Für Erwachsene

Mein erstes Mal Modal: Lady Topas

Bei manchen lang gelagerten Stoffen kann man ja noch ziemlich gut nachvollziehen, seit wann sie im Regal Staub ansetzen. Ich habe genau seit dem Lillestoff-Festival im September 2017 einen Meter Lillestoff-Modal „Stempelpunkte“ in Sand/Gold auf Halde. Den habe ich dort gekauft, weil ich irgendwie dachte, wenn jetzt Modal so ein Trend sei, müsste ich es ja mal ausprobieren. Zu Hause habe ich dieses superglatte, weiche Material in die Hand genommen, mir vorgestellt, wie es sich vertrauensvoll an Hüftgold und Bauchspeck anschmiegt, und es dann ganz, ganz unten ins Regal gesteckt. Für irgendwann mal.

Der Moment für den Modal kam im Mai, als die Natur uns wochenlang mit Tagestemperaturen um und über 30 Grad gestraft hat. Für mich persönlich läuft so eine Wetterlage unter Naturkatastrophe. Alles, was man da anzieht, ist zu warm.

Ich habe also den Modal in die Hand genommen, eben weil er so leicht und glatt ist, und dann überlegt, welcher kaschierende und leicht fallende Schnitt in Frage kommt, der auch noch den wachsenden Babybauch unterbringt. Gelandet bin ich beim Freebook Lady Topas von mialuna. Das hatte ich vor Ewigkeiten schon einmal genäht (siehe hier) und ziehe es wirklich gern an, zumal meine Schulterweite dabei egal ist.DSC_0045aDa das Vorderteil am Ausschnitt gerafft wird und dann ohnehin in Falten liegt, habe ich keine zusätzliche Bauch-Raffung an der Seite geplant und das Top einfach zugeschnitten wie vorgesehen. Einzige Anpassung: Ich habe es, wie schon beim letzten Mal, um zehn Zentimeter verlängert. Davon gehen 2,5 Zentimeter Saumzugabe ab, aber die Verlängerung brauche ich zum Wohlfühlen.DSC_0047Eigentlich finde ich schöner, den Halsring aus einem anderen Stoff zu nähen. Aber ich hatte bei dem Muster völlig verloren, was Kombifarben betrifft. Grau ist es nicht, Lila nicht, Gelb nicht, Beige nicht. Also musste alles aus dem Modal sein, und ich habe drauf gehofft, dass meine sonnengelben Garnkonen nicht als unpassend auffallen.DSC_0053Ganz ungewohnt ist, dass als erster Schritt die Armloch-Kanten gesäumt werden, also in vier Teilen und mit nur einem Zentimeter Nahtzugabe = Saumzugabe. Da habe ich schon mal mit fiesen Frust-Erlebnissen gerechnet, weil bestimmt alles verrutschen würde und Säumen im Bogen sowieso mistig ist. Vorsorglich habe ich so viele Nadeln verwendet, dass ich schon Angst vor Perforationen hatte. Aber es hat sich gelohnt, und als der Stoff erst mal unter der Maschine war, lief das einwandfrei.

Daraufhin habe ich beim gesamten Oberteil alles mit Nadeln gespickt, was irgendwie verrutschen könnte. Das hat das Nähen ganz sicher erleichtert. Der Halsring wird an den Innenkanten doppellagig rechts auf rechts genäht, gewendet und abgesteppt. Dann werden Vorder- und Rückenteil rechts auf rechts auf die doppelt liegende Außenkante gesteckt und angenäht. Man fasst die Teile also nicht zwischen die beiden Halsringe, sondern hat erst mal eine sichtbare Naht innen. Diese Nahtzugabe wird dann in den Halsring geklappt und festgesteppt.DSC_0054Das habe ich mit der Covermaschine gemacht, weil die ein bisschen feiner arbeitet als meine Nähmaschine. Und ich habe ganz, ganz langsam genäht, damit bloß nichts wegrutscht. Es rutscht nämlich nicht nur die Naht vor dem Nähfuß, sondern auch das gesamte Kleidungsstück immer vom Tisch runter. Puh!

