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Das zweite Leben eines alten Oberhemds

Ich habe kürzlich eine Materialspende vom besten Freund des großen Stöpsels bekommen, der eigentlich meiner ist. Er hat mir zwei ausgemusterte Oberhemden überreicht mit den Worten: „Wenn du meinst, dass du daraus was machen kannst… Es würde mich ehren, wenn J. meine Hemden weiterträgt.“ Klar. Mach mir keinen Druck. Ich hatte aber spontan Ideen und gestern Lust, sie auszuprobieren.

Aus einem der Oberhemden, die beide unspektakulär hellblau sind, habe ich die Hemdtasche und die Knopfleiste ausgeschnitten. Mir war wichtig, seitlich der Knopfleiste eine vernünftige Nahtzugabe zu behalten. Dadurch ist die Hemdtasche an einer Seite sehr knapp ausgeschnitten, das lag einfach zu eng aneinander. Und ganz dicht unter dem Kragen wollte ich die Knopfleiste nicht abschneiden, damit ich den auch noch mal recyclen kann.

Diese Hemdteile wollte ich auf eine schlicht geschnittene, aber bunte Kinderhose in Größe 116 nähen. Genutzt habe ich da das wunderbare Freebook „Näähglück Kinderhose“ von Sophie Kääriäinen und habe den ersten Meter aus meinem Mega-Lillestoff-Vorratskauf von letzter Woche angeschnitten. Der reicht bis Herbst…

Ausnahmsweise habe ich bei diesem Projekt mal gebügelt, und zwar die Nahtzugaben an den Oberhemd-Stücken. Mit so dünner Webware arbeite ich selten – ich befürchte, die verzeiht keine Fehler. Die Hemdtasche wollte ich als Gesäßtasche weiterverwenden, die Knopfleiste als rein optische Applikation. Eine Knopfleiste vorn im Schritt fand ich sinnlos, weil es bei meinem großen Stöpsel immer schnell gehen muss, wenn er eine Erledigung plant.

Die Knopfleiste habe ich mittig auf ein Beinteil genäht, und zwar unten bündig. Oben war mir das zu heikel. Ich habe zwar ausgemessen, dass der Hosengummi drei Zentimeter breit ist und das mit Umschlag sechs Zentimeter Stoff von oben verbraucht, aber oben verarbeitet sich eine offene Kante viel leichter als unten, falls es dann doch nicht exakt passt, dass die Knopfleiste unter dem Gummibund ansetzt. Die besagte offene Kante habe ich mit Kontrastgarn verriegelt und anschließend die lange Knopfleiste mit der Coverstitch aufgenäht.

Mit dem gleichen Kontrastgarn habe ich auch die neue alte Tasche aufgenäht, und zwar mit der knapp geschnittenen Seite direkt an der Po-Naht, so dass sie später von der Overlock-Naht mitgefasst wird.DSC_2584

Im Ergebnis hat das überraschend und erfreulich gut geklappt. Am unteren Hosenende habe ich den Knopf abgeschnitten, weil ich nicht erleben wollte, was die Overlock-Nadeln dazu sagen, wenn ihnen beim Bündchen-Annähen ein Plastikknopf unterkommt.

Der große Stöpsel war – ganz entgegen seiner Modell-Antipathie – sofort bereit, die Hose anzuziehen, als er gehört hat, wessen altes Hemd darin verarbeitet ist. Vielleicht sollte ich jetzt immer Stückchen von alten Kleidungsstücken geliebter Menschen irgendwo aufnähen, damit er sich mit neuen Klamotten anfreundet…

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