Bei einem Papierschnittmuster-Sale von fritzi/schnittreif habe ich letztes Jahr die Kinder-Sweathose „Pauli“ gekauft; eine schmale Hose mit innenliegenden Po-Taschen. Der Schnitt lag dann erst mal rum. Und lag. Und lag.
Wenn ich mich richtig erinnere, gab es im Sommer (oder Spätsommer?) 2017 den großen Hype um den Pommes-Stoff von Hamburger Liebe. Ich bin kein Trendgänger, noch nie gewesen, und ich kann und konnte schon immer prima damit leben, der aktuellen Mode ein Jahr hinterherzuhängen, wenn mir etwas eben erst später gefällt. Als der Stoff rauskam, war mir zu blöd, in den Hype einzusteigen und den einen Händler zu suchen, bei dem er nicht sofort vergriffen war. Außerdem fand ich ihn (für nicht-Bio-Stoff) teuer und dazu noch zeitlos. Im Winter gab es dann Angebote für diesen Stoff, und da er mir nach wie vor gefallen hat, habe ich einen Meter Pommes-Sweat für die kleinen Stöpsel gekauft.
Ich hätte ja Stein und Bein geschworen, dass das Stöpselchen der erste Anwärter ist. Es ist Pommes-fixiert; in jedem USA-Urlaub haben wir harte Debatten darüber, dass „Pommes mit Sseppssapp“ nur jeden zweiten Tag auf der Speisekarte stehen dürfen. Den Stoff wollte es aber nicht. Dafür war der kleine Stöpsel Feuer und Flamme. Das war die Stunde des Pauli-Schnitts. Ich hatte schon ziemlich lange keinen Papier-Schnitt mehr verwendet, aber wenn ich immer mal wieder die Ottobre bezwinge, kann ja fritzi/schnittreif keine unüberwindbare Hürde sein, oder?Zuschneiden war problemlos, die Schnittteile sind gut bezeichnet und markiert. Die Taschen habe ich aus royalblauem Jersey geschnitten, damit sie nicht so auftragen. Damit ging es ans Nähen. Die Anleitung beginnt mit: „Die Taschen zwischen den Markierungspunkten rechts auf rechts an die obere Hosenkante und die untere Passenkante stecken.“ Sie enthält nur ein Foto, und zwar an anderer Stelle. Diesen ersten Satz hab ich erst mal nicht so richtig verstanden, und das Weiterlesen hat mich auch nur bedingt klüger gemacht: „…mit der Overlock […] sowohl über die ganze Länge der oberen Hosenkante als auch der unteren Passenkante nähen.“
Irgendwann, als das Lesen mir nicht weitergeholfen hat, habe ich einfach mal die Schnittteile in die Hand genommen und angefangen. Da ist mir aufgegangen, dass das kleine Wort „jeweils“ Licht in die Sache gebracht hätte. „Die Taschen zwischen den Markierungspunkten rechts auf rechts jeweils an die obere Hosenkante und die untere Passenkante stecken“ hätte mir klargemacht, dass ich im ersten Schritt nicht alle Teile gleichzeitig behandeln muss, sondern nacheinander.Blöd fand ich außerdem die Formulierung „über die ganze Länge der oberen Hosenkante […] nähen“. Die obere Hosenkante besteht zu dem Zeitpunkt noch aus linkem und rechtem Bein, es gibt also keine eine Hosenoberkante, sondern zwei. Weil ich ja angesichts der unklar formulierten Anleitung nach Gutdünken angefangen hatte, hatte ich zuerst die rückwärtige Schrittnaht geschlossen, also eine gesamte obere Hosenkante hergestellt, und anschließend die Hosentaschen aufgenäht. Damit musste ich die komplette Anleitung anders weitermachen als beschrieben, weil deren Reihenfolge eine etwas ungewöhnliche ist. Es werden erst die beiden Beininnennähte geschlossen, dann die gesamte Schrittnaht und zuletzt die Außennähte. Zwischen Schrittnaht und Außennähten werden Hinterhose und Passe zusammengefügt.
Ganz ehrlich und subjektiv: Diese Reihenfolge finde ich total bescheuert. Da müsste ich ja die Passe annähen, wenn schon die Vorderhose an der Hinterhose hängt. Warum sollte ich mir das Leben so schwer machen? Ich habe also als zweiten Schritt die Passe an die Hinterhose genäht, als dritten Schritt die Hosentaschen an der Hinterhose fixiert, damit sie nicht rauskriechen, und dann in der gängigen Reihenfolge weitergemacht. Vordere Schrittnaht, Außenseiten, Innenbeinnaht, Saumbündchen, Bauchbündchen, fertig.
Den einzigen Pluspunkt in der Anleitung finde ich folgenden: Beim Bauchbund wird darauf hingewiesen, dass man beim Annähen von Bundstreifen, eingelegtem Gummiring und Hose darauf achten soll, dass die Overlocknaht das gedehnte Gummiband mitfasst. Ich dachte bisher, man sollte bei dieser Bundvariante genau knapp am Gummi vorbei entlangnähen, und hab mir dabei immer einen abgebrochen. Und danach hab ich mich geärgert, dass das Gummiband im Bund ein Eigenleben entwicket.Gut, aber alles in allem: Die fertige Hose finde ich großartig. Sie ist wirklich schmal geschnitten, fällt ziemlich lang aus und wird dem kleinen Stöpsel lange passen. Durch die Saumbündchen räufelt sie sich aber am Bein schön auf, und er tritt nicht drauf. Den Schnitt merk ich mir tatsächlich mal für den Sportunterricht in der Schule, wenn das dann ab Sommer aktuell wird.
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Coole Hose! Vielleicht überlegt B. es sich noch anders und möchte bald auch etwas aus dem Stoff.
Liebe Grüße! Tina
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Hallo Tina, da wäre er zu spät dran. Der Stoffrest ist schon anders verplant… 😉
Liebe Grüße!
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Ja, die Passform sieht toll aus, aber was du über die Anleitung schreibst ermutigt mich nicht. Liebe Grüße Ingrid
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Hallo Ingrid, ich hab das EBook zur Pauli-Hose nicht gesehen. Kann ja sein, dass das besser ist, vielleicht vor allem besser bebildert. Aber die Print-Anleitung kann ich echt keinem empfehlen. Liebe Grüße!
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