Ich habe sofort am Erscheinungstag das EBook Neesha von Sara & Julez gekauft. Das fand ich total schön; eine hochgeschlossene Jacke, vorn überlappend geschlossen, daher optisch asymmetrisch, und mit kleinem Stehkragen oder Kapuze. Ich trage selten Kapuzen, habe das Stück also mit Kragen und in der langen Version zugeschnitten. Es gibt zwei Längen, und hinten auszumessen bringt nicht viel, weil es bei jeder Körperform vorn anders schließt. Ich wollte aber nicht das Stück Hefekuchen-Bauch über dem Hosenbund freigelegt haben, deshalb ist es die lange Variante geworden. Sicher ist sicher.
Der Zuschnitt ist zwar nicht schwer, aber nichts für späte Stunden. Manche Teile werden gerade zugeschnitten, andere mit diagonalem Fadenlauf, und manche doppelt, andere im Bruch. Wenn man zu müde ist, richtig hinzugucken, wird das nix. Bei mir ist immerhin nur ein Teil in die Hose gegangen, das ich fälschlich doppelt statt im Bruch zugeschnitten habe. Das fand ich verschmerzbar, es war nur der Besatz innen im Kragen. Den hab ich verbunden und verwendet.
Schön finde ich an dem Schnitt, dass die Position der Knöpfe bzw. Verschlüsse frei wählbar ist. Jede(r) probiert aus, wo es am besten passt, und setzt die Knöpfe nach Gutdünken. Ich hatte den Schnitt in Größe 42 zugeschnitten, das ist bei meinen Körpermaßen eher eine Größe mit Puffer, und konnte für mich dann nicht die idealen Knopfpositionen finden. Deshalb habe ich seitlich ein paar Zentimeter eingenäht – mit der Overlock kein Problem. Danach saß die Neesha besser, und ich konnte auch gut die Knöpfe setzen.
Mit dem Gesamtergebnis bin ich in der oberen Hälfte sehr zufrieden. Mir gefällt der kleine Kragen ausgesprochen gut, ich finde gemütlich, dass die Jacke am Hals so eng schließt, und ich musste die Schultern nur zwei Zentimeter verbreitern, damit die Jacke perfekt passt.
Untenrum finde ich sie verbesserungswürdig. Weniger den Schnitt als meine Wahl. Die lange Variante ist doch zu lang, und ich verstehe den Rat der Autorin, dicke Stoffe zu verwenden (Wolle oder Kuschelsweat). Mein Sommersweat wellt sich extrem, obwohl das Bündchen kaum gedehnt wird beim Annähen. Das sieht nicht besonders geschickt aus. Außerdem hätte die kurze Variante doch gereicht. Die lange stößt bei Bewegungen und beim Sitzen auf, und mir reicht im Allgemeinen, wenn Kleidung bis auf den Po und nicht über den Po reicht.
Macht aber nichts. Ich werde die Jacke trotz alledem anziehen und mich dran freuen, mir gefallen Schnitt und Stoff, und beim nächsten Mal mache ich es besser.
Der einzige fette Haken: Ich habe vor einer Woche perfekt passende Knöpfe auf DaWanda bestellt, stoffbezogene Ösenknöpfe, blau mit weißen Schwalben. Die wurden vor fünf Tagen versendet, innerhalb Berlins, und sind immer noch nicht da. Die Knöpfe setze ich über die Druckknöpfe – Letztere sind definitiv keine optische Glanzleistung, sondern nur Mittel zum Zweck, nämlich dem Verschließen. Ösenknöpfen traue ich das nicht auf Dauer zu, die benutze ich nur als Deko.
Eigentlich wollte ich die Jacke erst als fertig betrachten, wenn die Knöpfe angekommen und angenäht sind. Das dauerte mir aber zu lange. Ich nehm sie jetzt also so, wie sie ist, und wenn Godot (die Knopflieferung) kommt, kann ich immer noch das Sahnehäubchen draufsetzen.