Den abgesteppten Halsring finde ich optisch sehr elegant, das hat was. Und das Gelb fügt sich gut ins Sand-Gold ein. Der Rest ist dann harmlos: Seitennähte schließen, Fadenraupen in der Achsel versäubern bzw. zur Seite steppen und unteren Saum nähen.DSC_0048Das Resultat hat mir erst mal ein bisschen Ehrfurcht vor dem Anziehen eingeflößt. Ich trage wirklich nie so fließende Stoffe im Alltag, dafür komme ich mir zu groß und zu breit vor. Passt irgendwie nicht an meine Statur. Und ich hatte zwar im Mai zum ersten Mal eine positive Überraschung beim Verarbeiten und Anziehen von Stoff mit Golddruck (siehe hier), aber so richtig „ich“ sind solche Muster für mich immer noch nicht.DSC_0045Zum Tragen finde ich das Top überraschend angenehm; es wiegt „nichts“, fällt locker, und das glatte Stoffgefühl finde ich bei Wärme auch gut. Aber ganz selbstkritisch hat Modal doch die erwartet ungute Eigenschaft, sich sehr präzise den Körperkonturen anzupassen. Ich mag das einfach nicht. Also schiebe ich Modal jetzt in meine Gedankenschublade „kann man im Sommer mal machen“. Die Longsleeves und zahlreichen anliegenden Oberteile aus Modal, die ich oft auf Bildern sehe, werden bei mir aber nicht entstehen. Trotzdem war es den Test mal wert. Dümmer hat er mich nicht gemacht, und ein schönes Oberteil ist ja dabei entstanden.DSC_0043

Beim Me Made Mittwoch ist heute das Motto „Ich packe meinen Koffer“, frau darf ihre Sommergarderobe zeigen. Wir verreisen diesen Sommer nicht, sondern ziehen um. Dafür packen wir aber auch unsere Koffer, also darf das Oberteil in die Linkparty, denke ich.

Außerdem verlinkt zu den LilleLiebLinks, der Bio-Linkparty, Selbermachen macht glücklich, der Kugelbauch-Linkparty, den Two Colours bei Maika, der Freebook-Linkparty, I Love Dots und AfterWorkSewing

11 Kommentare zu „Mein erstes Mal Modal: Lady Topas

  1. Ich finde dein goldenes Shirt sehr gelungen und es steht dir ausgezeichnet! Wo zeichnen sich da Röllchen ab? Ich sehe nur einen tollen Kugelbauch und eine strahlende Frau! Gerade die offenen Schultern nehmen etwas von der Breite deiner Statur weg und kaschieren durch nicht-Verhüllung, finde ich.
    LG Petra

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    1. Liebe Petra, danke für deinen supernetten Kommentar! Nee, ich hab ja keine Schwimmringe, aber hautenge Kleidung mag ich einfach trotzdem nicht, und Modal ist mir einfach zu körpernah.
      Das Top ist wirklich angenehm zu tragen.
      Liebe Grüße!

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    1. Danke, ReNAHTe! Ich finde, der Schnitt lohnt sich – eins der Freebooks, für die ich bereitwillig auch Geld ausgeben würde, weil sie sich einfach lohnen.
      Viele Grüße, Meike

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  2. Dieser Stoff ist der Knaller, toll das du ihn so schön verarbeitet hast – er kleidet dich sehr gut. Und schön das es noch mehr Menschen gibt, denen bei diesen Temperaturen gefühlt alles am Körper zu heiß ist … LG Ingrid

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    1. Hallo Ingrid! Ja, ich glaube, mir geht es da ähnlich wie deinem Sohn. Ein perfekter Sommertag hat bei mir 23 Grad und Wölkchen. Mehr muss nicht sein.
      Danke für das Kompliment zum Top!
      Liebe Grüße, Meike

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  3. So ein tolles Shirt!!! Du hast die Verarbeitung so wunderbar beschrieben, dass frau richtig Lust aufs Nachmachen bekommt… Alles Liebe für Dich und den Kugelbauch, Katrin

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