Kindersachen

Frühlingsglück mit „Wespe“

Das Stöpselchen hat Anfang April mit Entsetzen festgestellt, dass ich seine Weste aussortiert hatte (weil zu klein). Der große Bruder hatte aber noch eine, und das war ein mittleres Drama. Ich habe also versprochen, eine neue Weste zu nähen, war aber am Folgeabend zufällig auf meinem bevorzugten Second-Hand-Portal unterwegs und habe da kurzerhand eine Weste bestellt. Am nächsten Morgen, als ich das frohgemut dem Stöpselchen berichtet hatte, schob sich die Unterlippe vor und es kullerten Tränen. „Ich wollte aber, dass du mir eine nähst!“ Hmm. Standards gesetzt, würde ich sagen.

Retten konnte ich die Sitation nur mit dem Versprechen, trotzdem noch eine Weste zu nähen, und dem Vorschlag, gleich mal Stoff auszusuchen. So richtig viel Sweat hatte ich Anfang April (nach Winterende) gar nicht, aber einen gelben Stoffonkel-Kuschelsweat mit großen Punkten, der eigentlich schon für Stöpsel Nr. 3 gedacht war. Der war’s: „Ja, dann bin ich der Schickste!“DSC_0321Ich habe das Freebook Zipfeljacke Bella von Rabaukennaht ohne Ärmel und Kapuze verwendet, das war auch schon der Schnitt meiner Wahl beim großen Bruder (siehe hier). Als Innenstoff habe ich einen Jeans-Jersey von Lillestoff mit Libellen („Inked Flowers“) gewählt, der schon ewig lagerte und eigentlich auch zu wenig war. Aber innen habe ich kurzerhand gestückelt, da guckt kein Mensch.DSC_0326Für Bündchen und Paspeln habe ich mittelblaues Stoffonkel-Bündchen zugeschnitten, einen dunkelblauen Reißverschluss hatte ich zum Glück noch.DSC_0334Eine Weste näht sich im Prinzip maximal einfach. Schwer hab ich es mir selbst gemacht, indem ich zu faul war, den Obertransportfuß anzuschrauben. Ich hatte vorher Webware vernäht und hatte das auch beim Folgeprojekt vor. So schlimm kann das nicht sein, hatte ich gedacht. Kann doch! Der Reißverschluss liegt jetzt zwischen zwei faltigen, leicht krumpeligen Lagen Sweat und Jersey. So ein Mist! Man sieht es nur von Nahem, und ich hab es jetzt auch so gelassen, aber toll ist das nicht.DSC_0335Auch an den Stellen, an denen die Paspel ins Vorderteil genäht war, hat sich die Maschine mit dem „Normalfuß“ ziemlich schwer getan, die sind deshalb leicht versetzt. Hmm…

Am Hals habe ich ein Bündchen im College-Style angenäht. Der Bruder hatte damals einen kleinen Stehkragen bekommen, den fand ich seinerzeit für den Steppstoff ziemlich passend. An Kuschelsweat finde ich ein weiches Bündchen schöner. Das Bündchen ist immerhin gut geworden, da habe ich nichts zu meckern.DSC_0329In die Ärmellöcher wollte ich eigentlich ein Bündchen zwischenfassen. Ich hatte eine Wendeöffnung im unteren Saum gelassen und fand eine schicke Idee, von innen und außen schöne Armloch-Bündchen zu haben. Nur habe ich in meiner Euphorie überhaupt nicht nachgedacht und die Bündchen einfach rechts auf rechts zwischengenäht. Damit hatte ich von außen die klassische Anfänger-Stoffwurst, die man nicht wenden kann. Nach dem Auftrennen der Armlöcher habe ich jetzt immerhin den Kniff raus, wie man Overlocknähte schnell löst.DSC_0332Ich habe also die Westen noch mal neu gewendet, auseinandergezogen und die Bündchen von Neuem drangesteckt. Nach einer Zweidrittel-Runde war das Konstrukt so eng und verknautscht, dass ich abgesetzt habe und mir das Ganze erst mal angucken wollte. Ergebnis: Ich hatte den gleichen Fehler gemacht wie vorher. Dabei dachte ich, ich hätte es jetzt korrekt gesteckt, so wie man das bei Wendejacken Ärmel auf Ärmel auch macht. Entweder komme ich nicht auf die Lösung oder es funktioniert bei Westen so nicht. Na gut, das Bündchen konnte ich kein drittes Mal annähen, deshalb habe ich neue Streifen zugeschnitten und die Armlöcher am Ende von rechts eingefasst. Bündchen hätte ich schöner gefunden, aber irgendwie war das nichts.DSC_0337Und für immer ein Rätsel bleiben wird mir wohl, wie und warum „alle anderen“ Menschen so saubere Reißverschlussenden an der Oberkante hinkriegen. Ich verwende zwar solche Metall-Stopper, aber erstens habe ich danach meist zerstochene Finger, und zweitens sieht das auch meist nur mittelgut aus. Bisher hat Üben auch keinen Fortschritt gebracht.DSC_0324Das Absteppen einmal komplett um die Weste herum (Reißverschlusskante, Halsausschnitt, andere Reißverschlusskante, Saumkante) hat anstandslos geklappt – ich hatte inzwischen doch den Obertransportfuß angebaut. Nach den Armlöchern wollte ich nicht noch eine Frust-Nummer.

Das Stöpselchen war stolz und glücklich. Die Weste ist eigentlich noch viel zu groß. Es ist 102 cm groß, ich habe auf Zuwachs Größe 110 genäht, aber das ist wirklich riesig. Ihm ist das egal, es findet seine „Wespe“ super. „Weste“ kann es prima aussprechen. Will es aber nicht. Es streichelt jetzt täglich seine „Wespe“… Und die gekaufte kann dann Ersatz sein, wenn die Haupt-Wespe in der Wäsche ist.

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2 Kommentare zu „Frühlingsglück mit „Wespe“

  1. Der kleine „Wespen“träger sieht sehr zufrieden aus. Gelb und blau finde ich super als Kombination. Das Bündchenproblem am Armausschnitt hätte mich vermutlich auch wahnsinnig gemacht, finde ich aber gut gelöst.
    Liebe Grüße! Tina
    (Bei uns fliegen übrigens „Wummeln“ durch den Garten. ;o) )

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  2. Eine schöne Kombi in blau – gelb! Ich würde sehr gerne auch den Trick zum Bündchen annähen bei gefüttert Weste lernen. Bisher endete das immer wie bei dir oder mit Bündchen klassisch genäht und von innen damit nicht so schön… Auf Zuwachs nähen mach ich auch immer – der große trägt auch mal ne Nummer zu groß 🙂
    LG Petra

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