Gestern beim Zuschneiden und Nähen hat sich mir erneut bestätigt, dass der Stoffmixpulli von Klimperklein zweifellos das tollste EBook ist, das ich bisher umgesetzt habe. Es ist dermaßen idiotensicher erklärt, bietet dabei aber so viele Variationsmöglichkeiten am Kleidungsstück (Kapuze, Stehkragen, Troyerkragen, Eingrifftaschen, Bauchtasche, Reißverschluss, Knopfleiste…), dass der geneigte Leser/Näher sich beim „Arbeiten“ fühlt wie Gott an der Nähmaschine.
Der Zuschnitt war echt ungewohnt. Normalerweise bewege ich mich zwischen den Größen 68 (für neue Babys im Freundeskreis) und 116 für den großen Stöpsel. Die Schnittteile in Größe 152 fand ich jetzt riesig.
Meine Herausforderung gestern lag eindeutig in der Wahl der Stoffe. Die Zielperson, mein zwölfjähriger Cousin, geht seit Sommer auf die Oberschule und würde ganz sicher nie die Kleinkinder-Motivstoffe meiner kleinen Stöpsel anziehen. Klare Sache. Nur war ich mir, obwohl ich ja regelmäßig in der Stadt unterwegs bin, auch nicht sicher, was man denn mit zwölf cool und uncool findet. Ich bin den sicheren Weg gegangen und habe völlig auf Motive oder Muster verzichtet. Türkis und Braun, das war’s. Türkiser Lillestoff-Sweat und dunkelbrauner Feincord, abgesetzt mit mittelbraunem Bündchen. In meiner Wunschvorstellung reduziert diese Wahl das „uncool“-Risiko auf ein Minimum.
Einen Akzent setzen wollte ich beim Absteppen des rückwärtigen Belegs, das ist dieses Stück Stoff, das man im Hintergrund sieht, wenn man den Halsausschnitt vor sich hat. Befestigt wird er im Rückenteil, man sieht das also auf der Rückseite, und da kann man gut eine Ziernaht verwenden. Das fand ich harmlos. Gewählt hab ich einen Zierstich, der mich auf der Übersicht an eine EKG-Kurve erinnert hat. Zackig und unregelmäßig, und ich war mir so sicher, dass ich ihn nicht vorher getestet habe. FEHLER!
Geschluckt habe ich schon nach zwei Sekunden, als ich gemerkt habe, wie langsam der Stoff transportiert wird und wie eng folglich die Zacken sind. Nach ein paar Zentimetern Aushalten und Hoffen habe ich das schon fertige Stück umgedreht und hatte eine ganz unselige Assoziation beim Anblick des Ergebnisses: Arschgeweih…!
Okay, da war es aber zu spät; die Naht ist so massiv, dass der Stoff sich nicht vom Auftrennen erholt hätte. Mit der Wahl musste ich nun also leben. Im Ergebnis und auf die Dimension von Größe 152 bezogen, fand ich die Naht dann aber doch nicht mehr schlimm. Sie hat jetzt eher den gewünschten Effekt, den sehr schlichten Pulli in der Rückansicht ein bisschen aufzumöbeln. Trotzdem lerne ich daraus: Niemals auf die Ziernaht-Übersicht vertrauen, immer testen!
Schöne Bestätigung meines ungewohnten Gefühls heute Morgen: Der große Stöpsel hat den Pulli übergezogen, damit ich die Kapuze fotografieren kann, und stand feixend da, Ärmel bis zum Fußboden. Nach dem Foto rannte er los: „Papa, wir haben einen riiiiesigen Pullover anprobiert!“
ha – deine Assoziation ist ja wirklich zum Brüllen! Aber sei beruhigt, denn bei solchen gehen die Enden wieder nach unten. Außerdem wird er den Pulli in der Regel mit hängender Kapuze tragen.
LikeLike
Das hab ich mir auch gedacht. Ganztags Kapuze tragen nur Gangstas.
LikeLike