Parallel zu der vollkommen gefloppten Herbstjacke Cozy habe ich in den letzten Wochen immer mal an einem Ehrgeiz-Projekt für das Stöpselchen gewerkelt. Das war zwangsentschleunigt, weil ich zwischendurch auf den DHL-Menschen warten musste, der Kurzwaren in den passenden Farben bringen sollte.
Zum Kita-Start im vergangenen Herbst hatte ich dem Stöpselchen einen Matschanzug mit Fleece-Futter gekauft, und der war der Renner in der Kita. Die Erzieher fanden ihn viel praktischer als Regenhose und -jacke. Das wollte ich für die neue Kita in diesem Herbst wiederholen und dem kleinen Kerl dieses Mal selbst einen Softshell-Anzug nähen. Einen Schnitt dafür hatte ich in der Ottobre Design Kids 04/2015 gefunden. Die gut gepolsterte Helmiina, die den Anzug in der Ausgabe vorführt, trägt ihn Ton in Ton in Rosa. War mir zu langweilig, und ich hatte bei Alles für Selbermacher fröhliche Zebras auf blauem Softshell gefunden. Die habe ich mit Zubehör (Bündchen, Reißverschluss und Gummikordel) in Ecru kombiniert.
Der Anzug besteht aus gemein vielen Teilen, die sich aber relativ schnell zu einem erkennbaren Kleidungsstück verbinden lassen. Den größten Zeitanteil hatten der Kragen und die Kapuze, die einfach viele Nähte und Kleinteile brauchen. Toll finde ich die Idee, das Vorderstück oben mit einem Einsatz aus Bündchenstoff zu versehen. Ich hasse das selbst, wenn man so richtig friert und die Haut schon wehtut und dann auch noch eine Jackenkante dran reibt.Die Kapuze wird mit Kam Snaps an den Anzug geknöpft, und durch die Reihenfolge in der Anleitung sind die Druckknöpfe im Kragen verdeckt angebracht. Das wäre mir nicht wichtig gewesen, und die glatten Rückteile der Kam Snaps hätten bestimmt auch nicht am Hals gestört, aber es sieht jetzt doch schick aus.
An der Stelle hat der Anzug übrigens den einzigen Makel: Der Kam Snap, der hinten mittig in die Kapuze sollte, hat es einfach nicht durch die acht Lagen Stoff geschafft, die mit Nahtzugaben dort lagen. Der Pieker war zu kurz. Ich habe ihn deshalb ein paar Millimeter seitlich eingesetzt und damit eine kleine Beule verursacht. Die ist mir tatsächlich herzlich wurscht. Hauptsache, es regnet dem Stöpselchen nicht in den Nacken!
Ich weiß nicht mehr, wie lange ich netto an dem Anzug gesessen habe, aber es war durchgehend mit Respekt. Das ist ein bisschen wie mit Burda-Anleitungen; sie sind sehr knapp und setzen eine Menge voraus. Da wird „Untersteppnaht“ in den Raum geworfen, und dann sitze ich vor der Zeitschrift und gucke wie eine Achtzigjährige, die zu eitel für die Lupe ist, mit fünf Zentimetern Augenabstand die Beispielbilder an, um rauszufinden, wie das am Ende aussehen soll. Auf Youtube als Lehrmeister will ich nicht einsteigen.Wenn ich größere Ottobre-Projekte angehe und die nach und nach Form annehmen, fühle ich mich immer ungemein kompetent. Albern, aber das sind oft so schöne Schnitte und Ideen, dass ich mich schon beim Nähen aufs Anziehen freue. An diesem Anzug hat mir auf Anhieb super gefallen, dass er zwei Reißverschlüsse hat, mit denen sich die Front bis zu den Knien öffnen lässt. Das ist in Größe 62 vermutlich nötiger als in der von mir gewählten 98, aber praktisch ist es auch für einen Zweijährigen noch.
Die Größenwahl war übrigens ziemlich unüberlegt. Meist soll man ja Softshell-Kleidung eine Größe größer nähen, weil sie sich nicht dehnt. Das Stöpselchen misst 87 cm, also nähe ich nicht mehr 86, sondern 92, und eins größer war dann 98. Dieser Schnitt ist aber für Softshell konzipiert, ist also korrekt groß. Ergo versinkt das Kerlchen fast in dem guten Stück. Mich tröstet daran sehr, dass er bestimmt auch noch nächsten Herbst passt…
Verlinkt auf creadienstag.
Bei den ottobre-Anleitungen habe ich mich schon so manches Mal gefragt, in welcher Sprache sie denn eigentlich verfasst sind. Trotzdem hast Du ein kleines Traumteilchen geschaffen (und so exakt genäht). Respekt!!! LG Nikola
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Hach, Nicola, wie lustig, dass dir das auch so geht. Da fühlt man sich immer schon ein bisschen normaler, wenn man nicht die einzige Überforderte ist. Danke!
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Du beschreibst so gut wie es mir mit komplexen Teilen aus der Ottobre auch immer geht. Aber die Ergebnisse sprechen für sich! Toller Anzug! Da werdet ihr lange Freude dran haben!
Liebe Grüße Carola
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Danke, Carola, das ist lieb von dir! Wenn man mit den Ottobre-Sachen fertig ist, freut man sich immer. Aber der Weg dahin ist so weit… Liebe Grüße, Meike
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Sehr erfrischend ge- und beschrieben und noch dazu ein tolles Ergebnis – super Stoff, super Anzug inklusive Model. Vielleicht muss ich später mal wegen der Unternaht nachfragen.
LG andrea
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Danke, Andrea! Frag gern, aber ich kann nur meinen Erfahrungswert weitergeben. Ob das dann lehrbuchgerecht ist, weiß ich nicht… Viele Grüße, Meike
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Wahnsinn, was du da für einen tollen Anzug hingeschneidert hast ! Schade, dass er noch zu groß ist, aber besser so, als wenn er schon gleich zu klein wäre!
Dein Text lässt sich obendrein herrlich lesen!
Viel Spaß mit dem neuen Teil!
Lg Iggy
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Vielen lieben Dank, Iggy! Er ist wirklich zu groß, aber ich hab Hoffnung, dass das Kind sich Zeit lässt mit dem Weiterwachsen und den Anzug auch mit drei noch anziehen kann! Liebe Grüße, Meike
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Der Zebra-Anzug ist super.
Viele Grüße, Tina
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Danke, Tina!
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In der Tat ein Respektprojekt. Total schön und der Zwerg scheint sich auch wohl zu fühlen. Find ich oberklasse.
Liebe Grüsse
Anja
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Danke, Anja! Reißverschlüsse selbst zumachen ist hoch im Kurs, der Anzug hat da deshalb Potenzial zum Lieblingsstück – kurz nach dem Schlafsack… 🙂
Liebe Grüße, Meike
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