Es wird Frühling, alles treibt und grünt – klarer Anlass, mal meine kürzlich geschenkte Frühlings-Ottobre in die Hand zu nehmen. Frühling 2016, aber wen stört das schon? In der Schnittübersicht ist mir sofort ein Bodyschnitt aufgefallen, der eine ganz ungewöhnliche Unterkante hat. Das Vorderteil endet vollkommen gerade, die rückwärtige Klappe ist bis zur Taille hochgezogen und wird dort mit vier statt den üblichen drei Druckknöpfen geschlossen. Außerdem hat das Rückenteil eine Teilungsnaht; die Klappe wird mit quer verlaufendem Fadenlauf zugeschnitten.
Das wollte ich ausprobieren. Immer mal was Neues!
Mein erster Versuch war eine Größe 68 mit Reststoffen, damit ich mich nicht so ärgere, wenn es total schief läuft. Das Musterstück in der Ottobre ist aus gestreiftem Stoff, da wirkt die Rückenteilung natürlich super. Ich hab das erst mal nicht gewagt und mich auf den Schnitt als Herausforderung konzentriert. Der Ausschnitt ist eine einfache Raglan-Angelegenheit, allerdings für eher große Köpfe geeignet, würde ich sagen. Das fand ich schon mal positiv.
Eingefasst habe ich mit einem Jersey-Schrägband, und das war eine doofe Idee. Für einen Halsausschnitt oder eine normale Kante mag das nett sein, aber als Druckknopf-Basis kam es mir zu wabbelig vor, und schön dehnen konnte man es in den Rundungen auch nicht. Na ja, war mal einen Versuch wert.Ich habe die Knopfkanten sicherheitshalber mit Vlieseline verstärkt, bevor ich die Knöpfe eingesetzt habe.
Die Rückenteilung erkennt man bei dem Exemplar nicht richtig, aber der Schnitt im Großen und Ganzen gefällt mir total gut. Meine kleinen Stöpsel sind keine Wickel“babys“ mehr, aber ich stelle mir super vor, wenn man die Knöpfe nicht zwischen den strampelnden Beinen zupopeln muss, sondern das tiefenentspannt mitten auf dem Bauch macht.
Im zweiten Versuch habe ich für das Sommermädchen eine Größe 68 mit Musterstoff genäht, bei dem man den wechselnden Fadenlauf sofort erkennt.Da habe ich klassisch mit Bündchen eingefasst und fand das eindeutig besser. Seit ich den Geistesblitz hatte, mal an den Einstellungen der Nähmaschine zu optimieren, finde ich Einfassen gar nicht mehr so schlimm.
Als Bilanz war das mal ein echt harmloser Ottobre-Schnitt, und ich finde ihn optisch wie auch wickeltaktisch den Hammer. Ich muss direkt mal nachgucken, wie groß er maximal ist. Vielleicht beglücke ich doch noch das Stöpselchen und mich mit einer Größe 92.
Ich hab nämlich hier mal meinen Eindruck überprüft, dass die Ottobre sich an den pummeligen finnischen Modellkindern orientiert, und auf die Größe 68 einen 62er Klimperklein-Body gelegt.Von Schulterkante zu Schulterkante ist der Ottobre-Body genau sechs Zentimeter länger. Die Größen beziehen sich ja aber auf die Gesamtkörperlänge, also Kopf bis Fuß. Ergo fallen die Ottobre-Sachen wirklich riesig aus, und dann hätte ich mit einer 92 für das Stöpselchen noch eine echte Chance. Hurra!
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