Ich habe immer wieder Anwandlungen von Marathon-Zuschneiden. Meist passiert das, wenn ich entweder abends allein mit den Kindern bin und zögere, die Tür zum Nähzimmer zuzumachen, weil ich sie dann nicht mehr hören würde. Manchmal aber auch, wenn ich neue Schnittmuster ausgeschnitten habe oder angesichts der Stoffberge im Regal ein schlechtes Gewissen kriege.
Bei den letzten beiden Schneideanfällen habe ich jeweils danach innerlich geflucht. Gelegentlich auch laut. Die Häufchen an Schnittteilen, die dann überall auf dem Boden verteilt lagen, habe ich nämlich nicht verlässlich innerhalb kurzer Zeit abgearbeitet, sondern teilweise ganz schön lange liegen lassen. Und dann wusste ich nicht mehr immer, welche Variante eines Schnittmusters ich damals zugeschnitten hatte.
Das endete dann gern mal damit, dass das Stöpselchen seine Leggings tragen musste wie Steve Urkel, weil ich zum Gummizug-Hosenbund-Zuschnitt später noch ein Bündchen ergänzt habe und das gute Stück dann bis unter die Achseln reichte.
Dieses Mal, also diese Woche, fand ich mich klüger und habe auf jedes Häufchen ein kleines Zettelchen gelegt, mit Zielperson, Schnittmusterhinweis und Varianten-Anmerkungen.Beim ersten Umsetzen hat das schon mal geklappt. Da hatte ich nicht mehr genug Hauptstoff und habe beschlossen, deshalb ein im Schnitt nicht vorgesehenes Bauchbündchen anzusetzen.
An der Stelle habe ich gelernt, dass man bei Bauchbündchen besser mehr zuschneidet und nicht die normale „Länge mal 0,7“-Formel anwendet. Ich bekomme das Oberteil über die Plauze des Stöpselchens, aber da klemmt es dann auch fest wie ein Taucheranzug.
Na ja, das Kerlchen beschwert sich nicht, also kann es keine Atemnot haben, aber hier wäre mehr mehr gewesen. Warte ich mal die anderen Zuschnitte ab!