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Näh-Glück mit Näähglück

Am vergangenen Wochenende fand in Dresden (oder war das nahe Dresden?) der Näähglück-Treff statt, den Sophie Kääriäinen organisiert hatte. Ich darf bei ihr als Probenäherin im Stammteam neue Schnitte testen, und ursprünglich war mal der Plan, bei dem Näähglück-Treff möglichst viele Stammnäherinnen zusammenzukriegen, um echte Gesichter zu den Fotos zu erleben. Am Ende war nur noch eine andere als ich dabei, weil so viele krank waren oder der Weg zu weit war.

Dafür waren aber knapp 50 andere nette Menschen dabei.IMG_1335Von vorn: Am Samstag waren zwei Atelierbesichtigungen, ein Workshop und eine Stoffladen-Tour im Angebot. Ich hatte den Workshop und anschließend eine Atelierbesichtigung gewählt. Im Workshop ging es um „Dein Schnittmuster an deine Maße anpassen“, und ich kann zwar relativ verlässlich Brust und Hüfte messen und anpassen, aber ich scheitere immer und immer wieder an den Schultern. Ich war nie Leistungsschwimmerin, sehe aber in den Schultern so aus, und dadurch sitzen mir die meisten Schulternähte mitten auf der Schulter statt an deren Ende.

Dieser Workshop war meine persönliche Erhellung des Jahrzehnts. Erstens hat mir Sophie sehr konkret erklärt, welcher der Messpunkt auf der Schulter ist – nämlich die Stelle, an der das Gelenk nach oben geht, wenn man die Schulter hebt. Das war mein erster Lernerfolg.

Und dann hatte ich bisher immer von der Mitte aus erweitert, also den Schnitt irgendwo ab Achselhöhe nach außen erweitert, bis einigermaßen meine Schulterweite erreicht war. Das hat aber unangenehm oft dazu geführt, dass das Armloch nicht mehr sauber stimmte. Am Samstag habe ich gelernt, dass besser ist, den Bruch zu verschieben.IMG_1336Sophie hat also meine Schulterweite gemessen und danach die des gewählten Schnittmusters von der Schulterkante bis zum Bruch. Da fehlten dreieinhalb Zentimeter im Bruch. Um die hat sie die gedachte 90-Grad-Linie von der Schulter zum Bruch weitergezeichnet. Anschließend hat sie einen neuen Bruch von meiner nötigen Schulterweite zum unteren Ende des Schnitts gezeichnet und die Schulter etwas angepasst, damit sie nicht zu steil wird.

Damit werden meine Oberteile jetzt etwas dreieckig, genau wie mein Rücken, und der Ausschnitt etwas größer. Auf meinem langen, breiten Oberkörper stört ein größerer Ausschnitt aber nicht, weil er nur breiter wird, nicht tiefer. Ich bin ganz beglückt mit meinem angepassten Schnitt abgezogen und habe ihn am nächsten Tag gleich umgesetzt; ich hatte nämlich hoffnungsfroh gleich dreimal eineinhalb Meter Stoff für Sommerkleider dabei.

Am Sonntag war dann der große Nähtreff im Schloss Nickern, wo es Nähplätze für alle Nähwilligen gab, außerdem Zuschneidestationen, Bügelstationen und einen extra-Raum für Workshops.IMG_1337Im Tausch gegen die Eintrittskarte habe ich ein Goodie-Bag bekommen, ein Namensschild am Band und die Qual der Wahl beim Nähplatz. Ich hatte alle drei Nähmaschinen dabei, da war vorher klar, dass ich mich gut organisieren muss, und deshalb war dann ein Tisch am Rand gut. Die nicht genutzte Nähmaschine konnte ich jeweils auf dem Boden parken.IMG_1334Am Sonntag gab es vier Workshops: Rockschnitt anpassen, Hosenreißverschluss nähen, Kleidung einfassen/Bandeinfassung und Blogfotografie. Ich hatte mich nur für einen angemeldet, nämlich Blogfotografie, damit ich auch noch zum Nähen komme. Der fiel leider kurzfristig aus, aber dafür hatte ich dann eben mehr Zeit zum Nähen.

