Für Männer nähe ich ausgesprochen selten. Nicht, weil es schwerer wäre als für mich oder die Kinder, aber der Stöpsel-Papa geht so gern shoppen, dass einfach nicht mehr viel in den Schrank passt. Eine der seltenen Gelegenheiten bot sich, als mein bester Freund Geburtstag hatte. Er hatte im Frühling mal beiläufig gesagt, dass man als Mann ja nicht viel in richtig knalligen Farben fände. Dagegen kann man ja was tun.
Ich habe also den Hoodie Christian von Rockerbuben in Angriff genommen und dafür grünen, hellgrünen und dunkelblauen Kuschelsweat gekauft. Eine längere Entscheidungsphase habe ich für das Kapuzenfutter gebraucht; es sollte keine vierte Farbe einführen, einen exakt passenden Farbton in Jersey hatte ich aber nicht gefunden, und „harmlos“ genug für einen Mann musste es ja auch sein, womit mein Kinderstoff-Regal eindeutig raus war. Es ist ein relativ schlichter blau-weißer Jersey mit geometrischem Muster geworden.Der Kapuzenpullover näht sich vollkommen unkompliziert, die Anleitung ist prima. Die Kapuze wird überlappend in den Ausschnitt eingenäht, und in der Anleitung ist extra empfohlen, zuerst die untere Lage anzunähen und dann die obere darüber, damit nichts rausrutscht. Das fand ich etwas übervorsichtig und habe gedacht, dass es mit Stecken doch auch klappen sollte. Stecken finde ich immer schon ein Zugeständnis…
Tja. Es hatte aber gute Gründe, dass die Empfehlung in die Anleitung aufgenommen worden war. Trotz Stecken blitzte mich nach dem Einnähen und Wenden ein frei hängender Kapuzenzipfel an. Auftrennen war an der Stelle zum Glück kein Drama. Aber ärgerlich.Für einen Mann sollte der Pullover einigermaßen schlicht werden und bleiben, aber so ganz ohne alles, nur Stoffe aneinanderfügen, fand ich dann doch irgendwie trist. Ich habe also auf grünen Nahtstellen rückwärtig mit der Coverstitch abgesteppt und auf dunkelblauen Stoffteilen mit grünem Geradstich – nicht dominant, aber sichtbar.
Insgesamt hätte das im Ergebnis der perfekte Pullover werden können, ohne eingenähte Falten, ohne Versatz, ohne wellige Nähte. Wenn, ja wenn da nicht mein Standard-Denkfehler gewesen wäre, der regelmäßig dazu führt, dass ich Bauchtaschen an allen Seiten mit Nahtzugabe zuschneide und der Eingriff dadurch so klein wird, dass keine Männerhand mehr reinpasst. Von wegen „aus Fehlern lernen“, das passiert mir jedes zweite Mal, wenn ich Bauchtaschen zuschneide. Und ich merke es immer erst, wenn alles fertig ist.
Ich habe mich trotzdem entschieden, die Tasche nicht abzutrennen und neu zu nähen. Wer läuft schon im Alltag mit beiden Händen in der Bauchtasche herum?
Verlinkt zu Für Söhne und Kerle und Freutag