Ich hatte im Frühsommer das Buch „Nähen mit SnapPap“ geschenkt bekommen und irgendwann in euphorischer Stimmung gleich drei Projekte auf einmal ausgeschnitten – also zumindest deren SnapPap-Teile. Seitdem lagen hier die fertigen Stücke für eine Hipster Bag rum, die ich auch brav schon gewaschen hatte, wie das in der Anleitung empfohlen war. Zu den Teilen zu kommen, war bereits eine Aufgabe, weil man nämlich alle Schnittteile aus dem Buch um 200 Prozent vergrößert kopieren muss. Und wer kein Copyshop-Dauergast ist, kann das nicht aus dem Effeff. Ich hab einen Haufen Fehlversuche gebraucht und das Schnittmuster am Ende aus mehreren Kopieversuchen zusammengestückelt.
Als mich neulich ein Aufräum-Bedürfnis überkam, habe ich mich darangemacht, einige angefangene Sachen fertigzunähen, damit meine Schreibtischplatte wieder das Licht der Welt erblicken kann. Für die Hipster Bag, an der mich eigentlich schon der Name stört (ich bin kein Hipster, also ist das in meinem Fall einfach ein Turnbeutel deluxe), habe ich den Rest Bio-„bark cloth“ rausgeholt. Daraus hatte ich mir eine Frau Tomma genäht, die hier zu sehen ist. Innen wollte ich Webware verwenden, die ich vor Jahren an einem Japan-Stand auf dem Stoffmarkt gekauft hatte.
Laut Anleitung soll man das SnapPap unbedingt feucht vernähen, ich hab es deshalb extra noch mal beidseitig unter den Wasserhahn gehalten und das Wasser eingerieben. Das hat wirklich was ausgemacht.
Auf das Vorderteil wird einfach das SnapPap-Teil mit der Reißverschluss-Aussparung aufgesetzt, und fertig ist die Außentasche. Hinten wird das zweite Stück SnapPap aufgenäht und der Stoff dahinter anschließend abgeschnitten, an der Nahtkante entlang. Das hat mich irgendwie schon geärgert. Es geht ja hier nicht um Unmengen Verschnitt, aber hätte ich das Rückteil dann nicht gleich passend zuschneiden können, statt so viel Stoff mit Vlieseline zu verwerfen? (Ich hab am Ende eine Handy-Hülle aus dem Rest genäht, aber ärgerlich fand ich es trotzdem.)Gut, diese aufgenähten Ecken sind idiotensicher, und dann sollen die Beutelecken nach innen eingenäht werden. Das musste ich zweimal lesen, aber für eine unbebilderte Anleitung hätte ich es auch nicht besser beschreiben können. Damit war ich bei dem Innenbeutel und dem Außenbeutel angelangt. Es folgte: „Stecken Sie die […] auf links gewendete Außenseite in das auf rechts verbleibende Futter […] Nähen Sie dann einmal rund um die Öffnung, dabei eine Wendeöffnung [….] lassen.“ Ich hab das mehrmals verwirrt gelesen und dann genauso gemacht, und damit hatte ich dann links auf links das Futter außen, den Außenstoff innen und obenrum eine Naht, die sch… ändlich aussah und die ich komplett auftrennen musste. Ein paar Fadenrestchen sind immer noch dran. Ich war frustriert. Hätte ich mal die Anleitung ignoriert und mit gesundem Menschenverstand genäht!
Ich hab nach dem Auftrennen genäht, wie es mir logisch erschien, und hatte dann auch einen korrekten Beutel. Aber wie doof ist denn diese Anleitung? Wer hat das (nicht) lektoriert?! Am Ende, bei dem erklärt wird, wie die Schnüre in den Tunnelzug einzuziehen sind, fehlt auch noch, dass man sie unten durch die SnapPap-Schlaufen zieht. Ja, man sieht das auf dem Bild, und ja, es ist auch irgendwie logisch, aber wenn ich ein Buch für jedermann konzipiere, dann tut doch ein Halbsatz mehr oder weniger nicht weh und erspart Ärger.
Die SnapPap-Ecken zu wenden, war eine Gratwanderung zwischen Vorsicht und Kraftakt, aber da war das SnapPap auch schon nicht mehr nass. Das muss ich einfach noch mal nacharbeiten, wenn der Beutel mal aus der Wäsche kommt.
Den fertigen Turnbeutel mag ich gut leiden, und ich freu mich drauf, mal gleichmäßig belastete Schultern statt Umhängetaschen-Verspannung zu haben. Gespannt bin ich darauf, wie SnapPap nach ordentlichem Gebrauch aussieht. Ob das auch so würdig altert wie Leder?
Für das SnapPap-Buch nehme ich mir vor, künftig nach Intuition und Erfahrungswissen zu nähen und die Anleitungen zu ignorieren. Ich hatte mich schon beim ersten Projekt über die unlogische Anleitung zum Nähetui geärgert (siehe hier). Aber gut, man kann nicht alle Literatur mögen. Das ist ja beim Lesen genauso.
Zu Gast bei RUMS, Taschen und Täschchen und der Bio-Linkparty
Hallo Meike,
die Materialkombi deines „Turnbeutel deluxe“ gefällt mir.
Schade, dass die Anleitung zu wünschen übrig lässt.
Viele Grüße, Tina
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