Das war soooo schön, stundenlang an der Nähmaschine zu sitzen und keiner wollte was von mir. Klar konnte man sich mit netten Nachbarinnen unterhalten, wenn man wollte, und sich auch austauschen, aber es gab keine heulenden, streitenden Kinder, niemand schrie „FERTIG!“ aus dem Bad, ich musste mich nur um Essen und Trinken kümmern, wenn ICH Hunger hatte, und ich konnte konzentriert weitermachen, bis ich fertig war.

Die Nähzeit war angenehm unterbrochen durch ein Mittagsbuffet und ein Kuchenbuffet. Das kam von einem „Retro-Caterer“ (man lernt nie aus, was Marktnischen betrifft) und sah schon allein hinreißend aus. Es schmeckte auch noch prima. Ich hätte für ungestörte Nähzeit auch Käsebrot und Leitungswasser in Kauf genommen, aber das Catering war wirklich ein Genuss.

Am Ende des Tages hatte ich einen Pulli für mich, ein Langarmshirt für den großen Stöpsel und zwei Sommerkleider für mich genäht. Und deren Schulternähte sitzen perfekt! Die kommen in der nächsten Zeit hierher, ich hatte sie noch nicht an.

Das Goodie-Bag habe ich erst zu Hause so richtig in Ruhe ausgepackt. Einige der Dinge darin hätte ich vielleicht nicht gekauft, aber ich finde Überraschungstüten schon seit meiner Kindheit toll, und hier war wirklich viel Schönes dabei: ein halber Meter Bio-Interlock, zwei Stücke Bündchen, ein langer Reißverschluss, zwei Rollen Garn, einige Label aus Holz und Kunstleder, Bonbons, ein Silikon-Tassenuntersetzer in Knopfform, ein Turnbeutel (oder wie man die neudeutsch auch immer nennt), ein Papierschnitt von Näähglück, einige Rabattgutscheine, Pflaster, ein Mini-Cutter und eine Nähanleitung.DSC_0148Hach, war das schön beim Näähglück-Treff! Vielleicht gibt es ja mal eine Wiederholung, dann bin ich wieder dabei. Mich hat das vor allem im Vergleich zu dieser Lillestoff-Massenveranstaltung, die ich im September gesehen hatte, unheimlich gefreut. Das war ein idealer Rahmen, in dem man nirgends anstehen musste, den Überblick behalten konnte und unkompliziert auf nette Unterhaltungen gestoßen ist.

Ach ja, und nicht zu vergessen: Es war die Premiere für die Näähglück-Papierschnittmuster, die dort auch „exklusiv“ verkauft wurden.IMG_1338Danke für zwei herrliche Tage rund ums Nähen, Sophie!

8 Kommentare zu „Näh-Glück mit Näähglück

  1. Oh, das klingt nach einem runden Wochenende. Wie schön!
    Da hoffe ich einfach mal, dass es eine Wiederholung geben wird.
    Liebe Grüße! Tina

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  2. Das klingt toll, vor allem wenn du ein bekanntest Problem gelöst hat, und noch so gerade nach einem überschaubaren Rahmen. Sowas würde mir auch mal gefallen und die Schnitte von ihr mag ich auch. Da geh ich mal gucken wo ihr da wart …Liebe Grüße INgrid, die sich auf die Kleider freut

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  3. Hallo, ich fand das Wochenende auch voll super….auch wenn wir Sonntag keinen Nähplatz hätten, haben wir viel Ideen und Tipps mitgenommen. Und beim nächsten Mal reisen wir auch mit Nähmaschine an und nähen viele schöne Sachen aus Sophies Schnittmustern…danke auch an Sophie für die ganze Mühe….Knutschis aus Hagenburg Claudia

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  4. Ich bin für größere Namensschilder mit Blognamen das nächste Mal, damit man sich auch erkennt, hihi. Schöner Post von einem schöne Nähtreffen. 🙂
    Lg Lu.

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    1. Ja, das hatte ich auch schon gedacht, ich habe immer angestrengt auf die Namen geschielt, konnte aber nicht alle entziffern… 😉
      Schade, dass wir uns nicht bewusst begegnet sind!
      Liebe Grüße
      Meike

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