Im April, als ich meiner Mutter ein ganz besonderes Muttertagsgeschenk machen wollte, habe ich ihr die Raglanjacke Cozy von Kullaloo genäht. So eine richtige, echte Alltagsjacke fand ich zu dem Zeitpunkt ein echt ambitioniertes Unterfangen, und weil ich mich schon mal an den Schnitt rangetraut hatte, habe ich ihn gleich zweimal zugeschnitten – für meine Mutter und für mich. Mir selbst habe ich den Schnitt etwas verändert und leicht tailliert, das gefiel mir besser.
Die Jacke für meine Mutter ist pünktlich zum Muttertag fertiggeworden, meine Schnittteile blieben liegen. War ja auch erst mal Sommer. Für unseren Umzug im August habe ich alle unfertigen Projekte einzeln in Papiertüten verstaut, die sich nun hier stapelten. Und dann habe ich zufällig entdeckt, dass der Oktober-Buchstabe bei „12 letters of handmade fashion“ das „R“ ist. Wie passend als Anstupser, die Jacke doch mal endlich zu nähen!
Die Gastgeberin des Oktober-Buchstaben R ist übrigens Lisa Kantus von Stoffreise.
In der Kullaloo-Anleitung steht, dass die Ärmel im Probenähen oft zu lang waren. Ich bin aber größer als die Durchschnittsfrau und habe meine Cozy-Ärmel deshalb nach umständlichem Messen um sieben Zentimeter verlängert. Die Anleitung selbst ist supergut bebildert, enthält viele Tipps für Anfänger und weniger Geübte, und sie ist in Kapitel unterteilt. Das fand ich eine nette Idee, da teilt sich das ganze Projekt schön auf.
Als Stoff hatte ich beschichtete Baumwolle gewählt, die sicher gut wasserabweisend ist, aber echt nicht gemütlich für die aufgesetzten Taschen. Die habe ich deshalb mit einem Futter aus Lillestoff-Kuschelstrick vom Vorjahr versehen.Wenn die Taschen schon groß genug sind, um die Hände bis zum Unterarm drin zu versenken, soll das bitte auch einladend sein.
Für die Kapuze wollte ich etwas Wärmeres als Jersey und habe einen Rest Eisbären-Teddyplüsch verwendet. Das war so wenig, dass ich ignorant kreuz und quer zum Fadenlauf schneiden musste, aber die Kapuze bewegt sich ja nicht, und bei Teddyplüsch sieht kein Mensch den Kettfaden.Beim zweiten Mal ging das Nähen schon viel flotter als bei der ersten Cozy, und ich war nach zwei Abenden stolz wie Bolle fertig. Die Ernüchterung folgte auf dem Fuße (beim ersten Anziehen): Die Ärmel sind VIEL zu kurz. Ich hatte schon so ein komisches Gefühl beim Anprobieren, bevor ich das Ärmelende mit den Bündchen eingenäht habe. Das habe ich aber verscheucht und mir eingeredet, dass es mit Bündchen ganz anders aussehen kann. Tut es nicht. Die Handgelenke liegen frei, auch bei maximal herausgezogenen Bündchen. Und was ist ungemütlicher als zu kurze Ärmel bei grauem Regenwetter, für das die Jacke gedacht ist?
Das war mal echt der Flop des Jahres. Sechs Monate lag der Schnitt bei mir rum, ich war mir ganz sicher, dass ich gut gemessen und angepasst habe, und dann ist die Jacke faktisch untragbar? Sie gefällt mir gut, ist warm und gemütlich, aber zu kurze Ärmel hasse ich wie die Pest.
Für meine Mutter hatte ich „damals“ die Ärmel falsch gekürzt, weil mich die Logik beim Messen und Schnitt-Ausschneiden verlassen hatte. Als Geschenk konnte ich das ja nicht so lassen und habe deshalb kurze Zeit später fluchend und schwitzend die Ärmel verlängert – innen mitten im Futterärmel, außen am Ende des Ärmels, und das alles mit rutschenden Stoffen und Kontrastnähten, die keine Unsauberkeiten erlauben.
Das wiederhole ich nicht. Ich verbuche die Jacke jetzt als Lerneffekt und schaue mal, ob sich eine geneigte Leserin meldet, die vielleicht nur 1,75 m groß ist und denkt, dass ihr die Jacke (besser) passen könnte. Leid tut es mir trotzdem um meine Cozy. Taschen und Kapuze sind nämlich echt gemütlich…
Das ist ja echt ärgerlich mit den Ärmeln! Dabei gefällt mir die Jacke sehr gut. Mir würde sie aber auch nicht passen (bin 1,84 m groß).
Wäre schön, wenn du eine Abnehmerin findest.
Viele Grüße, Tina
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Hallo Tina, das ist ja witzig, ich bin auch genau 1,84 m groß. Ich plane einen neuen Versuch für den Frühling. Mit klassischen Ärmeln, da fällt mir das Anpassen leichter. Liebe Grüße, Meike
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Das ist wirklich witzig. In unserer „Größenordnung“ gibt’s ja nicht so viele Frauen. ;o)
Ich drücke die Daumen, dass der neue Versuch gut gelingt.
Tina
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