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Sommerimmerkleid Anni zum Glücklichsein

Es gibt ja die Schnitte, von denen man sofort vor Augen hat, wie man sie umsetzen will. Für mich war so ein Schnitt das Sommerimmerkleid Anni von Prachtkinder. Ich hab mich ab dem Schnittkauf vor mindestens einem halben Jahr tierisch auf das fertige Kleid gefreut, und irgendwie hat mich das gedankliche Bild von diesem perfekten Stück dann doch gehemmt.

Im Frühling hab ich mir ein Herz gefasst, bin in den Stoffladen meines Vertrauens gegangen und habe eine halbe Stunde lang Stoffballen hin- und hergetragen, um die perfekte Stoffkombination für meine Anni zu finden. Geworden ist es der Lillestoff Polly, zu dem ich – ebenfalls von Lillestoff – braunen Uni-Jersey und senfgelbes Bündchen kombiniert habe. Wenn mir mal jemand gesagt hätte, dass ich mir ein Kleid mit Gelb und Braun nähe, hätte ich wahrscheinlich gekontert, dass davor eine Einladung zur Retro-Kostümparty kommen müsste, aber zu dem Hauptstoff passte ja gar nichts anderes.

Die Anleitung zum Sommerimmerkleid Anni ist hervorragend erklärt, bebildert und mit Tipps versehen. Und echt lang. Anni hat drei Varianten und drei verschiedene Ärmellängen, man kann mit Links in der Anleitung auf das passende Kapitel springen, aber Respekt vor dem Nähen hatte ich trotzdem. Ich hatte mich für die Variante III mit Taschen im tief angesetzten Rockteil entschieden. Und ich hatte den Schnitt auf A0 plotten lassen, womit ich etwa 25 Schnittteile überschneidend auf dem einem Bogen hatte. Das ließ mich erst mal vor dem Schnittbogen sitzen wie ein Schwein vorm Uhrwerk. Immerhin hatte ich mir einen Farbplot gegönnt, mit dem ich meiner Größenlinie besser folgen konnte. Dass das nun aber schneller ging als Ausdrucken und Kleben, bezweifle ich. Nach dem Abpausen und Ausschneiden habe ich mich penibel vermessen, noch mal nachgemessen und dann das Oberteil um drei Zentimeter verlängert. Ich wollte das Kleid gern knielang haben und habe das Rockteil deshalb um weitere vier Zentimeter verlängert.DSC_0068Aus der Erfahrung vieler Oberteile heraus habe ich mir drei Zentimeter an den Schultern zugegeben. Dazu schneide ich das Oberteil (vorn wie auch hinten) jeweils von unten bis zur Taillenlinie zu (also auch den unteren Saum), oben vom Bruch bis zum Schulternahtende, und dann rutsche ich den gesamten Schnitt drei Zentimeter parallel vom Stoffbruch weg. Damit verschiebt sich auch das Ende der Schulternaht nach außen. Die Schulterlinie schneide ich entsprechend weiter, übernehme den Ärmelausschnitt und nehme den Schnitt anschließend vom Stoff. Dann fehlt ja noch das Stück vom Ärmelansatz zur ursprünglichen Taillenlinie. Das schneide ich in direkter Linie. Das Oberteil wird dadurch insgesamt leicht dreieckig, und das passt normalerweise hervorragend an meine breitschultrige Kontur. Klingt umständlich, erfordert auch Konzentration, ist aber für mich die beste Lösung und ergibt mit den drei Zentimetern wirklich oft die perfekte Schulterweite.DSC_0076Das Nähen lief besser als erwartet, weil ich anleitungsgerecht sehr penibel gesteckt hatte. Das hilft an manchen Stellen doch enorm. Mehrere Fertigungsschritte sind im Ebook in unterschiedlichen Möglichkeiten beschrieben. Dorit von Prachtkinder beschreibt zum Beispiel in sehr genauen Schritten, wie man den Ärmel entweder mit dem Unterfaden einer langen Steppnaht oder mithilfe des Differentialtransports der Overlock kräuseln kann. Die Overlock-Variante klang super, das probiere ich bestimmt mal aus. Ich hatte aber keinen Reststoff mehr für Ersatz-Ärmel im Misserfolgsfall, weil ich schon das Rockteil in die falsche Musterrichtung zugeschnitten hatte. Die Sicherheitszugabe beim Stoffkauf war für ein neues Rockteil draufgegangen. Also habe ich die unaufgeregte Kräuselmethode mit dem Unterfaden gewählt, weil mir die weniger pannenanfällig erschien.DSC_0062Als das Kleid endlich fertig war, habe ich es in stolzer, freudiger Erwartung vor dem Spiegel anprobiert und verdutzt festgestellt, dass das Oberteil drei Zentimeter zu lang ist. Das Kleid ist für deutlich kürzere Frauen als mich konzipiert, und eigentlich hatte ich auch wirklich sehr gut gemessen. Aber entweder hatte ich einen Denkfehler beim Messen oder das Kleid sitzt an meiner Körperform besser etwas höher.DSC_0073Kürzen ist ja auch kein Drama; ich habe den braunen Ansatzstreifen genutzt und das Oberteil an der Stelle drei Zentimeter eingenäht. Die hatte ich superpenibel abgesteckt, damit das Kleid nicht auf den letzten Metern in die Hose geht. Man sieht das, wenn man es weiß, aber außer mir achtet ja keiner auf die Stelle.DSC_0075Das Kleid macht mich total glücklich. Ich weiß nicht, ob es für mich besonders vorteilhaft ist, und das ist mir auch herzlich egal – es ist ein Stück, in dem ich mich einfach gut fühle, weil es genauso geworden ist, wie ich wollte. Da muss unbedingt noch ein Anni-Shirt folgen, und spätestens nächstes Jahr noch ein Sommerimmerkleid. Danke, Dorit von Prachtkinder, für den Schnitt!DSC_0072DSC_0060

