Ich nähe fast nie auf Bestellung. Nicht, weil das meiner Moral widerspräche, sondern weil niemand danach fragt. Eine Ausnahme bildet eine gute Freundin, der ich für ihre eigene Tochter mal ein Wickelutensilo genäht habe. Das fand sie so praktisch und verschenkenswert, dass sie mich immer mal wieder um Wickelutensilos bittet, wenn sich bei ihren Freundinnen Nachwuchs ankündigt.
Ich nähe die Utensilos nach dem Freebook von Feines Stöffchen. Im Grunde sind sie einfach konzipiert; zwischen eine Lage Außenstoff und eine mit Futter verstärkte Lage Innenstoff werden je eine Windel- und eine Feuchttüchertasche gefasst; in das obere Drittel fasse ich außerdem Bänder zum Verschließen. Möglich sind aber auch Klettverschlüsse oder Knöpfe. Das Ganze faltet sich in Drittel, wird dann geklappt und endet als praktisches Päckchen etwas kleiner als DIN A4-Format. Im Ebook ist eine Penatentasche vorgesehen. Auf die habe ich bisher immer verzichtet. Ich kann Penaten-Creme nicht leiden, finde eine winzige quadratische Tasche nicht besonders praktisch und unterstelle der Cremedose außerdem, dass sie immer rausrutschen würde. Das wollte ich gar nicht probieren.
Super finde ich am Utensilo-Nähen, dass ich dabei wild durch meine Webware-Kiste fliegen kann. Manchmal werden die Utensilos extrem bunt, andere sind – je nach Elterngeschmack – sehr schlicht gehalten. Gelegentlich habe ich für die Innenteile beschichtete Baumwolle gewählt, das spart die Wickelunterlage. Ich habe schon etliche zum Verschenken genäht. Im Unterschied zur fünften Spieluhr, dem elften Greifling und den vierzehnten Babysocken hat so etwas normalerweise noch niemand.
In diesem Fall hatte ich mich für eine Innenlage aus weichem Cord mit gestickten Blumen vom vorletzten Stoffmarkt entschieden (Zielgruppe werdende Mädchenmutter), der Außenstoff stammt von IKEA, die Taschen sind aus Tante-Ema-Stoff und ruhen auf einem Rest Popeline von weiß-ich-nicht-mehr.Das Wickelutensilo wird zusammengesetzt, links auf links gesteppt und durch eine Öffnung gewendet. Das ist für mich persönlich jedes Mal die einzige große Herausforderung: mich selbst ausreichend zu entschleunigen, dass ich für jedes Teil mehrmals nachdenke, ob es richtigherum zwischen den Lagen liegt, und aufzupassen, dass ich die Bänderenden nicht irgendwo mit einnähe.
An der Wendeöffnung spiele ich gern mit Ziernähten. Verstecken kann ich die Naht sowieso nicht, und ich bin für einen Matratzenstich an einem Wickelutensilo zu faul. Dann lieber gleich auffällig!Jedes Mal, wenn ein Wickelutensilo fertig ist, freue ich mich wieder darüber, was das für eine praktische Sache ist. Unseres ist schon ganz ausgeblichen, hat mindestens zwanzig Autobahn-Raststätten-Wickelräume kennen gelernt und deren verkeimte Wickelplätze sicher bedeckt, war etliche Male in der Waschmaschine (ohne erkennbar zu leiden), hat beiden kleinen Stöpseln trockenes, weiches Wickeln auch auf feuchten Spielplatz- und Stadtwiesen beschert und lässt sich unter einen Arm klemmen, ohne dass man etwas verliert. Und wir benutzen es seit fast vier Jahren. Alle Greiflinge und Babysocken dagegen haben den Haushalt längst verlassen.
Verlinkt zu creadienstag
Schön genäht und schön geschrieben!
Wir hatten kein „all-in- one“ und mittlerweile wickel ich den Buben meist im Stehen, aber bei eventuellem weiteren Nachwuchs würd ich wohl auch nochmal in so eine Wickelkombi investieren.
LG Iggy
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Danke, Iggy! Wir hatten anfangs eine geschenkte Wickeltasche, die ich absolut unpraktisch fand. Immer das Gewühle nach dem Zubehör mit nur einer Hand, und dann alles einhändig wieder einpacken. Da war das Utensilo ein echter Lichtblick. Ja, gegebenenfalls wären das definitiv drei gut investierte Stunden für die Herstellung! Liebe Grüße, Meike
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