Allgemein · Für Erwachsene

Wiedersehen mit Cozy

Zum Muttertag hatte ich meiner Mutter eine Jacke genäht. Nicht eine gemütliche, zeitlich überschaubare Sweatjacke, sondern so ein richtiges Projekt, mit Futterstoff, super-peniblem Zuschneiden und Perfektionsanspruch. Optisch war das Ergebnis echt ansprechend. Das Desaster war nur, dass ich mich beim Ausmessen zu bucklig angestellt hatte.

Ich hatte meine Mutter vorher ausgiebig vermessen – Schultern, Oberarme, Brustumfang, Taille, Hüfte, Armlänge, alles, was man eben so messen muss. Dann hab ich das mit dem Schnitt abgeglichen, die Größe ermittelt und die Maße perfektioniert. Gewählt hatte ich die Herbst-/Winterjacke COZY von Kullaloo. Ja, ich weiß, Muttertag liegt im Spätfrühling. Meine Mutter ist aber eine Frostbeule, da geht so eine Jacke immer.img_0405Zurück zum Thema. In der Anleitung stand, dass die Jackenärmel beim Probenähen oft zu lang waren. Das war bei meiner Messung auch so. Ich habe in der Folge tagelang mit meinen perfektionierten und penibel geschnittenen Stoffteilen gewerkelt und bin am Muttertag voller Stolz mit dem fertigen Prachtstück angetreten. Ja. Dachte ich so. Die Ärmel waren aber viel zu kurz. Nicht knapp. Sondern so richtig zu kurz. Nach dem ersten Frust dämmerte mir der fette Denkfehler: Ich hatte die Ärmellänge meiner Mutter natürlich ab der Schulter gemessen. COZY ist aber ein Raglanschnitt. Da hätte ich die Schulterweite der Ärmellänge zuschlagen müssen. Und nun?!

Die ganzen Ärmel neu zu machen, konnte ich mich nicht überwinden. Der Abschluss besteht nicht aus einem einfachen Bündchen. Das Bündchen wird zwischen einen schmalen Ring Außenstoff und den Futterärmel genäht. Der Außenring ist dann (umgebügelt) links auf links mit dem umgebügelten Außenärmel zusammenzunähen. Ich hatte so gekämpft mit dem flutschigen Futterstoff, dem dicken Bündchen und dem popeligen Streifen, das wollte ich nicht wiederholen. Nach wochenlangem Hadern habe ich mich dann entschieden, die Verbindung zwischen Außenärmel und Außenstoff-Ring aufzutrennen. Dann würde ich den Ärmelabschluss erhalten. An den Außenärmel habe ich satte acht Zentimeter angesetzt und offensiv mit Kontrastnaht abgesteppt. Verstecken kann man solche Fehler ohnehin nicht.

DSC_2795Innen wollte ich das nicht so weit vorn und damit so nah am Bündchenabschluss machen. Ich habe deshalb pro Ärmel einen größeren Ring aus Futterstoff in acht Zentimeter Breite genäht und den dort eingesetzt, wo er passte. Innen guckt ja keiner, da muss es nur halten.DSC_2790Mit dem Ergebnis kann ich prima leben, auch wenn ich den Futter-Einsatz vier Mal zuschneiden musste. Futterstoff rutscht echt ekelhaft. Meine Mutter ist jetzt ganz glücklich mit längeren Ärmeln und stört sich kein bisschen am unperfekten Ergebnis. Und ich bin froh, dass ich die Revision mal angepackt habe und die Jacke nicht mehr als schlechtes Gewissen im Hinterkopf lauert.

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