Verlinkt zu Me Made Mittwoch, AfterWorkSewing, LilleLiebLinks, der Bio-Linkparty und dem Jahres-Sew-Along von Fräulein An.

11 Kommentare zu „Sommerimmerkleid Anni zum Glücklichsein

  1. Da hast du dir wieder mal ein tolles Kleid genäht. Die Farbkombi find ich super und steht dir!
    Ich habe auch ein Kleid auf der Nähliste, aber ich scheue noch vor den Mengen an Stoff zurück die mir eventuell den Bach runter gehen, wenn das Kleid nicht so wird wie ich es will. Das ist ja bei einer Kinderhose oder ähnlichem doch deutlich anders;)
    Liebe Grüße Iggy

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    1. Guten Morgen, Iggy, vielen Dank! Ja, das mit dem Stoffmengen ist ein Thema. Ich hab ihr mein letztes Kleid auch als ziemlichen Ausfall empfunden, und da war es zufällig ein reduziertes Stück Stoff aus einem Reste Verkauf. Das tut weniger weh. Vielleicht wäre so was eine Idee? Oder ein Teststoff vom Stoffmarkt? Liebe Grüße, Meike

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  2. Deine Anni ist sehr schön geworden und steht dir sehr gut. Die Farbtusammenstellung gefällt mir sehr gut!
    Das Problem mit dem zu langen Oberteil hatte ich bei dem Schnitt allerdings auch – obwohl ich genau der Standartgröße entspreche und eine tiefsitzende Teilung super finde. Aber vielleicht haben alle Prachtkinder-Probenäherinnen so lange Oberkörper.

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    1. Hallo Susa, ich habe mir nach der ersten Anprobe noch mal genauer das Titelfoto vom Schnitt angeguckt. Da sitzt die Teilung bei der Modellfrau auch so tief. Kann also wirklich sein, dass das so sein soll, aber ich hab mich mit meiner Änderung dann wohler gefühlt. Schön, dass du auch ein Anni-Fan bist! 🙂 Viele Grüße, Meike

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    1. Hallo Regina! Genau, ich hatte um die drei Zentimeter verlängert, die meine Körperlänge laut Anleitung nach dem Ausmessen gebraucht hätte. Und die hab ich dann doch wieder weggenommen. Ich bin 184 cm groß, da war Verlängern plausibel. Die Saumverlängerung unten ist auch genau richtig. Oben gefällt es mir so aber besser. Viele Grüße, Meike

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  3. Ich nehme es:-). Nein, im Ernst, ich finde das Kleid wirklich richtig schön, die Farbkombi ist so sommerlich. Und ich gebe zu, ich finde auch die Schuhe dazu einfach schick. Die nehme ich dann auch…;-). Lieben Gruß Verena

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    1. :-))) Ja, die Schuhe waren ein Glückstreffer, auch wenn es nicht der perfekte Farbton ist. Die hatte ich schon vorher.
      Danke dir! Wenn ich mal eine Farbberatung mache und rauskommt, dass ich Türkis aus dem Kleiderschrank zu verbannen habe, denke ich an dich 😉
      Liebe Grüße, Meike

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