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Da fehlt noch Übung!

Ich habe vor Kurzem das Ebook „Wickeljacke Frido“ von Annas-Country gekauft. Ich mag solche asymmetrischen Schnitte, und das Ebook ist für die Größen 44 bis 122, da kann man eine Menge machen. Die Anleitung gibt mehrere Varianten her, darunter breite und schmale Überschläge vorn, gefütterte und ungefütterte Jacken und viele Beispiele für Verschlussmöglichkeiten.

Den Schnitt wollte ich gleich dreimal nutzen; zweimal zum Verschenken und einmal als Nähtest für das kleine Stöpselchen. Bei Geschenken ist mir lieber, wenn ich den Schnitt vorher kenne, das reduziert das Risiko, dass ich den Stoff nachher verhunze. Für den einen Geschenkstoff habe ich passendes Futter bei Stoff und Stil gekauft, das ich auch für das Stöpselchen verwenden wollte, und ich stelle wiederholt fest, dass ich den Laden nicht leiden kann. Die Stoffe sind auf diesen riesigen Fabrikrollen, die vorwärts in Regale geschoben werden. Zum Aussuchen finde ich das total unkomfortabel, man sieht erst mal nur die Pappröhre und darauf die vordere Stoffkante. Außerdem ist man sicherlich gut aufgehoben, wenn man neue Gardinen oder Sesselbezüge nähen will und Kurzwaren braucht, aber für Jersey und Sweat finde ich die Auswahl im Verhältnis zur Ladenfläche mickrig.

Na wie auch immer, jetzt zu Frido: Für das Stöpselchen habe ich eine gefütterte Jacke mit Eingrifftaschen zugeschnitten und die Anleitung ein bisschen abgewandelt. Die Vorderteile sind die schmalen, die also nicht so weit übereinandergeschlagen werden. In Vorbereitung aufs Nähen habe ich das erste Mal Jerseynudeln hergestellt und mich beim Schneiden gefragt, wie ich sicherstelle, dass sich der Jersey in die richtige Richtung zusammenrollt. Im Fadenlauf werden schmale Streifen geschnitten und dann langgezogen. Der Jersey rollt sich dabei ein. Mein Bio-Baumwoll-Futter-Jersey ist aber nicht durchgefärbt, sondern bedruckt, und ich wollte natürlich nicht die einfarbige Rückseite als Außenseite haben. Mir fiel keine Lösung ein, den Jersey zum geführten Einrollen zu bewegen, und ich hatte einfach Glück. Ich habe jetzt Muster-Röllchen.

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In der Anleitung für die gefütterte Jacke wird je eine Futter- und Außenstoffjacke genäht, die beiden werden ineinandergesteckt, an der gesamten Außenkante aneinandergenäht (linke Vorderseite – Halsausschnitt – rechte Vorderseite – Unterkante in einem Rutsch) und dann durch die Ärmel gewendet. Die Ärmel sollen dann gesäumt werden. Das fand ich nicht so schön. Wenn man die Ärmel dann umkrempeln will, was bei den angebotenen Doppelgrößen vorkommen dürfte, hat man so eine hässliche Innensaumnaht oder muss die Säume umständlich ineinanderpopeln, um sie dann zu säumen. Och nee.

Ich habe die Jacken nur an der Oberkante verbunden, also Vorderkante – Halsausschnitt – Vorderkante. Anschließend habe ich Innen- und Außenärmel auf links gezogen und frontal aufeinander zugeführt, so dass sich die Ärmelenden berührten. Noch einen Zentimeter weiter, und die Stoffkanten werden nach außen gewölbt. Klar, von allein krumpeln sie sich, da muss man verschönernd nachhelfen, aber das Prinzip ist nicht schwer. Dieser entstehende Rand, wie wenn man zwei Glöckchen gegeneinanderhält, liegt nun rechts auf rechts. So wird er auch gesteppt. Wenn man die Ärmel dann zurückzieht auf rechts, sind sie hübsch unsichtbar verbunden.

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In der Anleitung ist gut erklärt, wie die Bindebänder wo eingenäht werden, das war mit minimaler Konzentration machbar. Dem unteren Saum hatte ich beim Futter einen Zentimeter weniger zugegeben als dem Außenstoff. Diesen einen Außen-Zentimeter habe ich am Ende umgeschlagen und festgesteppt. Da Sweat nicht ausfranst, reicht mir das als Saum, perfektionistischer bin ich nicht. Die Jacke selbst gefällt mir gut. Die Passform… Na ja!

Ich gebe zu: Ich habe sehr üppig zugeschnitten. Das Stöpselchen ist 83 Zentimeter groß, und genäht habe ich eine Größe 92/98, also massiv auf Zuwachs. Die umgekrempelten Ärmel finde ich schön, das sieht durch das Futter sehr hübsch aus, aber mir ist der Ausschnitt zu groß. Und dabei habe ich die Jacke schon enger gebunden als vorgesehen.

Laut Anleitung wird die ungefütterte Jackenvariante mit einer Bündchenkante versehen. Das gibt dem Stoff an der Vorderkante 1,5 Zentimeter dazu. Beim nächsten Mal würde ich auch die gefütterte Variante mit einem Bündchen zwischen den Stofflagen machen. So, wie es jetzt aussieht, habe ich die spontane Assoziation „Hausjacke“, so ein Kleidungsstück, das dem distinguierten Gentleman von seinem Modeberater im Herrenbekleidungsgeschäft vorgeschlagen wird, um die abendliche Zigarrenstunde mit dem Cognac-Schwenker etwas gemütlicher zu machen.

Zweites Änderungspotenzial: Mir klafft die Jacke unten zu weit auf. Okay, das Stöpselchen trägt einen kleinen Trommelbauch spazieren und hat sonst nicht viel auf den Rippen, das mag für jeglichen Schnitt eine Herausforderung sein, aber ich hätte gern noch ein Bindeband weiter unten gehabt. Geht aber wegen der Eingrifftaschen nicht. Das nächste Mal würde ich also nur eine Eingrifftasche nähen und dafür ein zweites Bindeband vorn. Und vermutlich auch die größeren Vorderklappen, damit der Überschlag vorn etwas weniger Dekolleté offenlässt.

Aber alles in allem gefällt mir die Jacke gut, und dass diese hier nicht rundum zufriedenstellend ist, kann ich gut verbuchen unter „noch üben“.

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