb habe ich meine kleinen Kreise bewusst unterschiedlich zerschnitten und mag das kunterbunte Ergebnis.DSC_0082Bevor man die Blütenblätter auf die Decke näht, soll man sich Gedanken über Anhängsel, Spielkram und so etwas machen. Ich habe also meinen ziemlich bescheidenen Fundus an Kurzwaren durchsucht, was da passen könnte. Es sollte ja farblich einigermaßen im Spektrum bleiben.DSC_0073Ein paar Kordeln haben meine Gnade gefunden, eine Spieluhr, einige Holzperlen auf Gummikordel, Bratschlauch zum Knistern und ein Schlüsselring in Blumenform. Zu viel muss es ja auch nicht sein. Die Spieluhr habe ich in mehrere Lagen Wollvlies eingewickelt und mit dickem Garn zu einem groben Päckchen vernäht. Damit sich das Baby nicht den Kopf stößt, wenn es draufrollt.DSC_0074Für die Spieluhr hatte ich allerdings keine zündende Idee, wie ich die zwischen Decke und Blütenblätter kriege, ohne die Zugschnur zu blockieren. Spätestens beim Wenden klappe ich sie ja ein/um, da geht nichts mehr. Also habe ich eins der Blütenblätter wieder ein Stück geöffnet, die Spieluhr reingesteckt und den Griff nach außen zeigen lassen. Das Baby zieht ja sowieso nicht selbst…DSC_0083Anschließend habe ich alle Blütenblätter gefüllt und verschlossen. Ich hatte ja die Hoffnung, dass ich mit dem Projekt mal meine Massenvorräte an Füllwatte eliminieren kann, aber da passt leider nicht viel rein. Danach soll man die Oberdecke auf das Innenfutter nähen und erst dann die Blätter aufstecken.

Mein Wollvlies hatte auf einer Seite so eine Art dünnes Seidenvlies. Beim ersten Deckenprojekt vor etwa drei Jahren habe ich das vor dem Nähen abgepult und erst zu spät verstanden, dass es hätte dranbleiben sollen. Mein Nähmaschinentransporteur war am Ende nämlich voll mit Wollflusen, und ständig hat das Zeug gehakt. Dieses Mal war ich klüger, habe den Oberstoff auf die ungeschützte Vlies-Seite gelegt und konnte einfach einmal rumnähen. Wobei auch das bei der Größe eine Weile dauert. Die Spielsachen habe ich mit dem Zickzack-Stich mitgefasst und dann aber noch mal alles sehr gründlich angenäht, bevor ich zum nächsten Schritt übergegangen bin.

Da ich sehr genau geschnitten habe, habe ich erst überlegt, ob ich wirklich alle acht Blütenblätter stecke oder nicht einfach losnähe. Aber Auftrennen ist viel schlimmer als Stecken, also habe ich mich überwunden und war am Ende total froh drüber. Ob das an den ungewohnten zwei Zentimetern Nahtzugabe lag oder an einem Schneidefehler, weiß ich nicht, aber nach der ersten Runde Stecken (nur die Blattspitzen) passt ein halbes Blütenblatt nicht mehr an den Kreis. Also habe ich noch mal komplett rundherum gesteckt, dieses Mal auf der gesamten Strecke – also nicht nur an den Blattspitzen – und die Blätter sich immer etwa drei Zentimeter überlappen lassen. Damit passte es perfekt, und ich war froh, dass ich nicht wild drauflosgenäht hatte.DSC_0075Am Ende muss man „nur noch“ den Unterstoff über das gesamte Projekt stecken, annähen, alles durch 20 Zentimeter Wendeöffnung wenden und das Loch schließen. Das klingt überschaubar, und bei weniger Volumen und Größe wäre es das auch, aber ich habe noch mal deutlich über eineinhalb Stunden gebraucht und war froh über meinen großen Schreibtisch. Tatsächlich habe ich mich sogar überwunden und die große Wendeöffnung mit der Hand geschlossen. Von unten ist die Decke zwar ohnehin nicht perfekt, weil ich anscheinend nicht knapp genug am Rand gesteppt habe und man einige Nähte sieht, aber von oben ist alles schick. Und das wollte ich nicht durch eine Steppnaht in alle Schichten stören.DSC_0085Die Blumen-Babydecke finde ich super-superschön. Ziemlich sicher hatte ich als Kind Bettwäsche aus dem Eisenbahn- oder dem Bauernhofstoff – da muss ich noch mal meine Mutter fragen -, aber diese Stoffe sind für mich der Inbegriff von Kinderbett.DSC_0081Die großen Brüder waren total begeistert und haben erst mal alle Blütenblätter auf Effekte durchgetestet. Deutliche Missbilligung: „Da knistert ja nur eins!“ Zweite vorsichtige Frage war, ob wir die Decke verschenken, wenn das Baby zu groß geworden ist. Ich glaube nicht… Aber die Antwort hat noch viel Zeit. Erst mal freuen wir uns alle riesig auf das Stöpselchen, und der kleine große Bruder war nach dem Testen der Decke stinksauer, dass es immer noch nicht da ist!

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8 Kommentare zu „Babydecke nach Lybstes-Anleitung

  1. Liebe Meike,
    die Decke ist so schön, ich bin richtig verliebt. Toll bunt und kindgerecht, daran werdet ihr sicher lange Freude haben.
    Die Ungeduld der großen Brüder in spe hatten wir letztes Jahr auch. ;o)
    Liebe Grüße! Tina

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    1. Danke, Tina! Ich hoffe auch, dass die Decke lange überlebt. Mal sehen, wie sie Waschen verträgt…
      Ich gebe zu: Die Ungeduld teile ich. Ich hab in dieser Sommerhitze einfach keine Lust mehr auf Bauch.
      Liebe Grüße!
      Meike

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  2. Hallo Meike!
    Eine ganz tolle Decke ist das geworden! Die bunten Stoffe sind wirklich ein echter Hingucker und deine kleinen Features finde ich für so ein Kleines genau richtig und absolut ausreichend. Die Ungeduld und die Unlust auf den dicken Bauch kann ich dir gut nachempfinden. Mein Großer ist auch ein Spätsommerbaby… Aber wenn du aus den Reststoffen noch ein Outfit zaubern möchtest, dann brauchst du ja eindeutig noch ein wenig Zeit;)
    Liebe Grüße
    Pia

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    1. Liebe Pia, vielen Dank für dein tolles Kompliment! Ich bin sehr gespannt, ob das Baby später etwas mit den „Features“ anfangen kann…
      Ich bin schon kontinuierlich bei der Resteverwertung. In Größe 56/62 lohnt sich das ja wieder so richtig.
      Liebe Grüße, Meike

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