Nachdem ich dem Stöpselchen neulich eine glückverheißende Traktor-Hose genäht hatte, fühlte ich mich ein bisschen ungerecht beschuldigt, als es trotzdem Tränen gab – weil nämlich das gute Stück nass auf der Wäscheleine hing. Ich hatte noch genug Stoff, aber zwei gleiche Hosen waren mir zu langweilig. Da wir noch einen Urlaub im Warmen geplant hatten, wollte ich lieber etwas Strand- und Stadttaugliches produzieren.
Das Stöpselchen besitzt schon zwei Spieler nach dem Freebook „Schlaffein“ von Sophie Kääriäinen (Näähglück). Wir alle – Eltern und Kind – finden diese Anzüge so super, dass sie häufiger tagsüber als nachts getragen werden. Die größte Größe des Freebooks ist 86/92. Das passt dem Stöpselchen im Prinzip noch, er hat jetzt 86 cm Körpergröße. Zum Spielen ist mehr Bewegungsfreiheit aber schön, und deshalb habe ich entschieden, den Schnitt einige Zentimeter zu verlängern. Das hätte ich einfach machen können, indem ich in der Mitte drei Zentimeter mehr zeichne und das Schnittmuster dort nach unten rutsche. Ich hatte aber mal Lust auf ein bisschen Freestyle und Schnitt-Pimping.
Die fertigen Schnittteile (sind nur drei an der Zahl) habe ich etwa auf Taillenhöhe – wenn das Stöpselchen denn schon eine Taille hätte… – quer zerschnitten, um eine Art Jumper mit Bauch-Bindeband zu ernten.Ungewohnt war dabei die Reihenfolge der Nähte. Normalerweise näht man ja erst die Schulternähte, fasst dann die vordere Kante (wie auch nach Geschmack die Ärmel- und Beinbündchen) ein und schließt am Ende Seiten- und Schrittnähte. Das wäre nun unplausibel und auch nicht so schön gewesen; ich wollte ja ein Bauch-Bündchen ohne Stückelung haben. Also habe ich nach den Schulternähten auch die Seitennähte geschlossen, erst im Oberteil, dann am Unterteil.
Zwei lange Streifen Bündchen habe ich links auf links aufeinandergelegt und leicht gedehnt über die gesamte Breite an das Unterteil genäht. Den Streifen, der nachher außen ist, habe ich dabei an beiden Enden eingeschlagen, damit eine Öffnung für den Bündchentunnel entsteht.
Das Ganze habe ich mit dem Oberteil wiederholt. An diesem Punkt hatte ich schon einen erkennbaren Anzug, dem nur noch schöne Kanten und Säume fehlten.
Ich habe erst mal die Vorderkante eingefasst, dann die Ärmel gesäumt (da finde ich Einfassen optisch eher unlocker) und zuletzt die Beinkanten wieder eingefasst. Die unteren Enden der Vorderkante habe ich übereinandergelegt und verriegelt, damit mir das Ganze nicht später verrutscht und doof aussieht. Zuletzt habe ich die Innenbeinnähte geschlossen und dabei auch gleich die Vorderkanten sauber übereinandergefasst. Dem Anzug fehlten nun nur noch das Bauchband und die Druckknöpfe. Danach habe ich ihn versteckt, damit wir ihn sauber und trocken mit in den Urlaub nehmen konnten…Ich finde das Freebook Schlaffein immer wieder einen Glücksgriff. Es besteht aus nur drei Teilen und ist absolut anfängertauglich erklärt. Klar kann man Spielanzüge und Schlafanzüge viel aufwendiger und kleinteiliger herstellen, aber das Kind guckt sich doch sowieso nur den Hauptstoff an. Und da das Stöpselchen wunschlos glücklich ist, wenn es Traktoren auf dem Bauch spazierenführt, bin ich einfach weder eitel noch perfektionistisch genug, mir einen Schnitt mit Zwickel, Armkugeln und Po-Abnähern zu suchen. Dafür gibt’s andere Anlässe.
Ein bisschen unglücklich bin ich nur mit den Druckknöpfen. Ich habe hier die geschlossenen Druckknöpfe von Snaply verwendet, und offenbar sind sie schon bei drei Lagen dünnem Bündchenstoff mit einer Lage Jersey an der Grenze ihres Greifvermögens. Einer war nach dem ersten Wickeln wieder ab. Da hätte ich was anderes erwartet, mit den normalen Jersey-Druckknöpfen von Snaply habe ich bessere Erfahrungen gemacht. Fest genug gedrückt hatte ich ganz sicher, und korrekt eingesetzt auch. Schade, aber kein Beinbruch. Das Stöpselchen freut sich über den ungehinderten Zugriff zum Bauchnabel, bis ich einen neuen Knopf eindrücke.
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