Ich hatte mir im Winter eine Softshelljacke nach dem Näähglück-Schnitt Arja genäht (siehe hier), und den Schnitt fand ich so wunderschön, dass ich noch mehr Arjas in den Kleiderschrank einziehen lassen wollte.
Der einzige Wermutstropfen an meiner Softshelljacke war gewesen, dass die Ärmel nicht für Softshell ausgelegt sind und deshalb nur nackte Arme durchlassen. Mag auch am Futter liegen, dass Langarmshirts stocken, aber ich liebe die Jacke trotzdem. Dieses Mal wollte ich die Arja, wie eigentlich auch gedacht, aus Sweat nähen und habe grünen Lillestoff-Kuschelsweat gewählt. Eigentlich kombiniert der sich ja gut mit einem Muster. An dem Jackenschnitt finde ich aber die Rückennähte bzw. Rückenteile so unglaublich gelungen und wollte von denen nicht ablenken. Deshalb habe ich mich für ein Kapuzenfutter aus farblich identischem Lillestoff-Jersey entschieden und als Ausgleich dunkelblaues Garn in die Coverstitch-Maschine eingefädelt. Die tollen Nähte sollten sich unbedingt dominant abheben, also mit kontrastierendem Garn.
Beim letzten Mal habe ich ab der Hälfte des Ebooks einiges am Schnitt geändert, weil Softshell und Komplettfutter andere Voraussetzungen hatten. Dieses Mal bin ich fast durchgehend an der Anleitung geblieben.
Immer wieder finde ich die Anleitungen von Sophie Kääriäinen (Näähglück) im Hinblick auf das individuelle Anpassen herausragend. Ich habe den Brustpunkt versetzt, die Ärmel und die Taille verlängert und dabei weder geschwitzt noch geflucht. Da ich 16 Zentimeter größer bin als das Idealmaß ihrer Schnitte und auch sonst noch keine Schnitte für 180+-Frauen gefunden habe, muss ich immer ändern. Inzwischen schreckt mich das nicht mal mehr. Für die Sweat-Jacke habe ich aber im Nachhinein gedacht, dass ich etwas weniger weit und lang hätte rechnen können. Na ja, besser zu groß als zu klein.
Meine erste Arja hatte Reißverschlusstaschen, dieses Mal habe ich mich für offene eingefasste Taschen entschieden, das fand ich in den Designbeispielen sehr schön. Meine fertigen Taschen hauen mich allerdings nicht so vom Hocker wie die auf den Fotos. Sie wellen sich ein bisschen und stehen leicht auf, dabei habe ich vollkommen ungedehnt eingefasst und sehr sauber zugeschnitten.Vielleicht sieht das nach ein paar Wäschen anders aus, und direkt hässlich ist es auch nicht, aber von meinem gedanklichen Ideal weicht es ein bisschen ab.
Einen echt intelligenten Tipp beim Reißverschlusseinnähen fand ich, eine Seite anzunähen und dann am geschlossenen Reißverschluss die wichtigen Punkte mit Nadeln zu markieren, also alle Nähte und Trennungen. Dann sollte der Reißverschluss geöffnet und auf die andere Seite gesteckt werden.Durch die Markierungen war einigermaßen sichergestellt, dass die Trennungsnähte auch symmetrisch aufeinandertreffen, wenn der Reißverschluss später eingenäht und geschlossen ist. Eigentlich simpel, könnte man auch selbst drauf kommen. Bin ich aber nie.
Den Beleg für den Reißverschluss auf der Innenseite habe ich gefaltet zugeschnitten, weil meine *neue Overlockmaschine* (juchhuuu!) zwar bildschön versäubert, ich aber eine gefaltete Kante trotzdem ansprechender finde, wenn ich die Wahl habe. Erstaunlich einfach fand ich, das Kapuzen-Innenfutter auf die Overlocknaht des Außenstoffs zu stecken (Verbindungsnaht zwischen Rücken und Kapuze) und bis kurz unter den Beleg festzusteppen. Ich hatte gedacht, dass das krumpelig und verwurschtelt aussieht, aber es klappte sauber und frustfrei.Vom Ebook abgewichen bin ich beim unteren Saum. Ich mag nicht so gern Jacken mit Saumbündchen, in meiner Vorstellung sieht das oft bollerig aus. Deshalb habe ich die Jacke, die ich ja ausreichend verlängert habe, unten einfach gesäumt. Dafür hatte ich, selbstkritisch gesehen, nicht genug Platz unterhalb vom Reißverschluss gelassen, und darum ist der Saum nun das hässliche Entlein an dieser Jacke. Aber wer misst schon den Saum nach, wenn er die ganze Zeit die tollen Rückennähte bewundert?
Die Jacke ist, bei allem unerfüllten Perfektionismus, toll. Sie ist kuschelig, die Ärmel schmiegen sich bei Sweatstoff angenehm an den Arm an, ohne zu klemmen, ich mag den hohen Kapuzenabschluss, und die Nähte auf Vorder- und Rückenteil ergeben eine schöne, außergewöhnliche und figurschmeichelnde Gesamterscheinung. Noch eine Arja, bitte!
Verlinkt zu DienstagsDinge, creadienstag, Handmade on Tuesday, der Bio-Linkparty und Fräulein Ans Jahres-Sew-Along.
Eine ganz tolle Jacke ist das geworden und durch die kleinen „Unebenheiten“ – die sowieso nur du selber bemerkst – erst recht ein wahres Einzelstück. Ich wünsche dir viel Freude beim Draussensein!
Liebe Grüsse
Regula
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Hach, was für ein lieber Kommentar, Regula! Danke!
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Ich finde die kleinen Unebenheiten auch nicht so schlimm. Mit gefällt die Jacke. Birgitt
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Danke, Birgitt!
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Mir gefällt deine Jacke auch gut. Die Farbe ist super und die abgesetzten Nähte auch.
Viele Grüße, Tina
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Danke, Tina! Ich tu mich auch gerade schwer, sie auszuziehen, aber im Büro passt sie nicht so richtig… Viele Grüße!
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