Ich sollte mir unbedingt abgewöhnen, meinen Kindern Kleidungsstücke zu zeigen, die ich für andere Kinder genäht habe. Jedes Mal führt das zu Frust bei den Kindern und neuen Projekten bei mir. Bei der letzten Verschenk-Hose mit Autos und Polizeiautos endete das „nur mal anprobieren“ mit Kreischen und Festkrallen. Ich hab dem kleinen Stöpselsofort eine Traktor-Hose versprochen, damit er loslässt, und das führte dazu, dass er prompt zu seiner gerade ausgezogenen Hose krabbelte und darin und darauf einen Traktor suchte. „Datda, biiiiß du?!“
Okay, damit kannte ich meine Aufgabe und bin abends ins Nähzimmer gegangen. Die allerliebste Oma der kleinen Stöpsel hatte tatsächlich Traktorstoff gekauft und mir neulich zum Vernähen gegeben, und daraus habe ich eine schnelle Pump-it-up-Hose zugeschnitten. Ich hatte mich ja schon beim letzten Mal gegen Einschlagösen entschieden, weil meine Jungs dafür zu aktiv sind. Mit der ersten Testvariante, den Rechtecken aus Dreifach-Zickzack, war ich ja nicht restlos zufrieden. Dieses Mal habe ich einen Stich ausprobiert, der auf meiner Stichübersicht aussah wie eine kleine Sonne (C6).
Man lernt ja aus Fehlern: Ich hab mir schon so oft in unbefangenem Optimismus Stoffteile verhunzt, indem ich mit neuen Stichen drauflosgenäht habe, dass ich dieses Mal sicherheitshalber auf einem Rest getestet habe. Diese kleine Sonne fand ich in der ersten Anmutung sehr eng, aber es passte doch tatsächlich das Jerseygarn durch, das ich als Bindeband verwenden wollte. Ich hab es mit einer Stopfnadel durchgezogen.
Frohgemut habe ich also kleine Sonnen in mein Bündchen genäht, mit dem Fadentrenner innen geöffnet und das Jerseygarn eingezogen. Die Löcher sind fast unsichtbar, das gefällt mir im Ergebnis supergut.Die Hose war der Seligmacher schlechthin. Der kleine Stöpsel rannte damit zu jedem, der es nicht hören wollte, und präsentierte seine Traktoren: „Datda! Meiner!“ Sie konnte keinesfalls nach dem Spielplatz zum Schlafen ausgezogen werden, auch nicht später zum Spielen und Toben bei 28 Grad. Wenn so wenig Aufwand so glücklich machen kann, ist doch alles gut!