Beim – bestimmt unökonomischen – Shoppingtrip im Sommer nach Hamburg zu Alles für Selbermacher habe ich einen Rest Softshell erworben. Ich hatte mir vorgestellt, dass der genau noch für eine Hose oder eine Jacke für das Stöpselchen reicht. Hätte er zu der Zeit vielleicht auch. Das Kind wächst aber. Mein Hosenschnitt, den ich aufgelegt habe, ragte weit über die Schnittkante hinaus. Damit war klar, dass es auch für eine Jacke eng wird; in Größe 92 ist mit einem halben Meter Stoff einfach nicht mehr viel zu holen.
Wir haben aber im Freundeskreis eine fast Einjährige, die mit Größe 80 noch gut bedient ist, und damit konnte ich meine Verwendungspläne unkompliziert umstellen. Ich habe mich für das Freebook „Zipfeljacke Bella“ von Rabaukennaht entschieden, eine einfache Jacke mit Komplettfutter. Nachdem der Softshell schon intensiv gemustert ist, funktionierte kein Musterstoff mehr für das Futter. Mit Skepsis habe ich einen Viskosejersey gewählt, der zwar farblich geeignet, aber wirklich sehr weich ist. Große Materialgegensätze verursachen bei mir immer Respekt.
Die Jacke wird mit Trennungsnaht im Vorderteil gearbeitet, und da auf dem Musterstoff nicht viel ging in Sachen Verzierung, habe ich wenigstens eine Reflektorpaspel eingenäht. Gibt gleich noch ein gutes Gefühl – Sicherheit im grauen Herbst und so…Der halbe Meter Softshell hat nicht mal mehr für die Kapuze gereicht, die Zipfeljacke musste deshalb auf den Zipfel verzichten. Ein Stehkragen ging noch. Nachher ist mir eingefallen, dass man den sachgerecht wahrscheinlich entweder im schrägen Fadenlauf oder sogar gewölbt hätte zuschneiden müssen. Ich hatte nur einen geraden Streifen geschnitten. Aber ich hatte mir ja weniger Perfektionismus vorgenommen und habe mich damit zufriedengegeben, dass der Streifen die richtige Länge hatte und meine Logik beim versetzten Einnähen des Stehkragens ab der überlappenden Knopfleiste stimmte.
Das Verbinden von Außenjacke und Futter hat dank Obertransportfuß einwandfrei geklappt, damit hatte ich nicht gerechnet. Gut, ich habe an einer Stelle eine Falte ins Futter genäht, aber wer sucht schon danach…? Wie ich erwartet hatte, konnte man die Jacke aber so nicht lassen, weil die feste Nahtzugabe des Softshells das weiche Futter nach außen gezogen hätte. Julia Kögler von Rabaukennaht hatte in der Anleitung geschrieben, dass sie zwei von drei Jacken ohne Absteppen der Ränder genäht hat und damit zufriedener war. Bei dieser Stoffkombination ging das aber nicht anders.Ich habe eine Wellennaht gewählt und kann mich nicht beklagen – da wellt sich nichts außer dem Fadenmuster. Vermutlich muss man sich bei Softshell aber auch sehr ungeschickt anstellen, bis der mal Wellen schlägt. Auf das Muster passten Kam Snaps perfekt, und in Softshell habe ich auch wenig Sorge, dass sie ausreißen. Ich bin normalerweise kein Fan von Kam Snaps und nutze lieber Jerseydrücker.
Abweichend von der Anleitung habe ich die Schulternähte von außen ins Rückenteil abgesteppt. Ich glaube zwar nicht, dass die Eltern der kleinen Trägerin Regenwanderungen mit ihr vorhaben, aber für eine Regenjacke kam mir trotzdem sinnvoll vor, die Feuchtigkeit auf der ersten Auftreffstelle extra abzuweisen.Mit der Jacke bin ich sehr zufrieden, das liegt vor allem am Schnitt. Er ist unkompliziert, schnell genäht, aus meiner Sicht sehr spielplatztauglich – weil hinten länger – und mit dem optischen Blickfang „vordere Trennungsnaht“ nicht 08/15. Danke für solche Freebooks!
Mein kleines Topmodel hat die Jacke bereitwillig anprobiert und vorgeführt, wollte sie aber nicht behalten. Perfekter Verlauf, oder?