Im Vorbeigehen habe ich neulich in einem Buchladen das Buch „Kinderkleidung im japanischen Stil“ von Mariko Nakamura entdeckt. Das musste ich haben. Als ich es durchgeblättert habe, hab ich nach der ersten Durchsicht dann doch mal gezählt, wie viele Schnitte für meine Jungs überhaupt machbar sind. Zehn der 13 Frühling-/Sommerschnitte und vier der sechs Herbst-/Winterschnitte sind für Mädchen, nämlich Kleider, Röcke, Blusen, Rüschenshorts und Haarschmuck. Damit blieben zwei Jacken, zwei Hemden und eine kurze Hose. Als Ausbeute bei 20 Nähprojekten ist das eigentlich ein bisschen mager. Okay, man könnte „Shorts“ und „Kurze Hose für Mädchen“ auch unisex nähen, ich bin ja da nicht so. Dann wären es sieben von 20 Nähprojekten.
Gut, wie auch immer, ich hatte mich ja eigentlich schon vor dem Durchblättern für den Kauf entschieden. Der erste Schnitt, den ich umsetzen wollte, war das Leinenhemd mit Doppelknopfleiste und Riegeln an den Seiten. Allerdings kann ich mir nicht helfen, ich finde Leinen für kleine Kinder nicht besonders attraktiv. Vielleicht bin ich da unflexibel, aber ich mag es an meinen Kindern lieber weich.
Deshalb habe ich dem Trend zu Musselin nachgegeben und einen Meter rauchblauen Musselinstoff gekauft. Zum Zuschneiden ist er kein Geschenk, musste ich feststellen; die kleinen Riegel waren eine Herausforderung, weil der Stoff so sehr mitgeht. Aber ich hatte ausnahmsweise keinen Perfektionsanspruch an Symmetrie und hab’s genommen, wie es kam.Das Buch arbeitet mit vier japanischen Größen, die in zehn-Zentimeter-Abständen angeboten werden: 100, 110, 120 und 130. Ich lag also für den kleinen Stöpsel bei Größe 3. Auch mal was Neues.
In der Anleitung sollen die Ausschnittbelege und die Knopfleistenbelege mit Einlage verstärkt werden. Darauf habe ich nach kurzem Zögern verzichtet. Der Musselin ist etwas stärker als die meisten Leinenstoffe, und ich wollte gern, dass sich der Stoff noch bewegt. Das tut er mit Einlage nicht mehr.Beim Nähen des Vorderkantenbelegs muss ich irgendwo einen tierischen Denkfehler gemacht haben. Den sollte man nach dem Nähen wenden und die Ecken ausformen. Bei mir war aber nichts zu wenden. Die Anleitung basiert auf (sehr gut) mit der Hand gezeichneten Illustrationen und Textbausteinen. Anscheinend hab ich da was übersehen. Ich hatte aber zuvor schon eine Schulternaht aufgetrennt (Geradstich und Overlockversäuberung), weil ich das Vorderteil falschrum angenäht hatte, und war beim Beleg nicht mehr korrekturwillig. Ich hab einfach drauf vertraut, dass keinem Menschen auffällt, dass da innen offene Kanten sind.
Insgesamt ist das Hemd aber sehr gut zu nähen, es gibt wenige Hürden, und die Schnittteile sind ausgesprochen gut gekennzeichnet. Die seitlichen Riegel werden beim Schließen der Seitennähte mitgefasst und dann dekorativ mit einem Knopf festgenäht. Einen tieferen Sinn haben sie nicht, sie sollen nur schön aussehen.
Beim Anzeichnen der Knopflöcher und Knöpfe scheine ich immer mal verrutscht zu sein, die Zeichen waren krumm und schief. Ich habe sie deshalb im Wesentlichen an den Steppnähten orientiert, das passt einigermaßen. Bei den Knöpfen bin ich der Empfehlung gefolgt, die drei unteren Knöpfe der rechten Leiste direkt auf das Knopfloch-Teil aufzunähen. Damit bleiben die linke Leiste und der oberste rechte Knopf „echt“ zu knöpfen. Das kommt der Geduld meines kleinen Stöpsels sehr entgegen…
Das fertige Hemd finde ich wunderschön. Es ist babyweich, gemütlich, leicht auf der Haut, sieht schlicht und trotzdem schick aus, und es ist mal wirklich eine Abwechslung im Jersey-Kleiderschrank, ohne dass ich mein Kind in ein festes Oberhemd stecke. Wenn ich jetzt noch beim nächsten Mal das mit dem Beleg hinkriege, ist mein Glück perfekt.
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Also der Stoff sieht wirklich cool aus!
Und es ist doch der gleiche, wie die Spucktücher für die Säuglinge, oder?
Ich habe Unmengen davon. Vielleicht lässt sich damit noch was upcyclen…
Liebe Grüße Iggy
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Genau, das ist der Spucktuch-Stoff! Klar, wenn du den färbst, sparst du die Neuanschaffung. Würde ich auch machen! Wir haben nur schon alle weitergegeben… Liebe Grüße, Meike
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Cool, sieht gar nicht nach Spucktuch aus!
Ich glaube, ich muss ein paar schöne Tücher aufheben und verarbeiten, wenn wir sie dann in einigen Monaten nicht mehr brauchen.
Viele Grüße, Tina
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