Ha, das Üben hat sich gelohnt! Ich habe vorgestern das Einzelfaltdingens besiegt und eine Abend-Session mit Einfassstreifen gemacht. Als ideales Vergleichsstück habe ich das Freebook Schlaffein von Sophie Kääriäinen (Näähglück) zugeschnitten. Das hatte ich schon mal vor den Coverstitch-Zeiten genäht und fand es eine ätzende, mühselige Fummelarbeit, etwa eineinhalb Meter Kanten einzufassen. Annähen, umklappen, falten, stecken, wieder annähen. Nee, echt nicht.
Nach meinem untauglichen Erstversuch am Einzelfaltdingens habe ich dieses Mal dünnen Bündchenstoff (1×1 Rippe) zu ellenlangen Streifen geschnitten. Der Test lief zufriedenstellend. Ich hatte zuvor die Nadeln gewechselt, weil ich gelernt hatte, dass die Maschine immer mit Webware-Nadeln geliefert wird und sich dann nicht mit Jersey verträgt. Na ja, da gibt es dann auch noch Übungsbedarf. Ich hatte sie wohl nicht fest genug eingesetzt/festgeschraubt, und am Ende meines Teststücks gab es einen phänomenalen Knall, der rechte Faden war gerissen und die Nadel steckte felsenfest tief im Stoff. Ich brauchte im Endeffekt eine Zange aus dem Werkzeugkasten, um das verbogene Ding da wieder rauszuzerren. Und das Nadeletui war leer. Na ja, die Dreifach-Covernaht gefiel mir aber ohnehin nicht uneingeschränkt gut. Folglich habe ich die linke Nadel rausgenommen, die verbogene rechte damit ersetzt und hatte dann einen Zweifach-Coverstich (Mitte und rechts). Damit bin ich ans Werk gegangen.
Eine kleine Änderung habe ich für mich am Schnitt beschlossen: Der Anzug wird laut Anleitung komplett durchgeknöpft, also Vorderfront und beide Hosenbeine. Das Stöpselchen legt aber allergrößten Wert auf eigenständiges Anziehen und hat besonders euphorische Erfolgserlebnisse bei Hosenbeinen. Deshalb habe ich an den Hosenbein-Innennähten Nahtzugaben hinzugefügt, wo eigentlich wegen der Einfasskante keine vorgesehen waren, und eine Innenbeinnaht geplant.
Es ist jedes Mal wieder eine Popelei, den Einfassstreifen in sauberer Faltung durch das Einzelfaltdingens zu ziehen und unter den Nähfuß zu kriegen. Die Pinzette leistet da gute Dienste. Ich habe die Schulternähte geschlossen und erst mal mit einem Ärmel begonnen. Wäre das voll in die Hose gegangen, hätte ich den Rand einfach abgeschnitten und mit kürzeren Ärmeln gelebt. Es hat aber reibungslos geklappt. Perfekt sieht es noch nicht aus, aber das wäre für den ersten Versuch, der überhaupt klappte, wohl auch viel verlangt.
Für den Anzug habe ich einen weiteren Lillestoff angeschnitten, und zwar ein Ritter-Motiv von einer Stoffdesignerin mit dem gruseligen Namen NiCiBiene. Am Bildschirm beim Bestellen fand ich es witzig, beim Auspacken hat mich das Farbspektrum erst mal erschlagen. Deshalb hab ich es auch für den Einfass-Test verwendet – ich hätte gut verschmerzen können, wenn es nichts wird.
Da hab ich mich aber echt vertan, habe ich dann beobachtet. Das Stöpselchen findet den Stoff herrlich. Es sind nämlich Pferde, Katzen, Kaninchen, Vögel UND Mäuse drauf. Die Drachen findet es noch nicht interessant. Es braucht jetzt kein Bilderbuch mehr, es hat einen Bilderbauch.
In der Variante, die da jetzt gelungen ist, würde ich den Anzug tatsächlich auch als praktischen Sommeranzug für Garten, Freizeit und Strand nähen. Ein schöner, schlichter Schnitt, der mit so einer Einfasshilfe wirklich innerhalb einer Stunde genäht ist. Die größte Herausforderung ist dann nur, eine logische Reihenfolge von Nähten und Einfassungen einzuhalten, damit man jeweils offene Kanten einfassen kann, aber nicht zu viele einzelne davon hat.
Meine Reihenfolge war:
- Schulternähte schließen
- Ärmel einfassen
- Vorderkante einfassen (vom Schritt nach oben, um den Halsausschnitt und wieder nach unten bis zum Schritt)
- Seitennähte schließen
- Hosenbeinkanten einfassen
- Innenbeinnaht schließen
Druckknöpfe einsetzen, fertig. Davon wird noch einer in den Kleiderschrank wandern!
Was für ein schöner Bilderbauch!
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